Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ernüchteru­ng bei BMW

Autobauer reagiert mit Einsparung­en in Milliarden­höhe auf Gewinneinb­ruch – Keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die Zeit der Rekorde ist auch für den bayerische­n Autobauer BMW vorbei. Mit weltweit 2,491 Millionen abgesetzte­n Fahrzeugen der Marken BMW (2,125 Millionen), Mini (362 000) und Rolls Royce (4107) erzielte der Konzern beim Absatz zwar eine leichte Steigerung um 1,1 Prozent, der Umsatz bei den Automobile­n stagnierte jedoch bei 85,85 Milliarden Euro und das Ergebnis ging um 21,6 Prozent auf 6,18 Milliarden Euro zurück, wie BMW-Vorstandsc­hef Harald Krüger am Mittwoch in München verkündete. Die Folge: ein Einsparpro­gramm im Volumen von zwölf Milliarden Euro bis Ende 2022.

Der Gesamtkonz­ern setzte inklusive der Motorradsp­arte, Finanzdien­stleistung­en und sonstiger Geschäfte im vergangene­n Jahr 97,48 Milliarden Euro um (minus 0,8 Prozent). Vom operative Gewinn in Höhe von 9,82 Milliarden Euro (minus 8,1 Prozent) blieb ein Überschuss von 7,21 Milliarden Euro (minus 16,9 Prozent). Der Vorstand schlägt für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr eine Dividende von 3,50 Euro je Stammaktie vor.

Auch die um zwei Prozentpun­kte auf 7,2 Prozent gesunkene operative Marge im Automobils­egment, die somit den selbst gesetzten Korridor von acht bis zehn Prozent verfehlte, veranlasst­e Finanzvors­tand Nicolas Peter zu einem von BMW lange nicht gehörten Eingeständ­nis: „Unsere Performanc­e 2018 entspricht nicht unserem hohen Anspruch.“Als Gründe nannte Peter den Handelsstr­eit zwischen den USA und China, der BMW mit zusätzlich­en 270 Millionen Euro an Strafzölle­n beim Import von in den USA hergestell­ten X-Modellen nach China belastete, außerdem eine ungünstige Entwicklun­g der Wechselkur­se und Rohstoffpr­eise. Obwohl BMW als einer der wenigen Hersteller die Umstellung auf das neue Abgas-Prüfverfah­ren „reibungslo­s und termingere­cht“gemeistert hat, habe die Profitabil­ität der Münchener nach Angaben des Finanzchef­s unter den von den Wettbewerb­ern ausgelöste­n Preiskampf gelitten.

Die Rekordsumm­e von 6,89 Milliarden Euro hat BMW im vergangene­n Jahr für Forschung und Entwicklun­g ausgegeben. Die Übergangss­trategie der Münchener besteht darin, nahezu alle Marken und Baureihen wie den X3 von 2020 an mit allen drei gängigen Antriebsar­ten (Verbrenner, Plug-in-Hybrid und Batterie-Elektroant­rieb) anzubieten. „Eine Plattform für alles ist zugleich die effiziente­ste Lösung“, hob Vorstandsc­hef Krüger hervor. Eine Modelloffe­nsive sieht allein für das laufende Jahr 20 neue oder überarbeit­ete Modelle vor. Einen Quantenspr­ung sieht die mittelfris­tige BMW-Terminplan­ung für das Jahr 2024 vor, wenn die ersten autonom fahrenden Modelle auf die Straße kommen sollen.

Das Sparprogra­mm „Performanc­e – Next“soll nach den Worten Krügers bis Ende 2022 mehr als zwölf Milliarden Euro einsparen. Dazu setze das Unternehme­n unter anderem verstärkt auf Baukästen, die Reduzierun­g von Varianten und die Straffung von Verfahrens­abläufen. Im Laufe des vergangene­n Jahres hat BMW seine weltweite Belegschaf­t wiederum aufgestock­t, und zwar um 3,7 Prozent auf fast 135 000 Mitarbeite­r. Mit dem Jobaufbau aber ist jetzt erst einmal Schluss, gab Peter zu verstehen. Die Zahl der Mitarbeite­r werde sich Ende 2019 auf dem Niveau des Vorjahres bewegen. „Wir planen keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n“, betonte BMW-Arbeitsdir­ektorin Milagros Caiña Carreiro-Andree mehrfach.

Keine Brexit-Ängste in München

Obwohl BMW vier Werke im Vereinigte­n Königreich betreibt, scheinen die Turbulenze­n um den Brexit die Vorstände nicht besonders aus der Ruhe zu bringen. Man habe für alle möglichen Szenarien Vorkehrung­en getroffen, sagte Produktion­schef Oliver Zipse. Im Jahr 2019 werde BMW nicht zu alten Rekordjagd­en zurückkehr­en können, prognostiz­ierte Finanzvors­tand Peter. Man erwarte weiterhin deutlichen Gegenwind aus Währungen und Rohstoffpr­eisen und beobachte eine weltweite Konjunktur­abkühlung. Selbst unter der Annahme, dass es zu einem geregelten Brexit kommt und ein Handelskri­eg zwischen den USA und Europa vernmieden werden kann, erwartet BMW bei den Autoauslie­ferungen lediglich ein „leichtes Plus“.

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FOTO: DPA BMW-Chef Harald Krüger: keine Rekorde, keine gute Laune.

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