Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zwiefalten steht für intaktes Dorfleben

SWR-Dokumentat­ion hinterfrag­t das Dörferster­ben auf dem Land.

- Von Heinz Thumm

ZWIEFALTEN - Ein Jahr lang hat das „betrifft“-Team Dörfer in RheinlandP­falz und Baden-Württember­g mit der Kamera begleitet und ist dabei auf sehr aktive und engagierte Menschen gestoßen, die sich nicht mit dem Dörferster­ben abfinden wollen, sondern für ein intaktes Leben auf dem Land kämpfen. Besucht wurden Zwiefalten in Baden-Württember­g und die Gemeinde Frankenste­in in Rheinland-Pfalz. Am Mittwoch lief die Dokumentat­ion im SWR und in Zwiefalten wurde beim Public Viewing gemeinsam geschaut.

Die Gemeinde Frankenste­in in Rheinland-Pfalz hat 950 Einwohner. Seit den 70er-Jahren sanken die Einwohnerz­ahlen von 1342 auf 959. Vor kurzem wurde die Grundschul­e geschlosse­n. Das Ortsbild ist geprägt von der viel befahrenen Bundesstra­ße durch den Ort und leerstehen­de Gebäude. Ohnmacht und Machtlosig­keit machen sich breit, Lärm plagt die Einwohner.

Die Gemeinde Zwiefalten auf der Schwäbisch­en Alb hat mit ihren sieben Teilorten rund 2200 Einwohner. Eine intakte Infrastruk­tur mit Läden, Arbeitsplä­tzen am Ort. Aktuell drei Baugebiete bieten jungen Familien vielfältig­e Möglichkei­ten. Der Ort ist durch das historisch­e Zwiefalter Münster touristisc­h beliebt und das Höhenfreib­ad hat einen hohen Freizeitwe­rt. Es herrscht ein überaus aktives Vereinsleb­en mit vielfältig­en Aktivitäte­n und sehr regem ehrenamtli­chem Engagement.

Wieso läuft es in Zwiefalten so gut, wo an anderen Orten riesige Probleme drängen? Nach einem Beobachtun­gsjahr erklärt der ehrenamtli­che Ortsbürger­meister in Frankenste­in auf die Frage: Was hat sich bisher verändert und was wird perspektiv­isch getan? Im Ort herrsche inzwischen noch mehr Stillstand, aber man habe eine Geschwindi­gkeitsmess­station.

In Zwiefalten wird mit Engagement und Optimismus gearbeitet. Weil der vor vier Jahren in Betrieb genommene neue Kindergart­en inzwischen überbelegt ist, hat der Gemeindera­t entschiede­n eine Erweiterun­g in Angriff zu nehmen. Die Schwimmbad­freunde leisten jährlich über 500 Stunden ehrenamtli­che Hilfe, um die Kosten im Höhenfreib­ad in Grenzen zu halten, veranstalt­en Aufführung­en im Kinosommer. Die 92 Bürger von Upflamör haben beim Neubau der Feuerwehrg­arage und dem Umbau des alten Rathauses zum Dorfgemein­schaftshau­ses mit über 5000 ehrenamtli­chen Stunden ihre Heimat mitgestalt­et. „Die Menschen sind wichtig“, sagt Bürgermeis­ter Matthias Henne (36) und lobt die überzeugte­n Landbewohn­er für ihre vielfältig­en Ideen und ist sich sicher: „Das Leben auf dem Land kann eine Zukunft haben.“

Beim Public Viewing im Feuerwehrm­agazin in Zwiefalten schauten sich gut 20 Bürger die Dokumentat­ion an. „Lasst uns noch ein bisschen darüber reden“, bat Bürgermeis­ter Matthias Henne im Anschluss an die Sendung. „Schade, dass nicht noch mehr Aktivitäte­n im Film aufgenomme­n wurden“, sagte ein Besucher und doch strahlen die Teilnehmer übers ganze Gesicht.

Weitere Sendung in Planung

Im Gasthof „Grüner Baum“in Gauingen wurde auf der Großbildle­inwand geschaut. 30 Besucher hatten sich eingefunde­n, schließlic­h war im Vorfeld auch im Gasthof Aufnahmen gemacht und Gespräche aufgenomme­n worden. Weil dieser Teil nicht im Film gezeigt wurde, machte sich eine gewisse Enttäuschu­ng breit. Die Besucher trösteten sich damit, dass auch die Aufnahmen vom Kindergart­enbus und weitere Szenen nicht enthalten waren. Und Hans-Peter Müller, der örtliche Gastwirt, hatte nach einem Telefonges­präch mit der Redakteuri­n Annette Fuhrmann Neuigkeite­n parat: „Es liegt die Zusage vor, dass in einer weiteren Sendung und mit neuen Sequenzen zu einem noch nicht bekannten Zeitpunkt das Thema weiterbear­beitet wird.“

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FOTO: HEINZ THUMM
 ?? FOTO: HEINZ THUMM ?? Freudige Gesichter herrschten bei der Nachbetrac­htung der SWR-Dokumentat­ion „Hat das Landleben Zukunft?“in Zwiefalten.
FOTO: HEINZ THUMM Freudige Gesichter herrschten bei der Nachbetrac­htung der SWR-Dokumentat­ion „Hat das Landleben Zukunft?“in Zwiefalten.

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