Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
So läuft eine Bewerbung für die Heimattage ab
Veranstaltungsreihe zuletzt 2009 in der näheren Region – Auch in Winnenden Anfangs Bedenken
BIBERACH - Mit einem knappen, aber mehrheitlichen Beschluss bewirbt sich die Stadt Biberach um die Ausrichtung der Heimattage. Damit könnte das offizielle Landesfest Baden-Württemberg in Biberach stattfinden, vorausgesetzt, die Bewerbung für den Zeitraum 2023 bis 2026 ist erfolgreich. Doch worauf kommt es an und welche Rolle spielt das längere Hin und Her bei der Bewerbung? Die SZ hat dazu beim Regierungspräsidium Tübingen und dem diesjährigen Ausrichter, der Stadt Winnenden, nachgefragt.
Wer sich die Liste bezüglich der Austragungsorte der Heimattage Baden-Württemberg näher anschaut, dem fällt schnell auf: Im Bezirk des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen hat die Veranstaltungsreihe seit Längerem nicht mehr stattgefunden. Zuletzt war das in den Jahren 2008 mit Ulm und 2009 mit Reutlingen der Fall. Winnenden (RP Stuttgart) richtet die Heimattage in diesem Jahr aus. Sinsheim (2020, RP Karlsruhe), Radolfzell (2021, RP Freiburg) und Offenburg (2022, RP Freiburg) sind anschließend an der Reihe. Welche Städte die Liste im Zeitraum von 2023 bis 2026 weiterführen, entscheidet letztlich das Staatsministerium.
Bürger mitnehmen
Doch erst einmal müssen hierfür Bewerbungen eingehen. „Die anstehende Ausschreibung für die Jahre 2023 bis 2026 ist für Anfang Februar dieses Jahres geplant“, erläutert Dirk Abel, Sprecher beim RP Tübingen. Dazu veröffentlicht das Staatsministerium im Staatsanzeiger eine Anzeige, in der unter anderem steht, was die Heimattage sind, wer sich bewerben kann und bis wann die Unterlagen einzureichen sind. „Die Bewerberstädte müssen sich zusammen mit ihren Bürgern, insbesondere den Vereinen, aber auch beispielsweise möglichen Sponsoren, Gedanken über das ,Programm’ der Heimattage machen“, sagt der Sprecher.
Im Vergleich zur vorangegangenen Ausschreibung – sie erfolgte im
Januar 2015 – haben die Verantwortlichen diesmal den Bewerbungszeitraum um drei Monate verlängert. „Somit haben interessierte Ausrichterkommunen mehr Zeit, um ein schlüssiges Bewerbungskonzept zu entwickeln und sich mit den erforderlichen Partnern abzustimmen“, erläutert Abel. Voraussichtlich bis 1. Juli dieses Jahres läuft die Frist.
Danach werden die eingegangenen Unterlagen unter Beteiligung des Landesausschusses Heimatpflege gesichtet und bewertet. In diesem Ausschuss
sind die vier Arbeitskreise für Heimatpflege auf Regierungsbezirksebene, die vier Regierungspräsidien Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, das Staatsministerium sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst vertreten. Der Landesausschuss habe bei der Vergabe ein Vorschlagsrecht, die finale Entscheidung treffe dann das Staatsministerium, so Abel.
„Eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss“, erläutert der Sprecher. In einer Sitzung der Hauptausschusses sprachen sich bei zwei Enthaltungen sieben Biberacher Stadträte dafür und sieben dagegen aus, womit der Antrag als abgelehnt galt. Die Wendung kam dann bei der finalen Abstimmung des Gemeinderats vor einer Woche. Dem CDU-Antrag stimmten 16 Räte zu, elf votierten dagegen und drei enthielten sich. Inwiefern spielt dieses Ergebnis eine Rolle? Seitens des RP heißt es dazu, dass mit dem positiven Beschluss die Grundvoraussetzung erfüllt sei. Entscheidend sei für die Auswahl das Bewerbungskonzept. „Das heißt, die Kommune muss in ihrer Bewerbung darstellen, was und wie sie die Heimattage durchführen möchte“, konkretisiert der Sprecher. Dazu zählten unter anderem das „Motto“, die Einbindung von Bürgern und Vereinen, neue Ideen sowie Motive einer Bewerbung.
Debatte über Nutzen und Aufwand
Eine Stadt, die diese Fragen erfolgreich beantworten konnte, ist Winnenden. Sie richtet in diesem Jahr die Heimattage aus. Die Verantwortlichen setzen hierbei auf das Motto „Miteinander.leben“; das gelebte Miteinander und die Vielfalt in der Stadt sollen in den Vordergrund rücken. Rund 200 Veranstaltungen sind geplant, derzeit finden die Konzerttage mit klassischer Musik statt. „Die Stimmung ist gut und die Menschen freuen sich, dass es losgeht“, erläutert Stadtsprecherin Emely Rehberger. In das Heimattage-Programm seien auch Veranstaltungen, die ohnehin Teil des städtischen Jahreskalenders waren, integriert worden.
Eine Diskussion über Aufwand und Nutzen hatte es übrigens auch dort gegeben. „Auch bei uns wurden Themen wie Personalaufwand und Kosten diskutiert“, schildert Rehberger. Der Beschluss sei mehrheitlich gefasst worden. Laut der Sprecherin hatten bei drei Enthaltungen 18 Räte dafür und fünf gegen eine Bewerbung gestimmt. Dieses Beispiel zeigt: Einen einstimmigen Beschluss braucht es nicht zwingend für eine erfolgreiche Bewerbung.