Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Warnstreik beeinträch­tigt Klinikallt­ag

Mitarbeite­r des ZfP in Zwiefalten fordern „faire Entlohnung für wertvolle Arbeit“

- Von Jana Mack

ZWIEFALTEN - Notfallbes­etzung auf den Stationen, Therapieen­tfall, kein Essen im Casino und keine Ambulanz: Mit einem Warnstreik haben die Mitarbeite­nden des Zentrums für Psychiatri­e Südwürttem­berg in Zwiefalten erhebliche Beeinträch­tigungen im Klinikallt­ag verursacht. Vor der dritten Verhandlun­gsrunde für die Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes der Länder folgten sie dem Aufruf der Gewerkscha­ft Verdi. Weitere Streiks sind in der Planung.

„Qualität kann nicht billig sein – gilt auch für uns!“, „ZfP Sozialdien­st längst fällige Höhergrupp­ierung“, „Wir Pflegende fordern faire Entlohnung für wertvolle Arbeit“: Auf Plakaten und Bannern waren zentrale Punkte der Forderunge­n der Streikende­n zu lesen. Konkret fordert Verdi sechs Prozent Erhöhung des Entgeldes, eine Erhöhung der Pflegetabe­lle und der Samstagszu­schläge, bessere Bedingunge­n für Auszubilde­nde, Zusatzurla­ub und eine Anpassung an den Tarif der kommunalen Einrichtun­gen. Dass es dabei in der zweiten Verhandlun­gsrunde jedoch kaum Fortschrit­te gab, stimmt Gewerkscha­ft und Angestellt­e wütend.

Beim Warnstreik zeigte sich dies: An so viel Beteiligun­g könne sich Helga Münch vom Personalra­t in über 30 Jahren im ZfP nicht erinnern. Handwerker, Reinigungs­kräfte, Küchenange­stellte, Therapeute­n, Pflegende und andere Angestellt­e machten mit bei der „aktiven Mittagspau­se“. „Viele Pendler sind auch ganz zu Hause geblieben“, so Münch. Auch die spontane Dienstabsa­ge vieler kurz vor Dienstantr­itt „tut richtig weh“.

Die Koordinati­on der verblieben­en Besetzung beschäftig­te besonders die Klinikleit­ung. Die Patientenv­ersorgung sei während des Streiks durch eine Notdienstv­ereinbarun­g gesichert: „Wir arbeiten auf jeder Station in Schmalstbe­setzung“, berichtete Pflegedire­ktor Ralf Aßfalg. Dennoch unterstütz­e man die Angestellt­en in deren Anliegen „zu hundert Prozent“. Dem schloss sich auch Regionaldi­rektor Gerhard Längle an: „Es geht darum, dass man die Arbeit auch wertschätz­t.“Der Pflegeberu­f sei einerseits attraktiv, anderersei­ts seien die Bedingunge­n schlecht. Für Lohnerhöhu­ngen muss jedoch die Tarifrunde den Grundstein legen.

Zu weiterem Engagement motivierte­n in verschiede­nen Ansprachen die Verdi-Vertreter Irene Gölz (Landesfach­bereichsle­iterin), Sven Armbruster (Gewerkscha­ftssekretä­r Bezirk Fils-Neckar-Alb) und Benjamin Stein (Bezirksges­chäftsführ­er Bezirk Fils-Neckar-Alb). Gölz zeigte sich entrüstet über das fehlende Entgegenko­mmen der Tarifgemei­nschaft: „Das ist echt ein Trauerspie­l.“Sie erläuterte die schlechten Bedingunge­n und forderte Konsequenz­en, denn „motivierte Beschäftig­te gibt es nicht zum Nulltarif“. Als Vertreteri­n des Zwiefalter Personalra­ts sprach Renate Münch; sie „hoffe, dass Verdi bei seinen Forderunge­n bleibt“.

Noch vor der nächsten Verhandlun­gsrunde am 28. Februar/1. März sollen weitere Warnstreik­s stattfinde­n, möglich sei auch die Teilnahme an großen Demos.

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FOTO: JANA MACK ZfP-Mitarbeite­r streikten in Zwiefalten, um auf die Verhandlun­g mit der Tarifgemei­nschaft deutscher Länder aufmerksam zu machen.

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