Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
An der Keltenkonzeption wird schon gefeilt
Vertreter aus der Region sprechen in Hundersingen über Zukunft des Freilichtmuseums
HUNDERSINGEN - Anfang Januar hat das Kabinett in Stuttgart beschlossen, dass es eine landesweite Keltenkonzeption geben soll, bei der die Heuneburg eine zentrale Rolle spielen wird. Wie es nach diesem Kabinettsbeschluss weitergehen soll, hat Petra Olschowski, Staatssekretärin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, in Hundersingen mit Vertretern aus der Region und Beteiligten besprochen.
Die Staatssekretärin stellte gleich zu Beginn der Besprechung im Hundersinger Feuerwehrhaus klar: „Wir stehen am Anfang. Der Beschluss im Januar war ein Startschuss. Was sich daraus ergibt, wird jetzt erst im Detail ausgearbeitet.“Einige Dinge stehen aber auch schon fest. Etwa, dass das Land über die Staatlichen Schlösser und Gärten ab 2020 die Trägerschaft des Freilichtmuseums übernehmen wird. Ab dem nächsten Doppelhaushalt wird das Land Mittel einplanen, um die Keltenkonzeption unter anderem mit einer Aufwertung der Heuneburg umzusetzen. „Wie viele Millionen Euro es sein werden, müssen wir noch besprechen“, sagte Olschowski. Doch die betroffenen Ministerien würden fachübergreifend und begeistert an dem Thema arbeiten, damit eine kulturpolitische Konzeption für das ganze Land entstehe. Für die Heuneburg sei es wichtig, eine Attraktivität zu schaffen, damit die Leute in die Region kommen. „Wir wollen die Kelten mit einer archäologischen Erlebniswelt präsentieren, aber auch der Aura der Fundstätte gerecht werden“, sagte Olschwoski.
Welche Gedanken dazu bereits ausgearbeitet wurden, berichtete Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Wir stellen uns eine Erlebniswelt mit musealen Anteilen vor.“Als Vorbilder und Orientierung sieht er Campus Galli und den Erfolg der Pfahlbauten. Für die Heuneburg stelle er sich eine Art keltisches Dorf, aber gewiss kein Disneyland vor. „Elemente der experimentellen Archäologie sind sinnvoll, aber Archäologen und Restauratoren dürfen nicht als Zootiere benutzt werden“, sagte Hörrmann mit einem Schmunzeln. Er habe schon lange keinen so engagierten Kampf mehr wie um die Heuneburg erlebt. „Ich gehe in fünf Jahren in den Ruhestand. Aber auch ich habe brutal Lust, hier noch etwas zu reißen“, betonte Hörrmann.
Überfällige Entscheidung
Landesarchäologe Dirk Krausse freute sich über die gute Perspektive für die Heuneburg. „Die Einscheidung ist richtig und überfällig.“Unter den 16 bislang ausgewählten keltischen Fundstätten spiele die Heuneburg in einer ganz eigenen Liga. Dies werde auch daran deutlich, dass seit 50 Jahren konsequent im Heuneburgumfeld und auch der weiteren Region geforscht werde. Olschowski hob am Montag zudem den Dank an die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern und den Verein Heuneburg-Museum hervor. „Sie sind in einer schwierigen Situation als Träger eingesprungen. Ohne diesen mutigen Einsatz würden wir hier heute nicht sitzen und sind extrem dankbar dafür.“
Unter dem früheren Bürgermeister Michael Schrenk hatte der Gemeinderat den Pachtvertrag für das Freilichtmuseum mit dem Land gekündigt, sodass dies sich einen neuen Partner gesucht hatte. Für die neue Keltenkonzeption soll aber die Gemeinde Herbertingen wieder mit im Boot sein. Das kommunale Museum soll in die große Lösung an der Heuneburg integriert werden.
Sowohl Kommune als auch Landkreis wollen sich an Betriebskosten beteiligen. „Es lohnt sich, Zeit, Engagement und Geld zu investieren“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden. CDUKollege Klaus Burger hob hervor: „Es muss auch das Ehrenamt, das in den letzten Jahren so viel für die Heuneburg getan hat, weiterhin integriert werden.“Landrätin Stefanie Bürkle dankte, dass vor Ort informiert wurde, wie es mit der Heuneburg weitergehen soll. „Wir in der Region dürfen nun aber nicht denken, dass der Staffelstab ans Land übergeben wurde und uns zurücklehnen. Es ist noch viel Vorarbeit nötig“, sagte Bürkle. Olschowski griff diesen Appell auf und ergänzte: „Die Resonanz auf die Keltenkonzeption ist schon jetzt größer als erwartet. Diesen Schwung müssen wir nutzen.“