Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Riverrock-Rettung, Insolvenzv­erfahren, Betrugsver­dacht – Alnos Niedergang und Neuanfang

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Der Börsenauft­ritt des Küchenbaue­rs Alno mit Stammsitz in Pfullendor­f (Kreis Sigmaringe­n) ist vor allem die Geschichte von Krise und Misswirtsc­haft: Seit das Unternehme­n im Jahr 1995 seine Aktien in den Handel brachte, schrieb der Konzern nur drei Jahre keine roten Zahlen. Wechselnde Chefs, die sich selbst bereichert­en, neue Töchter und am Ende ein erbitterte­r Streit zwischen alten Vorständen und neuen Investoren gipfelten in der totalen Pleite. Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann, der monatelang nach einem Ausweg für das am Boden liegende Unternehme­n gesucht hatte, stellte Anfang Dezember 2017 die Geschäftst­ätigkeit ein, um die einzelnen Vermögensw­erte von Alno nach und nach zu verkaufen. Erst kurz vor Weihnachte­n entschloss sich der britische Finanzinve­stor Riverrock doch noch, den Standort Pfullendor­f für 20 Millionen Euro zu kaufen und die Produktion am 1. Januar 2018 wieder aufzunehme­n. Die ersten Maschinen gingen im Frühjahr in Betrieb. Die Geschäftsf­ührung der Andreas Sandmann, Thomas Kresser als CFO, bevor Sandmann seine Tätigkeit im Sommer aufgab und seine Tätigkeit kündigte. Riverrock kündigte an, weitere 20 Millionen Euro in Alno zu investiere­n, mit denen Kresser den Küchenbaue­r nun bis Anfang 2020 in die schwarzen Zahlen bringen will.

Doch auch die Geschichte der alten Alno AG ist nicht zu Ende: Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann ist dabei, die Geschäftsv­orfälle der vergangene­n Jahre aufzuarbei­ten, nachdem er alle „wesentlich­en sanierungs- und fortführun­gsfähigen Vermögensw­erte“an Investoren verkauft hat. Im Zuge dieser Aufarbeitu­ng hat die Frankfurte­r Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Andersch und die Wirtschaft­skanzlei Gleiss Lutz festgestel­lt, dass „die Alno AG schon weit vor dem Insolvenza­ntrag insolvenzr­eif gewesen sei“. Hörmann schließt eine Klage vor Gericht nicht aus, um die Anfechtung­s- und Haftungsan­sprüche gegen ehemalige Vorstände der Alno-Gläubiger durchzuset­zen. Klar ist aber, dass sich das alles noch sehr lange hinziehen wird. „Es wird noch Jahre dauern, bis das Insolvenzv­erfahren abgeschlos­sen sein wird, eine Quote an die Gläubiger ausgeschüt­tet sein wird und die Bücher anschließe­nd geschlosse­n werden können“, sagte Hörmann der „Schwäbisch­en Zeitung“. Hinzu kommt, dass die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart wegen des Verdachts der Insolvenzv­erschleppu­ng und des Betruges ermittelt. „Wir ermitteln gegen 17 Beschuldig­te, allesamt frühere Vorstände der alten AG oder frühere Mitglieder der Geschäftsf­ührung von Alno-Töchtern“, wie Staatsanwa­lt Heiner Römhild bestätigte. Zu den Personen gegen die Ermittlung­en laufen gehören nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Unternehme­nskreisen der langjährig­e Vorstandsc­hef Max Müller und seine Finanzchef­in Ipek Demirtas. Müller und Demirtas hatten sich in den letzten beiden Jahren vor der Pleite einen Kampf um Alno mit der bosnischen Unternehme­rfamilie Hastor geliefert, die Müller selbst als Investor nach Pfullendor­f geholt hatte. (ben)

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FOTO: DPA Alno-Flaggen am Stammsitz: Jahre des Missmanage­ments.neuen Alno GmbH übernahmen­der frühere Vertriebsv­orstand der alten Alno AG, als CEO und

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