Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Leben ist ein Mysterium
Meditative Gitarrenklänge mit Bruno Aleppio im Zwiefalter Casino sind Balsam für die Seele
ZWIEFALTEN - Mit meditativen Gitarrenklängen und lyrischen Texten haben Bruno Aleppio und seine Frau Hilde Schiffer im Casino des ZfP in Zwiefalten eine Stunde Balsam für die Seele geboten. Viele Besucher lauschten mit geschlossenen Augen, um Klänge und Worte bis in der Tiefe von Herz und Seele wirken zu lassen.
„Seele kann man nicht messen, sie braucht Zeit, um zur Ruhe zu kommen“, lautete eine der Kernaussagen, mit denen Bruno Aleppio und Hilde Schiffer eine meditative Stunde gestalteten. Fein ziselierte Passagen auf Aleppios Gitarre, empfindsam gezupft, führten die Zuhörer in den Kristallpalast einer Tropfsteinhöhle. Zu einer klar erkennbaren Melodie gab es dezente Begleitung als eine wunderbar beruhigende Einheit. So kann die Seele baumeln, wenn man nur den Tönen lauscht, ihnen nachzuspüren versucht im Bemühen, den Alltag komplett auszublenden.
Zwischen Kostproben aus acht Veröffentlichungen Aleppios verschiedener Stilrichtungen, Zeiten und Ländern streute seine Frau Hilde Schiffer ebenso dezente lyrische Beiträge. „Alles, was geschieht, ist irgendwie richtig. Nur wer das annimmt, kann gelassen werden“, meinte sie. „Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich versucht, mich von allem, was nicht gesund war und mich hinunterzog, zu befreien.“Aleppio spannte diesen Bogen weiter zu asiatisch anmutenden Klangfolgen im Blick auf Fragen: „Wo spricht dein Herz? Was liegt dir in Bauch und Magen?“
Dies führte zur Betrachtung des Herzschlags. Wenn jemand vor mir steht, der unfreundlich ist, betonte Aleppios Frau als gelernte Physiotherapeutin, fällt es mir schwer, mein Herz zu öffnen. Der Gitarrist setzte dies in Klangfolgen um, in denen Melodie und Rhythmus sich miteinander verbanden. In die musikalische Freundlichkeit waren auch enge Akkorde mit eingebunden, wohl auch als Ausdruck dafür, dass im Bereich des Herzschlags nicht immer alles ebenmäßig verläuft.
„Wirf die Vergangenheit weg, nicht weil sie schlecht war, sondern weil sie vorbei ist“galt als einer der weiteren Textbeiträge in der lyrischen Verbindung von Wort und Musik. Dazu intonierte der Gitarrist spanische Episoden.
„Das Echo ist in Wirklichkeit das Leben. Das Echo gibt dir zurück, was du selbst tust. Das Leben ist kein Zufall, es gibt dir zurück, was du ihm selbst gegeben hast.“Nachdenkenswerte Worte, stimmlich eindringlich rezitiert, zum Begriff der Kommunikation in Töne umgesetzt. Ein klar formuliertes Thema erscheint in zurückgenommener Weise mit dezenter technischer Unterstützung als beeindruckende Einheit. Dies gilt auch für die Umsetzung des Wassers im Märchen, wobei man im Gitarrenspiel deutlich das Plätschern und Fließen vernehmen und selbst kleine Wasserfälle erkennen konnte.
Hilde Schiffer zitierte Rilke und seine Begegnung mit der stummen Bettlerin in Paris, der neben den erhaltenen Geldstücken vor allem eine geschenkte Rose ihr Herz aufgehen ließ. Die Intuition, meinte Aleppio, habe als Bauchgefühl mit leiser Stimme auch im Gitarrenspiel ihre Berechtigung, wenn melodisch helle Töne durch sonore tiefer liegende Begleitsegmente ihre Unterstützung erfahren.
Vollklingende Akkorde
„Das Leben ist ein Mysterium . Kannst du es jemals begreifen? Um die Weisheit zu erkennen, muss der Mensch in sein Inneres gehen, denn dort hätten die Götter sie versteckt“, sinnierte die Lyrikerin. Ihr Mann setzte dies um in melodische Klänge in strahlender Brillanz der Melodie, unterstützt durch perlende Bewegungen der Begleitung. So entstand ein Klangteppich aus vollklingenden Akkorden und wohltönender Melodik. Erst nach diesem beachtenswerten Gesamtkunstwerk gab es den verdienten Applaus. Beifall während des Konzerts hätte nur gestört. So aber wirkte das Gehörte auf eine ganz nach innen gerichtete Weise. Dies schien auch Gitarrist Aleppio zu empfinden, denn er beantwortete den Applaus mit einer Herz und Seele berührenden Eigenkomposition.
Mit diesem musikalisch-lyrischen Angebot hat die Kulturinitiative des ZfP seiner Veranstaltungsreihe ohne Eintritt einen besonders liebenswürdigen und lange nachklingenden Akzent verliehen.