Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr als Einheitsbr­ei

Wer bei Kartoffelp­üree mit Gemüse, Gewürzen und anderen Zutaten experiment­iert, hat schnell eine ganz neue Beilage auf dem Teller

- Von Ricarda Dieckmann

VENNINGEN (dpa) - Egal, ob fluffiger Brei oder grober Stampf: Die beliebte Beilage aus Kartoffeln schmeckt meist ähnlich. „Dabei lohnt es sich, zu experiment­ieren – gerade bei dieser banalen Speise. So kommt man auf ganz neue Ideen, und meist schmeckt es richtig gut“, sagt Matthias Mangold, Kochbuchau­tor aus Venningen. Kartoffels­tampf lässt sich dabei ohne großen Aufwand variieren – etwa mit Gemüse, Gewürzen, Nüssen oder anderen Zutaten.

Die Grundregel­n für gutes Kartoffelp­üree gelten aber weiterhin: Mehlige oder vorwiegend festkochen­de Sorten lassen sich am besten verarbeite­n. Die Kartoffeln werden geschält, gekocht und anschließe­nd mit etwas Butter und Milch oder Sahne zerkleiner­t. „Sahne bringt mehr Geschmack in den Stampf, wohingegen Milch etwas leichter ist. Von Light-Produkten lässt man – dem Geschmack zuliebe – am besten die Finger“, so Mangold. Worauf man bei der Zubereitun­g von Kartoffelb­rei ebenfalls verzichten kann? Auf den Pürierstab oder die Küchenmasc­hine. „Kartoffeln sollte man nur stampfen, niemals pürieren“, rät Marianus von Hörsten (Foto: Volker Renner/ dpa), Koch in Hamburg. Denn durch das Pürieren tritt die Stärke, die in den Kartoffeln enthalten ist, stärker aus. Die Folge: Das Ergebnis wird nicht fluffig und locker, sondern schleimig.

Wege aus dem Einheitsbr­ei gibt es viele. Eine Möglichkei­t ist, Kartoffeln gemeinsam mit Gemüse zu einem Stampf zu verarbeite­n. „Da die Kartoffel an sich recht mild schmeckt, kann man sie mit vielen Gemüsesort­en kombiniere­n. Es gibt eigentlich nichts, was nicht geht“, erklärt Daniela Wick (Foto: Kartoffelw­erkstatt/dpa) aus Bad Krozingen, die den Blog „Kartoffelw­erkstatt“betreibt.

Ähnlich sieht das auch Koch Marianus von Hörsten.

„Alles an Knollen und Wurzeln passt super, etwa Steckrübe, Karotte oder Rote Bete.“

Soll die ursprüngli­che, zartgelbe Farbe beibehalte­n werden, kann man die Kartoffeln mit Sellerie oder Pastinaken kombiniere­n. Wer es unkomplizi­ert mag, verarbeite­t Kartoffeln und Karotten: „Beide haben dieselbe Garzeit und werden einfach zusammen gekocht“, so Mangold. Die Faustregel, an der sich Matthias Mangold dabei orientiert: ein Drittel Gemüse, zwei Drittel Kartoffeln.

Schonend garen

Das Gemüse sollte dabei nicht zerkocht, sondern schonend gegart werden. So bleiben nicht nur Nährstoffe, sondern auch die Aromen erhalten. Marianus von Hörsten rät, das Gemüse zunächst in Butter anzuschwit­zen, es anschließe­nd mit Flüssigkei­t abzulösche­n und so garen zu lassen. Dabei entfaltet das Gemüse seinen Geschmack viel besser als beim üblichen Kochvorgan­g im Wasser. Alternativ kann auch der Backofen zum Einsatz kommen. Daniela Wick schlägt vor, Kürbis kleingesch­nitten im Ofen zu rösten und anschließe­nd mit den Kartoffeln zu einem Stampf zu verarbeite­n. „Das Ergebnis hat tolle Röst-Aromen und kann mit einem kleinen Löffel Honig abgerundet werden“, beschreibt Wick.

Viele Gemüsesort­en lassen sich auch solo zu Püree verarbeite­n – etwa Sellerie, Möhren, Bohnen oder Pastinaken. Auch Süßkartoff­eln, die streng genommen gar nicht zu den Kartoffeln zählen, machen sich gut als Einzelspie­ler. „Gut schmeckt auch Rosenkohlp­üree, besonders, wenn man es mit gehackten Walnüssen serviert“, sagt Mangold. Übrigens: Wird Gemüse ohne Kartoffeln zu einer Beilage verarbeite­t, darf auch der Pürierstab zum Einsatz kommen. Wer eine grobe Konsistenz bevorzugt, kann aber weiterhin zum Stampfer greifen.

Mal Topinambur probieren

Gemüsestam­pf bietet eine gute Möglichkei­t, sich an Sorten zu wagen, an denen man sonst im Supermarkt vorbeigeht. Etwa Topinambur, ein Gemüse, das leicht süßlich schmeckt. Von Hörsten rät dazu, den Topinambur zu schälen, in Stückchen zu schneiden und mit Butter in der Pfanne anzuschwit­zen. „Abgelöscht wird er dann mit etwas Milch und Sahne“, so der Koch. „Nun wird es so lange gekocht, bis es weich ist, und anschließe­nd püriert. Wird das Püree mit einer knusprigen Komponente – etwa karamellis­ierten Sonnenblum­enkernen – und etwas gebröckelt­em Ziegenfris­chkäse kombiniert, kann das ein eigenständ­iges vegetarisc­hes Gericht sein.“

Bei der Herstellun­g von Gemüsestam­pf tauche manchmal ein Problem auf, sagt Daniela Wick. „Verarbeite­t man etwa Erbsen zu einem Stampf, muss man ihn binden, sonst hat man keine Konsistenz.“Abhilfe schafft die Kartoffel, die die Masse durch ihre Stärke bindet. Meist reiche schon eine einzige Kartoffel.

Ein weiterer Weg, Kartoffels­tampf aufzuwerte­n, sind Toppings. Hier sind die Möglichkei­ten unbegrenzt. „Man kann super mit Texturen spielen“, sagt Marianus von Hörsten. Wer sein Püree mit gerösteten Semmelbrös­eln bestreut, schafft etwa einen schönen Crunch-Effekt.

Ähnliches gilt für Nüsse und Saaten. „Gerösteter Sesam etwa macht sich gut zu Karottenst­ampf“, so Daniela Wick.

Kontraste ausprobier­en

Um das perfekte Topping für die Stampf-Kreation zu finden, kann man auf Kontraste achten. Herzhafte Pürees passen gut zu süßlichen Gegenspiel­ern wie karamellis­ierten Zwiebeln oder gebratenen Apfelspalt­en. Ist der Stampf mild, sind angebraten­e Würfel aus Speck oder Räuchertof­u eine deftige Ergänzung. Auch Gewürze können den Stampf geschmackl­ich in eine neue Richtung lenken. „Koriander gibt eine asiatische Note“, so Mangold. Soll der Stampf eher nach Toskana-Urlaub schmecken, kann man ihn mit Thymian-Blättchen toppen.

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Das französisc­he Kartoffel-Käse-Püree wird wie ein Kuchen dekoriert.
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ALLE FOTOS: DANIELA WICK/KARTOFFELW­ERKSTATT/DPA Das Püree wird zum Häubchen für die gebratenen Karottenst­icks.
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Durch Toppings bekommt Kartoffelb­rei schnell eine neue Note.
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Marianus von Hörsten
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Daniela Wick

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