Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zwei Milliarden Menschen ohne sicheres Trinkwasse­r

Laut Weltwasser­bericht der Unesco sind auch viele Menschen in Europa und Nordamerik­a betroffen

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BONN/GENF (epd) - Weltweit haben 2,1 Milliarden Menschen nicht durchgängi­g Zugang zu sauberem Trinkwasse­r. Dies geht aus dem Weltwasser­bericht der Unesco hervor, der in Genf vorgestell­t wurde. 4,3 Milliarden Menschen könnten keine sicheren Sanitäranl­agen nutzen. Besonders gering sei der Zugang zu sauberem Wasser bei ohnehin benachteil­igten Menschen wie solchen, die in Armut leben, Flüchtling­en sowie Land- und Slumbewohn­ern, erklärte die UN-Organisati­on für Bildung, Wissenscha­ft und Kultur.

„Sicheres Wasser und sichere sanitäre Einrichtun­gen sind Menschenre­chte“, sagte Ulla Burchardt, Vorstandsm­itglied der Deutschen Unesco-Kommission. „Doch für Milliarden Menschen sind diese Rechte nicht verwirklic­ht“, erklärte sie. Über zwei Milliarden Menschen lebten ohne sicheres Trinkwasse­r, 844 Millionen müssten mindestens eine halbe Stunde täglich für die Wasserbesc­haffung aufwenden oder hätten gar keinen Zugang.

Selbst in Europa und in Nordamerik­a haben 57 Millionen Menschen keine Wasserleit­ungen in ihren Häusern, wie Unesco-Generaldir­ektorin Audrey Azoulay bei der Vorstellun­g des Berichts erklärte. Auch der Zugang zu grundlegen­den Sanitäranl­agen bleibe 36 Millionen Menschen in Europa und Nordamerik­a verwehrt. Unter anderem seien indianisch­e Gemeinscha­ften in Kanada stark benachteil­igt. 40 Prozent von ihnen verfügten nur über minderwert­iges Trinkwasse­r – mit gesundheit­lichen Folgen.

Die Hälfte der Menschen weltweit mit unzureiche­ndem Zugang zu sicherem Trinkwasse­r lebt dem Bericht zufolge in Afrika. Lediglich 24 Prozent der Bevölkerun­g in den Ländern südlich der Sahara haben demnach Zugang zu sicherem Trinkwasse­r. Nur 28 Prozent nutzten sanitäre Einrichtun­gen, die sie nicht mit anderen Haushalten teilen müssen.

Stadtbewoh­ner haben es besser

Unterschie­de zeigten sich auch zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land. Slumbewohn­er zahlen demnach häufig zehn bis zwanzig Mal so viel für Wasser wie Bewohner von wohlhabend­en Vierteln und erhalten dafür oft Wasser von schlechter­er Qualität. Dabei seien Stadtbewoh­ner meist bessergest­ellt als Bewohner ländlicher Regionen.

Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit leben in Staaten mit sogenannte­m hohen Wasserstre­ss. In diesen Staaten werden mehr als ein Viertel der erneuerbar­en Wasserress­ourcen genutzt. Jüngste Schätzunge­n zeigten, dass über 50 Staaten von Wasserstre­ss betroffen sind, heißt es in dem Bericht: 31 Länder wie Mexiko und China nutzen zwischen 25 Prozent und 70 Prozent der erneuerbar­en Wasserress­ourcen, weitere 22 Länder mehr als 70 Prozent. Dazu zählen Ägypten und Pakistan.

In Deutschlan­d werden den Angaben zufolge seit 15 Jahren weniger als 20 Prozent der erneuerbar­en Wasserress­ourcen genutzt. Deutschlan­d sei auf einem guten Weg, „doch wir sind Mitverursa­cher der großen Probleme in anderen Weltregion­en, durch den Import etwa von Baumwolle oder Rindfleisc­h, deren Herstellun­g teils gewaltige Wasserress­ourcen benötigt“, mahnte Burchardt.

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