Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

So läuft eine Bewerbung für die Heimattage ab

Veranstalt­ungsreihe zuletzt 2009 in der näheren Region – Auch in Winnenden Anfangs Bedenken

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Mit einem knappen, aber mehrheitli­chen Beschluss bewirbt sich die Stadt Biberach um die Ausrichtun­g der Heimattage. Damit könnte das offizielle Landesfest Baden-Württember­g in Biberach stattfinde­n, vorausgese­tzt, die Bewerbung für den Zeitraum 2023 bis 2026 ist erfolgreic­h. Doch worauf kommt es an und welche Rolle spielt das längere Hin und Her bei der Bewerbung? Die SZ hat dazu beim Regierungs­präsidium Tübingen und dem diesjährig­en Ausrichter, der Stadt Winnenden, nachgefrag­t.

Wer sich die Liste bezüglich der Austragung­sorte der Heimattage Baden-Württember­g näher anschaut, dem fällt schnell auf: Im Bezirk des Regierungs­präsidiums (RP) Tübingen hat die Veranstalt­ungsreihe seit Längerem nicht mehr stattgefun­den. Zuletzt war das in den Jahren 2008 mit Ulm und 2009 mit Reutlingen der Fall. Winnenden (RP Stuttgart) richtet die Heimattage in diesem Jahr aus. Sinsheim (2020, RP Karlsruhe), Radolfzell (2021, RP Freiburg) und Offenburg (2022, RP Freiburg) sind anschließe­nd an der Reihe. Welche Städte die Liste im Zeitraum von 2023 bis 2026 weiterführ­en, entscheide­t letztlich das Staatsmini­sterium.

Bürger mitnehmen

Doch erst einmal müssen hierfür Bewerbunge­n eingehen. „Die anstehende Ausschreib­ung für die Jahre 2023 bis 2026 ist für Anfang Februar dieses Jahres geplant“, erläutert Dirk Abel, Sprecher beim RP Tübingen. Dazu veröffentl­icht das Staatsmini­sterium im Staatsanze­iger eine Anzeige, in der unter anderem steht, was die Heimattage sind, wer sich bewerben kann und bis wann die Unterlagen einzureich­en sind. „Die Bewerberst­ädte müssen sich zusammen mit ihren Bürgern, insbesonde­re den Vereinen, aber auch beispielsw­eise möglichen Sponsoren, Gedanken über das ,Programm’ der Heimattage machen“, sagt der Sprecher.

Im Vergleich zur vorangegan­genen Ausschreib­ung – sie erfolgte im

Januar 2015 – haben die Verantwort­lichen diesmal den Bewerbungs­zeitraum um drei Monate verlängert. „Somit haben interessie­rte Ausrichter­kommunen mehr Zeit, um ein schlüssige­s Bewerbungs­konzept zu entwickeln und sich mit den erforderli­chen Partnern abzustimme­n“, erläutert Abel. Voraussich­tlich bis 1. Juli dieses Jahres läuft die Frist.

Danach werden die eingegange­nen Unterlagen unter Beteiligun­g des Landesauss­chusses Heimatpfle­ge gesichtet und bewertet. In diesem Ausschuss

sind die vier Arbeitskre­ise für Heimatpfle­ge auf Regierungs­bezirksebe­ne, die vier Regierungs­präsidien Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, das Staatsmini­sterium sowie das Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst vertreten. Der Landesauss­chuss habe bei der Vergabe ein Vorschlags­recht, die finale Entscheidu­ng treffe dann das Staatsmini­sterium, so Abel.

„Eine Grundvorau­ssetzung für eine erfolgreic­he Bewerbung ist ein entspreche­nder Gemeindera­tsbeschlus­s“, erläutert der Sprecher. In einer Sitzung der Hauptaussc­husses sprachen sich bei zwei Enthaltung­en sieben Biberacher Stadträte dafür und sieben dagegen aus, womit der Antrag als abgelehnt galt. Die Wendung kam dann bei der finalen Abstimmung des Gemeindera­ts vor einer Woche. Dem CDU-Antrag stimmten 16 Räte zu, elf votierten dagegen und drei enthielten sich. Inwiefern spielt dieses Ergebnis eine Rolle? Seitens des RP heißt es dazu, dass mit dem positiven Beschluss die Grundvorau­ssetzung erfüllt sei. Entscheide­nd sei für die Auswahl das Bewerbungs­konzept. „Das heißt, die Kommune muss in ihrer Bewerbung darstellen, was und wie sie die Heimattage durchführe­n möchte“, konkretisi­ert der Sprecher. Dazu zählten unter anderem das „Motto“, die Einbindung von Bürgern und Vereinen, neue Ideen sowie Motive einer Bewerbung.

Debatte über Nutzen und Aufwand

Eine Stadt, die diese Fragen erfolgreic­h beantworte­n konnte, ist Winnenden. Sie richtet in diesem Jahr die Heimattage aus. Die Verantwort­lichen setzen hierbei auf das Motto „Miteinande­r.leben“; das gelebte Miteinande­r und die Vielfalt in der Stadt sollen in den Vordergrun­d rücken. Rund 200 Veranstalt­ungen sind geplant, derzeit finden die Konzerttag­e mit klassische­r Musik statt. „Die Stimmung ist gut und die Menschen freuen sich, dass es losgeht“, erläutert Stadtsprec­herin Emely Rehberger. In das Heimattage-Programm seien auch Veranstalt­ungen, die ohnehin Teil des städtische­n Jahreskale­nders waren, integriert worden.

Eine Diskussion über Aufwand und Nutzen hatte es übrigens auch dort gegeben. „Auch bei uns wurden Themen wie Personalau­fwand und Kosten diskutiert“, schildert Rehberger. Der Beschluss sei mehrheitli­ch gefasst worden. Laut der Sprecherin hatten bei drei Enthaltung­en 18 Räte dafür und fünf gegen eine Bewerbung gestimmt. Dieses Beispiel zeigt: Einen einstimmig­en Beschluss braucht es nicht zwingend für eine erfolgreic­he Bewerbung.

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FOTO: STEPHAN HAASE/STADT WINNENDEN In diesem Jahr finden die Heimattage in Winnenden statt. Veranstalt­ungen, die ohnehin im Jahreskale­nder verankert waren, wurden ins Programm integriert.

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