Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Durch Milliardenstrafen zur Räson
Die Strafen der EU-Kommission gegen den Internetgiganten Google belaufen sich seit 2017 auf insgesamt schlappe 8,25 Milliarden Euro. Eine Summe, die dem amerikanischen Konzern weh tut, die er aber fast allein in einem Quartal wieder einspielt – zwischen Oktober und Dezember lag der Gewinn bei knapp acht Milliarden Euro.
Google hat wie auch die anderen amerikanischen Internetriesen seine Marktmacht in Europa lange ausgespielt, auch weil europäische Unternehmen in dieser Hinsicht einfach nicht mithalten können. Aber das ist in etwa so wie mit der Frage von Henne und Ei: Wenn Google mögliche Konkurrenten ausschließt vom Wettbewerb, können die gar nicht erfolgreich agieren und zu einem ernsthaften Konkurrenten heranwachsen. Deshalb ist es so wichtig, dass EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit unerbittlicher Strenge gegen die Giganten aus dem Silicon Valley vorgeht und auch weitere Wettbewerbsverfahren nicht ausschließt. Nur mit diesem Druck und diesen Milliardenstrafen kann Google zur Räson gebracht werden.
Immerhin entspricht das Unternehmen ja bisher den Vorgaben aus Brüssel. Aber es ist ein mühsames Geschäft, weil Google sich gleichzeitig nicht vorauseilend darum bemüht, mehr Wettbewerb zu ermöglichen, sondern nur auf den von Brüssel eng umgrenzten Geschäftsfeldern. Google hat wie die anderen Internetgiganten eben den Trend zur Monopolisierung. Denn je mehr die Menschen mit Google suchen, desto besser werden die Suchergebnisse. Deshalb greifen die Internetnutzer eher auf Google als auf andere Suchmaschinen wie Bing zurück. Auf diese Weise aber sammelt Google wiederum immer mehr Daten. Die Konkurrenz hat keine Chance, gegen diese digitale Großmacht im Netz anzukommen.
Die Europäischen Wettbewerbshüter haben Google schon mehrfach gemaßregelt, es ist die dritte Milliardenstrafe. Und es wird wohl darauf herauslaufen, dass die Wächter wachsam bleiben müssen.
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