Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bischof diskutiert und erklärt sich im Schwörsaal
Gebhard Fürst will Problem des gemeinsamen Abendmahls in Ravensburg erklären
RAVENSBURG (len/fh) - Lange haben die Befürworter der „Ravensburger Erklärung“auf diesen Tag gewartet: Am 25. März kommt Gebhard Fürst, der Bischof der Diözese RottenburgStuttgart, nach Ravensburg. Nachdem er den Stadtpfarrer Hermann Riedle zum Widerruf der Erklärung gedrängt hatte und dafür von vielen Gläubigen scharf kritisiert wurde, will er sein Vorgehen nun bei einem Besuch erklären und mit Gläubigen diskutieren.
Mit der „Ravensburger Erklärung“hatten sich Protestanten und Katholiken gegenseitig zu Abendmahl und Kommunion eingeladen – erstmals in Deutschland. Die Initiative ging vom Arbeitskreis „Kirche lädt ein“aus, die unter dem Motto „Vom Trennen zum Teilen – Abendmahl für alle“für ihr Anliegen warb. Daraus entstand die „Ravensburger Erklärung“, die im Oktober 2017 unter anderem von Riedle und dessen evangelischem Kollegen Martin Henzler-Hermann unterzeichnet worden war. Ein Jahr später musste sich Riedle auf Weisung aus Rottenburg davon distanzieren. Bei einem Schweigemarsch machten rund 200 Christen kurz darauf Ärger und Enttäuschung Luft. Der evangelische Dekan Friedrich Langsam sprach von einem Rückschritt in der Annäherung der beiden Konfessionen.
Jetzt also die Veranstaltung im Schwörsaal – sie wird um 19 Uhr beginnen (Saalöffnung um 18.30 Uhr) und soll gut zwei Stunden dauern. Bischof Fürst will eine knappe halbe Stunde lang zunächst zum Thema sprechen. „Dabei will ich natürlich auch das Problem beschreiben und erklären, warum ich mich so entschieden habe“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“. Danach soll es dann ein moderiertes offenes Gespräch geben. Fragen aus dem Publikum sollen dabei gesammelt werden, damit möglichst viele Zuhörer zu Wort kommen. Die Diskussion moderiert Matthias Ball vom Institut für Fort- und Weiterbildung der Diözese. Im Anschluss will Bischof Fürst bei einer Art Stehempfang Gläubigen die Gelegenheit geben, direkt auf ihn zuzukommen.
Arbeitskreis freut sich auf Gespräch
Eine halbe Stunde vor der Veranstaltung wird sich der Bischof mit dem ökumenischen Arbeitskreis „Kirche lädt ein“treffen, wie ArbeitskreisSprecherin Isolde Leopold sagt. Auch während der Veranstaltung räume die Diözese Vertretern des Arbeitskreises „Kirche lädt ein“und der Kirchengemeinderäte Zeit ein, um die Aktion „Vom Trennen zum Teilen“vorzustellen. Leopold kündigte an, unter anderem eine Präsentation mit Bildern vom gemeinsamen Mahl Hunderter Christen in der Ravensburger Innenstadt zu zeigen. Im Oktober 2017, am Tag der Unterzeichnung der „Ravensburger Erklärung“, hatte eine rund 400 Meter lange Tafel die Evangelische Stadtkirche und die katholische Liebfrauenkirche miteinander verbunden. Menschen teilten dort Brot, Wein und Saft. Die Aktion sollte Gastfreundschaft symbolisieren. Der einseitige Widerruf der Erklärung war für die Mitglieder des Arbeitskreises eine herbe Enttäuschung.
Isolde Leopold freut sich aber, dass der Bischof jetzt auf sie zugekommen ist. „Das ist toll. Das Blatt hat sich gewendet“, sagt sie. „Er hat gemerkt, dass wir nicht seine Feinde sind.“