Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf der Suche nach Alter und Geschlecht

Untersuchu­ngen des 3000 Jahre alten Urnengrabs gehen weiter – Fund als Leihgabe für Stadtmuseu­m möglich

- Von Dirk Thannheime­r

BAD SAULGAU - Nach dem Fund eines 3000 Jahre alten Urnengrabs auf dem Areal des früheren Gasthauses Kreuz in Bad Saulgau wird der Inhalt nochmal genau untersucht, ob sich Spuren weiterer, auch kleinster Beigaben finden lassen. Das teilt die Pressestel­le des Regierungs­präsidiums Stuttgart mit. Indes stellt das Landesamt für Denkmalpfl­ege der Stadt Bad Saulgau eine längerfris­tige Ausleihe des Funds in Aussicht. Das ist aber noch Zukunftsmu­sik.

Seit bekannt ist, dass bei den Grabungen einer der ältesten Siedlungsn­achweise der Bad Saulgauer Altstadt entdeckt wurde, strecken Fußgänger neugierig ihren Kopf durch den Bauzaun und blicken in die tiefe Baugrube, in der das 3000 Jahre alte Urnengrab zum Vorschein kam. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn ein weiteres Puzzle der Stadtgesch­ichte auftaucht“, sagt Bad Saulgaus Bürgermeis­terin Doris Schröter. Sie wartet jetzt erst einmal die weiteren Untersuchu­ngen des Landesamts für Denkmalpfl­ege ab, ehe sich die Verwaltung damit beschäftig­en wird, „wie wir mit diesem wertvollen Fund und den daraus gewonnenen Erkenntnis­sen verfahren“, so Schröter.

Keramik zusammense­tzen

Sonja Hettich, Presserefe­rentin des Regierungs­präsidiums Tübingen, teilt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit, dass als erstes die zerbrochen­e Keramik wieder zusammenge­setzt wird und die Metallfund­e konservier­t werden. Die Urne wurde durch einen Leitungsgr­aben teilweise zerstört. Zu einem späteren Zeitpunkt muss der Leichenbra­nd anthropolo­gisch untersucht werden, um möglicherw­eise das Geschlecht und das Alter des Bestattete­n festzustel­len. Und noch später wird ein Fachmann für die Urnenfelde­rzeit die genaue Datierung der restaurier­ten Funde vornehmen. „Eine Zeitdauer dafür lässt sich nicht angeben“, sagt Hettich. Das 3000 Jahre alte Urnengrab stammt aus einer Zeit, in der es üblich war, die Verstorben­en mit ihrem Schmuck und anderen Beigaben zu verbrennen und die Überreste in Keramikgef­äßen zu bestatten.

Wenn die Untersuchu­ngen schlussend­lich abgeschlos­sen sind, werden solche Funde üblicherwe­ise dem Archäologi­schen Landesmuse­um in Konstanz übergeben und in dessen Depot in Rastatt archiviert. Aber auch die Bad Saulgauer könnten diesen Fund zu Gesicht bekommen. „Sofern in Bad Saulgau Interesse besteht, sind eine temporäre Ausstellun­g in Bad Saulgau oder auch eine längerfris­tige Leihgabe an das Museum durchaus möglich“, ergänzt Hettich.

Zwei weitere Gräber

Das erst kürzlich entdeckte Urnengrab war offenbar nicht der einzige wertvolle Fund. Bereits im Jahr 1921 waren in knapp 500 Meter Entfernung schon einmal zwei Gräber und Siedlungss­puren aus dieser Zeit entdeckt worden. Die beiden Gräber stammen nach Einschätzu­ng der Archäologe­n aus derselben Epoche, die jedoch etwa 400 Jahre gedauert hat. Ob sie innerhalb dieser Zeitspanne gleich alt, etwas älter oder etwa jünger sind, wird erst die genaue Analyse des Neufunds ergeben. Für das Landesamt für Denkmalpfl­ege besteht nun kein weiterer archäologi­scher Untersuchu­ngsbedarf auf dem Areal, nachdem die Baubefunde dokumentie­rt und die Funde geborgen wurden. „Die Grabung hat den Bau nicht unterbroch­en, sondern war eine erste Maßnahme für die Bauarbeite­n, die nun aus Sicht des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege fortgesetz­t werden können“, ergänzt Sonja Hettich. Auch für Stadtbaume­ister Pascal Friedrich seien die Grabungen ein normales Prozedere gewesen. Friedrich selbst findet die Siedlungss­puren „unheimlich spannend“.

Der Firma Löffler aus Hohentenge­n steht wohl nichts mehr im Wege, die Bauarbeite­n wieder aufzunehme­n. Anstelle des Gasthauses Kreuz sollen Eigentumsw­ohnungen und eine Tiefgarage gebaut werden.

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FOTO: RUDI MULTER Das auf dem Areal des ehemaligen Gasthauses Kreuz entdeckte Urnengrab wird weiter untersucht.

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