Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Seit 50 Jahren ein großes Stück Ehingen
Liebherr-Werk feiert Jubiläum – Pläne für Serviceniederlassung Süd werden konkreter
EHINGEN - Das Liebherr-Werk Ehingen (LWE) wird am 22. Februar offiziell 50 Jahre alt. Das Werk ist in der Zeit von 300 Mitarbeitern auf 3600 angewachsen und zählt heute zu den größten Arbeitgebern und Gewerbesteuerzahlern Ehingens.
Es gibt viele Legenden darüber, wieso Hans Liebherr sich vor 50 Jahren entschieden hat, in Ehingen ein Werk zu bauen. Eine davon ist auch die bekannteste. Vor mehr als 50 Jahren soll der damalige Ehinger Oberbürgermeister Wilfried Henger mit seinem Finanzbürgermeister Karl Raizner auf einem Acker gestanden haben. Neben den beiden Vertretern der Stadt stand ein gewisser Hans Liebherr, der auf der Suche nach Gewerbeflächen war. „Das alles können Sie haben“, versprachen Henger und Raizner Hans Liebherr, obwohl nicht einmal ein Bruchteil der Fläche im städtischen Besitz gewesen ist.
„So könnte es sich zugetragen haben. Diese Geschichte habe ich auch am öftesten gehört“, sagt Mario Trunzer, einer von vier Geschäftsführern im Ehinger Werk. Die Entscheidung für Ehingen war also gefallen – und sollte eine der wegweisendsten Entscheidungen für Ehingen werden.
50 Jahre später ist das Werk in seiner räumlichen Ausdehnung an seine Grenze gekommen. Es wurde über Jahre hinweg erweitert, Flächen wurden zur Arrondierung dazugekauft. Im Jahr 2018 hat das LWE rund 1800 Geräte verkauft und im Schnitt acht bis zehn Krane pro Tag produziert. Die grobe Auslastungsgrenze liegt bei 2020 Stück pro Jahr. Die hohe Produktivität im Ehinger Werk hat nun auch dazu geführt, dass sich die Geschäftsführung dazu entschlossen hat, in der Region ein Servicezentrum Süd zu bauen, für das, wie berichtet, eine Fläche zwischen 50 000 und 100 000 Quadratmeter gebraucht wird. „Wir wollen unseren Kunden den bestmöglichen Service bieten. Es geht dabei nicht nur um das Produkt an sich, sondern auch um die Dienstleistung rund um einen Kran, ein klassischer Kundendienst, wie man ihn vom Auto kennt“, erklärt Christoph Kleiner, Geschäftsführer Vertrieb der Liebherr-Werk Ehingen GmbH,. Denn sobald ein Kran für einen Job geplant ist und aus technischen Gründen nicht verfügbar sei, würde das Unsummen kosten. „Man stelle sich vor, eine Autobahn muss gesperrt werden und der Kran kann kurzfristig seinen Job nicht machen“, beschreibt Kleiner ein Szenario.
Deswegen wolle das LWE die Service-Dienstleistung, die bisher im Werk stattfindet, auslagern. „Hinzu kommt, dass viele Kunden ihre gebrauchten Krane in Zahlung geben. Diese müssen dann von uns vor dem Wiederverkauf überholt und gegebenenfalls auf andere Ländervorschriften umgebaut werden“, so Kleiner, der davon ausgeht, dass zwischen 80 und 100 Mitarbeiter aus dem bestehenden Werk in der neuen Serviceniederlassung Süd arbeiten werden. „Bei der Auswahl der Fläche wollen wir quasi eine direkte Nabelschnur zum Werk“, sagt Kleiner, der damit deutlich macht, dass die Entfernung nicht zu groß sein darf. Liebherr würde derzeit mehrere Angebote prüfen. „Das Industriegebiet Berg könnte passen“, sagt Kleiner und nimmt damit direkt Stellung zu dem Angebot der Stadt Ehingen.
Da das LWE mit einer Stückzahl von 300 bis 400 verkauften Gebrauchtkranen pro Jahr zugleich der größte Gebrauchtkranhändler der Welt ist, wäre es noch sinnvoller, das Servicezentrum Süd in der Nähe zu haben. „Der Gebrauchtkranmarkt wird immer größer. Egal, ob Raupenoder Mobilkrane“, sagt Kleiner. Und um weiter erfolgreich zu sein, wird sich das Ehinger Werk mit seinen Produkten wieder auf der Bauma, der größten Baumaschinenmesse der Welt, vom 8. bis 14. April in München präsentieren. Natürlich am größten Stand der Messe.