Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Keltenkonzeption kommt voran
Finanzministerin besucht Freilichtmuseum Heuneburg – Machbarkeitsstudie ist in Arbeit
HUNDERSINGEN - Finanzministerin Edith Sitzmann hat sich am Mittwoch ein Bild von den Planungen für die Heuneburg gemacht. Rund anderthalb Stunden ließ die studierte Historikerin sich über das Gelände und den Talhof führen. Das Freilichtmuseum Heuneburg soll zu einer keltischen Erlebniswelt weiterentwickelt werden und eine zentrale Rolle in einer landesweiten Keltenkonzeption spielen.
Im Kiosk auf dem Burgplateau zeigen drei Plakate, in welche Richtung es gehen soll. Parkplatz, jetziges Freilichtmuseum und der angrenzende Talhof samt seiner 120 Hektar Ackerfläche sollen über einen rund zwei Kilometer langen Rundweg miteinander verbunden werden. „Wir werden dieses kulturelle Erbe für möglichst viele Menschen erlebbar machen“, sagte Finanzministerin Sitzmann. 60 000 Besucher pro Jahr sind das Ziel. Das wären mehr als doppelt so viele Besucher wie derzeit. Die Trägerschaft für die Heuneburg soll ab Anfang 2020 von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG) übernommen werden.
Für Michael Hörrmann, Geschäftsführer der SSG, steht das künftige Konzept auf zwei Säulen. Einerseits soll die archäologische Forschung vermittelt werden, andererseits sollen die Besucher mit der einzigartigen Natur in Kontakt kommen. „Die Heuneburg lässt sich als Bodendenkmal nur erleben, wenn man sie erwandert“, sagte Hörrmann. Zu dem einstigen keltischen Fürstensitz gehöre nicht nur die Akropolis, sondern auch auch das Umfeld. Drehund Angelpunkt des Museumsgeländes soll künftig der Talhof sein. Damit Radfahrer vom Donauradweg auf der anderen Uferseite zur Heuneburg können, soll es eine kleine von Hand betriebene Fähre geben.
Der Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Ravensburg arbeitet derzeit an einer Machbarkeitsstudie, wie der Talhof integriert werden kann. Laut des leitenden Baudirektors Hermann Zettler ist die historische Bausubstanz gut erhalten. Eine Prüfung habe zudem ergeben, dass die Nutzung der Gebäude wirtschaftlicher als ein Neubau sei. Der Platz soll unter anderem für Gastronomie und Ausstellungsflächen genutzt werden, aber auch dem Denkmalamt als Büroräume dienen. Auf einem Teil der Ackerflächen soll die keltische Landwirtschaft erlebbar gemacht werden. Eine Art Landschulheim könnte in einem Neubau entstehen. Nach dem jetzigen Zeitplan sollen die Maßnahmen in den Haushalt für 2022 aufgenommen werden. „Wenn es gut läuft, ist ein Baubeginn spätestens Anfang 2023 realistisch“, sagte Zettler.
Die früheste Besiedlung der Heuneburg lässt sich auf die Mittelbronzezeit datieren – das war etwa vom 15. bis zum 13. Jahrhundert vor Christus. Ihre Blütezeit hatte sie als sogenannter frühkeltischer Fürstensitz um 620 vor Christus mit schätzungsweise 5000 Einwohnern. Laut des Landesarchäologen Dirk Krausse ist vom Plateau etwa ein Drittel erforscht, von der Außensiedlung lediglich ein bis zwei Prozent. Landrätin Stefanie Bürkle sieht darin eine große Chance. „Die Heuneburg soll nichts Statisches sein. Weitere Funde bieten die Gelegenheit, dass immer neue Geschichten erzählt werden können“, sagte Bürkle.
Landrätin und Finanzministerin hoben das Engagement der Ehrenamtlichen hervor. „Hätten diese den Museumsbetrieb nicht aufrecht erhalten, dann stünden wir hier jetzt gar nicht“, waren sie sich einig. SSGChef Hörrmann will den Heuneburgverein auch künftig einbinden. „Sie werden ganz sicher nicht schlechter gestellt im neuen Betreiberkonzept. Aber sollen auch keine Lückenbüßer sein, sondern eine Vertiefung des Angebots ermöglichen“, sagte Hörrmann.