Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Waldbühne verzeichnet Einbrüche bei Spenden
Vorsitzender will mehr Energie in Sponsorensuche stecken – Langjährige Mitglieder werden bei der Hauptversammlung geehrt
SIGMARINGENDORF - Bei der gut besuchten Hauptversammlung des Theatervereins Waldbühne am Samstagabend im Gasthaus „Donauhirsch“ist deutlich geworden, welcher Aufwand betrieben wird, um niveauvolle Stücke auf die Bühne zu bringen.
Der Vizepräsident des Landesverbandes Amateurtheater, Markus Joos, bezeichnete die Waldbühne als „Aushängeschild nicht nur für den Ort, sondern für das ganze Land“. Auch Walter Kordovan, Vorsitzender des Theatervereins, lobte das emsige Engagement seiner Truppe und sagte mit Blick auf die Eintrittspreise: „Ihr seid viel zu billig für die Qualität, die ihr auf die Beine stellt!“
So hat auch die vergangene Saison mit 14 987 Zuschauern und einer Auslastung von 100 Prozent beim Erwachsenenstück „Robin Hood“, sowie 81 Prozent Auslastung beim Kinderstück „Dornröschen“die gute Arbeit des Vereins bestätigt. Die Inszenierung beider Stücke sei eine große Herausforderung gewesen. Allein die Dornenhecke in der Märchenaufführung hätte die Requisite bis zur letzten Minute in Atem gehalten, ganz zu Schweigen vom Spinnrad, das bei der Premiere zu brennen anfing und einen Löschtrupp in Aktion treten ließ. Extrem aufwändige Probenarbeit erforderte das Erwachsenenstück, denn es kamen echte Pferde zum Einsatz. Um die Kampfszenen möglichst authentisch wirken zu lassen, waren im Vorfeld ein Bogenbauworkshop und ein Kampfworkshop nötig gewesen. Kordovan zollte den Bühnenbauern Respekt und Anerkennung, denn der Kulissenbau war nicht einfach und nur mit Sondereinsätzen zu stemmen. Deshalb richtete der Vereinschef seine Bitte an das Technikteam, sich beim Bühnenbau einzubringen. Besonderes Augenmerk legte Kordovan auf die Winterstücke, die Schriftführerin Nadja Kiesewetter mit Jugendlichen erarbeitet. Im vergangenem Winter waren das „Die Schwabenkinder“, ab Februar diesen Jahres wird ein Stück um Anne Frank uraufgeführt. Es sei eine Win-Win-Situation, so der Vorsitzende. „Nadja kann hier ihre Ausbildung als Theaterpädagogin einsetzen und die Jugendlichen setzen sich intensiv mit Themen auseinander, die sie sonst vielleicht nicht interessieren würden“.
Örtliche Banken haben sich als Sponsoren zurückgezogen
Kassierer Harald Hahn ließ die Versammlung wissen, dass der Kassenstand nach wie vor gut ist, auch wenn das vergangene Jahr mit einem Minus abgeschlossen werden musste. Deutliche Einbrüche seien bei den Spendeneinnahmen zu verzeichnen gewesen. Insbesondere die örtlichen Geldhäuser hätten aus unbekannten Gründen nichts von sich hören lassen. „Wir müssen wieder mehr Energie in die Sponsorensuche stecken“, meinte der Vorsitzende. Zusammen mit Markus Joos ehrte Kordovan langjährige Mitglieder für ihre Treue und ihr Engangement, allen voran Gerold Rebholz, der in 50 Jahren der Waldbühne sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur seinen Stempel aufdrückte. Mit ihm begann ab 1979 auch die Ära der Kinder- und Jugendstücke auf der Waldbühne. Rebholz erhielt aus den Händen von Joos die silberne Ehrenmedaille des Landesverbands Amateurtheater.
Sonja Kobsik, Sandra Braunwart, Jeannin Kordovan und Benjamin Speh konnten die Ehrennadel für 25 Jahre aktiven Dienst entgegen nehmen. „Das sind 100 Jahre geballte Waldbühnenpower“, hob Joos hervor. Statistisch betrachtet stünden hier über 10 000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit, was bei einem Mindeststundenlohn also rund 100 000 Euro ausmachen würde, verdeutlichte der Vizepräsident. „Aber wie heißt es so schön: Ehrenamt ist nicht unbezahlte Arbeit, sondern Arbeit, die man nicht bezahlen kann!“