Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Plapperstorch
Der Lebensraum des Homo sapiens wird leider immer knapper. Wolf, Luchs und Wildschwein sorgen für Alarmstimmung. Jetzt ist eine Spezies, die man in hiesigen Breitengraden niemals vermutet hätte, an einen der wichtigsten Futterplätze vorgedrungen. Da er dort natürlich kein Porzellan vorgefunden hat, hat sich der Elefant kurzerhand des Mobiliars bemächtigt, das der Mensch üblicherweise zur Nahrungsaufnahme verwendet. Dass keiner den ungewöhnlichen Vorgang bemerkt hat, sagt viel über die Sorglosigkeit der Krone der Schöpfung aus, wenn sie mit dem Verzehr ihrer Beute beschäftigt ist.
Immerhin wurde das ungeheuerliche Geschehen mit einer Wildtierkamera festgehalten. Aber auch die ziemlich genaue Täterbescheibung (blau, langer Rüssel, des aufrechten Gangs einigermaßen mächtig) zeitigte danach keinen Jagderfolg. Die Beschreibung passt derzeit wohl auch auf allzuviele Zeitgenossen. Glücklicherweise ist das Rüsseltier nicht so dickhäutig, wie man ihm nachsagt, und brachte heimlich, aber reumütig, das Beutestück zurück. Seine Entschuldigung leuchtet ein: Er war schlichtweg blau.
Wiedergutmachung hat auch die Speditionsfirma geleistet, die vor zwei Wochen den Dürmentingern kurzerhand ihre Fasnetsdeko abgehängt hatte. Fast wäre die Straßenfasnet in der Narrenmetropole schon abgesagt worden. So schmucklos wäre mit Sicherheit keine rechte Stimmung aufgekommen. Die Fasnetsbändel gehören schließlich zum Umzug wie der Rüssel zum Elefant. Wiederum nahezu unbemerkt hat ein Trupp in signalroten Westen den Straßenschmuck wieder dort angebracht, wo er derzeit hingehört. Jetzt gilt’s: Narra raus!
Nicht nur zur Fasnetszeit, nein eine dauerhafte „Deko“ist für die Ziegelhüttenstraße vorgesehen. Ein rundes Schild mit einem roten Kreis und eine Zahl 30 in der Mitte. Das ist allerdings kein Narrenjubiläum und auch kein Hinweis auf einen runden Geburtstag, sondern ein Dekorationselement der Straßenbehörden, die vielleicht nicht alle Autofahrer freut. Künftig sollen die Verkehrsteilnehmer länger den schönen Anblick der Zigelhüttenstraße genießen. Und damit sie auch alles gut sehen können und nicht zu schnell durchsausen, ist eben nur noch Tempo 30 erlaubt.
Etwas unzufrieden waren die Gemeinderäte in der Sitzung mit den gestiegenen Personalkosten der Stadt Riedlingen. Aber da haben sie die Strategie nicht ganz verstanden. Denn was fehlt am meisten in Riedlingen? Richtig: Jobs. Also ist der nächste Schritt doch nur logisch: Wenn es keine gibt, muss man halt selber welche schaffen. Wenn das mal keine aktive Wirtschaftsförderung ist, meint der Plapperstorch