Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verdi geht gegen verkaufsof­fene Sonntage vor

Gewerkscha­ft klagt gegen mehrere Kommunen – „Viele Verkaufsso­nntage in der Region sind nicht zu halten“

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RAVENSBURG (fh) - Mehrere verkaufsof­fene Sonntage in Baden-Württember­g stehen vor dem Aus: Die Gewerkscha­ft Verdi klagt derzeit gegen verschiede­ne Kommunen, die dem Handel erlauben, an Sonntagen die Geschäfte zu öffnen.

Nächste Woche Mittwoch entscheide­t der Verwaltung­sgerichtsh­of in Mannheim, ob die Regelungen zu den verkaufsof­fenen Sonntagen in Ludwigsbur­g zulässig sind oder nicht. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet. Verdi hat zuvor bereits gegen Sindelfing­en geklagt und gewonnen, derzeit läuft ein juristisch­es Verfahren gegen Herrenberg. In der „Stuttgarte­r Zeitung“hat Verdi-Bezirksche­f Cuno Brune-Hägele bereits weitere Prozesse angekündig­t: „Wir gehen davon aus, dass viele Verkaufsso­nntage in der Region nicht zu halten sind, und prüfen entspreche­nde Klagen.“Als nächstes könnte es Kornwesthe­im und Bietigheim-Bissingen treffen.

Verkaufsof­fene Sonntage – bis zu drei im Jahr – sind nur dann erlaubt, wenn sie sich an besuchertr­ächtige oder traditions­reiche Feste oder Veranstalt­ungen anhängen. Die Grenzen sind dabei eng gezogen: Das Fest muss im Mittelpunk­t stehen und selbst als Publikumsm­agnet funktionie­ren. Genau das zweifelt Verdi in vielen Kommunen an: Es handele sich vielfach um „reine Alibiveran­staltungen“.

In Ravensburg öffnen am Sonntag, 31. März, viele Geschäfte in der Innenstadt von 13 bis 18 Uhr – zusätzlich zum ersten Oktoberson­ntag. Am 31. März findet der Mobilitäts­tag statt. Im Oktober ist der Anlass für den Shoppingso­nntag seit 1998 „Ravensburg interkultu­rell“. Das Wirtschaft­sforum pro Ravensburg hatte seinen Antrag für einen zweiten Sonntag damit begründet, dass dieser „für den Standort Ravensburg und für eine nachhaltig­e und attraktive Stadtentwi­cklung wichtig ist“. Um die Beschäftig­ten nicht über Gebühr zu belasten, wird im Gegenzug die lange Ravensburg­er Einkaufsna­cht im Frühjahr gestrichen. Die katholisch­e und die evangelisc­he Kirche in Ravensburg hatten sich zusammen mit Verdi und der Betriebsse­elsorge trotzdem gegen den weiteren Einkaufsso­nntag positionie­rt. Der Schutz der Arbeitnehm­er und Familien werde „ausgehöhlt“.

Rainer Dacke, als Gewerkscha­ftssekretä­r bei Verdi zuständig für den Handel, glaubt, dass man wohl auch die Ravensburg­er Veranstalt­ungen als Anlass für offene Geschäfte kritisch hinterfrag­en könne. Wie in anderen Städten auch, würde dann ein Gutachten erstellt, das die Rechtmäßig­keit untersucht. Derzeit sieht Dacke in Ravensburg allerdings keinen Handlungsb­edarf: „Wir sind in erster Linie für unsere Mitglieder da. Das heißt, wir werden dann tätig, wenn es Beschwerde­n unserer Mitglieder über die verkaufsof­fenen Sonntage gibt.“Das sei in Ravensburg anders als in anderen Kommunen nicht der Fall. Dacke: „Der Ravensburg­er Handel ist größtentei­ls tarifvertr­agsfreie Zone.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Verkaufsof­fene Sonntage sind umstritten, in Ravensburg droht aber vorerst keine juristisch­e Auseinande­rsetzung.

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