Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fingierter Autoverkau­f mündet in Raubüberfa­ll

Vier Männer stehen deshalb vor dem Landgerich­t in Konstanz – Das Urteil wird für Freitag erwartet

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INZIGKOFEN (naa) - Mit einem Scheininse­rat haben drei Männer aus dem Kreis Sigmaringe­n und einer aus dem Schweizeri­schen Thurgau kurz vor Weihnachte­n 2017 ein Brüderpaar aus dem Raum Biberach in eine Falle gelockt. Auf einer Internet-Plattform für Kraftfahrz­eug-Verkäufe boten sie ein Auto zum Preis von 21 000 Euro an, das es gar nicht gab. Mithilfe eines 24-jährigen Lockvogels, der mit den Brüdern bekannt war, lotsten sie die Kaufintere­ssenten nach Singen, um sie dort zu überfallen. Beute gab es keine, dafür aber eine Anklage der Staatsanwa­ltschaft Konstanz wegen versuchter gemeinscha­ftlicher räuberisch­er Erpressung und gefährlich­er Körperverl­etzung. Derzeit muss sich das Quartett vor der Dritten Strafkamme­r am Landgerich­t Konstanz verantwort­en.

Dort räumten alle vier ein, dabei gewesen zu sein. Die beiden 28 und 25 Jahre alten Angeklagte­n, welche die Brüder mit Nikolausmü­tzen und Schals maskiert zunächst mit Pfefferspr­ay besprüht und mit einem Elektrosch­ocker sowie einer SoftAir-Pistole bedroht hatten, schoben sich gegenseiti­g die Schuld zu.

Angeklagte schieben sich gegenseiti­g die Schuld zu

Und darüber, wer nun genau die Idee zu dem Überfall hatte oder ausschlagg­ebender Organisato­r und Planer war, stritt sich der 28-Jährige mit dem 24-Jährigen, der den Lockvogel gespielt hatte. Der Ältere gab zu, einen Teil der Maskierung, das Elektrosch­ockgerät und die SoftAir-Pistole beschafft zu haben. Einsetzen wollte er davon aber nichts, behauptete er. Das habe alles der 25Jährige Kollege gemacht. Der wiederum bestritt, einem der Tatopfer die Pistole an den Kopf gehalten zu haben, als er die Herausgabe des Geldes forderte.

Die Brüder allerdings beschriebe­n den Vorgang genauso vor Gericht. Sie erkannten damals aber, dass es sich um keine echte Schusswaff­e handelte und behauptete­n, das Geld gar nicht mitgebrach­t zu haben. Vielmehr hätten Freunde von ihnen das Geld, die jeden Moment in einem vollbesetz­ten Auto auftauchen würden. Gleichzeit­ig wollte einer von ihnen die Polizei rufen, aber das Handy wurde ihm entrissen. Als im Gerangel das Fenster einer Autotür zu Bruch ging und dem 25-Jährigen das Magazin aus der Druckluftw­affe fiel, bekamen die Täter es mit der Angst zu tun und flüchteten sich in nahe gelegene Büsche.

Der 29-jährige, wegen Beihilfe angeklagte Fahrer wartete indessen vergeblich in seinem Opel Corsa darauf, dass ihm das Geld zum Auto gebracht wird. „Ich hörte Schreie“, berichtete er. Dann sei einer der Brüder zu ihm gerannt und hätte ihn aufgeforde­rt, die Polizei zu rufen. Das tat er dann auch, um sich bei deren Eintreffen klammheiml­ich zu entfernen. Warum sich die sozial gut eingebunde­nen Männer mit festen Arbeitsplä­tzen, festen Beziehunge­n, teils sogar mit kleinen Kindern zu dieser Tat entschloss­en hatten, konnte nicht ganz geklärt werden.

Schulden und finanziell­e Engpässe als mögliches Motiv

Es gab offenbar finanziell­e Engpässe und hohe Schulden bei dem einen oder anderen, kristallie­sierte sich heraus. Der aus der Schweiz kommende 25-jährige Angeklagte berichtete von einem vorübergeh­enden Drogenprob­lem und einer Krise zur Tatzeit. Alle betrieben gerne Automatens­piele, bezeichnet­en aber ihr Engagement und die verspielte­n Summen als moderat. Drei der Angeklagte­n saßen mehrere Wochen, der 28-Jährige sogar drei Monate in Untersuchu­ngshaft.

Inzwischen sind sie wieder in ihren Alltag zurückgeke­hrt und erwarten jetzt mit Hoffen und Bangen das Urteil des Landgerich­ts, das für den kommenden Freitag, 24. Mai, angekündig­t ist.

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