Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
27-Jähriger rettet Senioren das Leben
Constantin Bayer aus Indelhausen rettet Unfallopfer vor dem Ertrinken
Constantin Bayer aus Indelhausen rettet Unfallopfer vor dem Ertrinken.
INDELHAUSEN - „Das ist der Stoff aus dem Heldengeschichten gemacht sind“, schreibt die Reutlinger Polizei auf ihrer Facebookseite über einen 27-jährigen Ersthelfer, der am Montagnachmittag zwei Menschen nach einem Unfall vor dem Ertrinken gerettet hat. Der Held heißt Constantin Bayer und will eigentlich nicht als Held gesehen werden. Für ihn war die Rettung der beiden Senioren eine Selbstverständlichkeit. „Ich wäre ja auch froh, wenn mir in so einem Fall jemand helfen würde.“
Bei dem Unfall bei Indelhausen war der Mercedes einer 74-Jährigen von der Fahrbahn abgekommen, hatte sich überschlagen und war in der Großen Lauter auf dem Dach liegen geblieben. Das Auto lief voll Wasser, die beiden Insassen gerieten mit den köpfen unter Wasser. Zur Unfallzeit holte Constantin Bayer gerade seine Tasche aus seinem Auto, das im Hof seiner Eltern stand. Er hörte Reifen quietschen, dann einen lauten Schlag. Er habe sich gleich gedacht, dass da was passiert sei, sagt der 27Jährige. Er habe sich sofort in sein Auto gesetzt, um möglichst schnell zur Unfallstelle zu kommen.
300 Meter hinter dem Haus sah er das Auto auf dem Dach im Fluss liegen. „Personen habe ich keine gesehen“, sagt er. Deshalb sei ihm gleich klar gewesen, dass der Fahrer noch im Auto sein musste. Er habe seine Jacke ausgezogen und das Handy aus der Hosentasche genommen. Und dann sei er in die Lauter rein. Das Wasser ging ihm bis zur Hüfte und war etwa sechs Grad kalt.
Constantin Bayer wollte die Beifahrertür öffnen. Die ließ sich allerdings nicht bewegen. Er versuchte es an der rückwärtigen Tür, hatte dort mehr Glück. Im Innern des Autos habe ihn plötzlich ein Mann angeschaut. Ob er hinten gesessen hatte oder vom Beifahrersitz nach hinten gekrabbelt war, weiß der Retter nicht. Er war nicht mehr angeschnallt und ließ sich aus dem Auto ziehen. Von ihm erfuhr er, dass auf dem Fahrersitz noch jemand sitze. Der Retter umrundete das Auto und öffnete die Fahrertür. Der Oberkörper und der Kopf der Frau seien unter Wasser gewesen. Er sei nicht an den Gurt gekommen, habe es dann über die Rückbank versucht, hatte aber auch da kein Glück. Constantin Bayer erinnerte sich, dass er im Auto ein Messer hat. Damit schnitt er die Frau aus dem Gurt.
Als er sie aus dem Auto zog, atmete sie nicht mehr. Sofort habe er mit der Reanimation begonnen, sagt er. Er sei kein Sanitäter und habe mit Lebensrettung keine Erfahrung. „Ich habe einfach gepumpt.“Wenn Wasser aus ihrem Mund kam, drehte er sie zur Seite und habe dann einfach weiter gemacht. Irgendwann habe sie ganz schwach wieder zu atmen begonnen. In der Zwischenzeit kam ein weiterer älterer Herr zur Unfallstelle. Ihn und den 77-jährigen Beifahrer wies der Retter an, Hilfe zu holen. Da es in Indelhausen schlecht um den Handyempfang bestellt ist, fuhr der junge Mann nach Hause, informierte seine Eltern, rief die Rettungsleitstelle an und kehrte mit seinen Eltern und Decken zurück zur Unfallstelle. „Die Frau lag im Schnee und war ganz nass“, sagt der junge Mann.
Dann setzte die Rettungskette schnell ein – Krankenwagen, Polizei, Feuerwehr, Rettungshubschrauber. Die schwer verletzte Seniorin wurde mit dem Rettungshubschrauber, ihr 77-jähriger Beifahrer mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Der junge Mann habe nicht nur die extrem gefährliche Situation erkannt, sondern keine Sekunde gezögert, in die sechs Grad kalte Lauter zu springen, schreibt die Reutlinger Polizei bei Facebook. Mit diesem unglaublichen Einsatz sei der Ersthelfer „unser Held der Woche“. Der junge Mann wiegelt ab. Er sehe sich nicht als Held. Für ihn war das eine Selbstverständlichkeit zu helfen. Immer wieder muss er an die Frau denken. Er habe überhaupt keine Informationen, wie es ihr gehe, sagt er. Die Frau habe überlebt, bestätigt die Pressestelle der Polizei. Dort will man nun behilflich sein, einen Kontakt herzustellen.