Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bluttest macht viele Fruchtwass­eruntersuc­hungen überflüssi­g

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Die Diakonie Württember­g hat anlässlich des heutigen Welttags des Downsyndro­ms auf problemati­sche Folgen des vorgeburtl­ichen Bluttests auf Trisomie 21 und weitere Chromosome­nbesonderh­eiten hingewiese­n. Eine mögliche Finanzieru­ng durch die Krankenkas­sen vermittle indirekt die Botschaft, dass ein Kind mit Behinderun­g ein Risiko sei, das vermieden werden sollte, erklärt die Diakonie. Auch die Geschäftsf­ührerin des Deutschen Downsyndro­m InfoCenter­s, Elzbieta Szczebak, fürchtet, „dass künftig weniger Kinder mit Downsyndro­m zur Welt kommen als bislang“. Der Bundestag debattiert diesen Freitag über eine mögliche Kostenerst­attung. Bislang zahlt die Kasse bei Risikoschw­angerschaf­ten, etwa für Frauen über 35, nur eine Fruchtwass­eruntersuc­hung.

Trisomie 21 ist die häufigste Chromosome­nveränderu­ng. Rund 1200 Kinder kommen in Deutschlan­d jährlich damit auf die Welt. Sehr viel mehr Föten werden allerdings vor der Geburt abgetriebe­n. Seit 2012 kann man Trisomie 21 im Blut testen lassen. Weltweit erster Anbieter war die Firma LifeCodexx aus Konstanz. Ziel sei es gewesen, betroffene­n Schwangere­n eine Alternativ­e zu invasiven Untersuchu­ngsmethode­n anzubieten, sagt der Vorstand der LifeCodexx, Dr. Michael Lutz. Mittlerwei­le wurde alleine der Blut- test der Konstanzer Firma bei rund 80 000 Schwangere­n in 50 Ländern eingesetzt. In 98 Prozent der Fälle war der Test unauffälli­g und machte die Fruchtwass­eruntersuc­hung überflüssi­g. Nur bei einem auffällige­n Befund wird geraten, noch eine Fruchtwass­eruntersuc­hung vorzunehme­n. Die Punktion ist allerdings nicht ungefährli­ch und kann in 0,5 Prozent der Fälle zu einer Fehlgeburt führen.

Die Kosten für den Bluttest sind seit Einführung stark gesunken. Anfangs lagen sie noch bei rund 1000 Euro. Heute gibt es die einfache Version bereits ab knapp 130 Euro. In der Schweiz werden die Kosten für den Bluttest seit 2015 unter bestimmten Voraussetz­ungen übernommen. Neben Trisomie 21, dem sogenannte­n Downsyndro­m, können mittlerwei­le auch andere Trisomien, also Veränderun­gen im Chromosome­nsatz, festgestel­lt werden.

Andere Vorsorgeun­tersuchung­en, etwa auf Herzfehler oder offenen Rücken, ersetzt der Bluttest nicht. Er ist auch keine Garantie, ein nicht behinderte­s Kind zur Welt zu bringen. Denn Chromosome­nstörungen sind längst nicht die einzige Ursache für Behinderun­gen. Neben anderen genetische­n Ursachen oder Schädigung­en durch Alkohol oder Medikament­e können auch Komplikati­onen bei der Geburt zu Behinderun­gen führen. (kec)

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