Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hilfen für den Umbruch

Staat will helfen, Jobs in der Autoindust­rie zu sichern

- Von Teresa Dapp und Andreas Hoenig

BERLIN (dpa) - Beim schwierige­n Umbruch in der Autoindust­rie mit ihren Hunderttau­senden Beschäftig­ten sollen auch mithilfe des Staates Jobs gesichert werden. Bei den geplanten Maßnahmen geht es darum, den Zugang zu Kurzarbeit zu erleichter­n sowie Beschäftig­te beim Wandel vom Verbrennun­gsmotor zum Elektromot­or besser zu qualifizie­ren. Politik, Gewerkscha­ften und Wirtschaft­sverbände wollen dabei an einem Strang ziehen, wie nach einem Spitzentre­ffen in Berlin deutlich wurde.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann forderte nach dem Treffen unter der Leitung von Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU) schnelle Schritte der Politik, um den Umbau der Branche zu erleichter­n. Er erwarte „in Kürze konkrete Ergebnisse“etwa zur Qualifizie­rung von Mitarbeite­rn und zur Erleichter­ung von Kurzarbeit, sagte Hofmann am Mittwochab­end.

Bestimmte Regionen betroffen

Man habe darüber gesprochen, wie man die Mobilitäts­wende schaffen könne, „ohne, dass Beschäftig­te unter die Räder kommen“, und ohne „industriel­le Wüsten“in Regionen, die stark vom Verbrennun­gsmotor abhängen. „Kurzfristi­g heißt für mich nicht Monate“, fügte er hinzu.

Der Vizepräsid­ent des Autoverban­ds VDA, Arndt Kirchhoff, sagte, es gehe darum, wie die Wettbewerb­sfähigkeit des Standorts Deutschlan­d gehalten werden könne.

Dazu müssten Mitarbeite­r für neue Jobs qualifizie­rt werden. „Das ist eine große Herausford­erung.“Es gehe nicht um Milliarden­hilfen, sondern darum, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Die zuständige­n Bundesmini­sterien wollten diese nun auf den Weg bringen.

Der Präsident des Arbeitgebe­rverbandes Gesamtmeta­ll, Rainer Dulger, sagte, die Phase des Umbruchs in der Branche angesichts des digitalen Wandels und der Elektromob­ilität falle in eine konjunktur­elle Delle. Daher sei etwa ein leichterer Zugang zum Kurzarbeit­ergeld nötig.

In einem Positionsp­apier von VDA, Gesamtmeta­ll und IG Metall zum Treffen heißt es, es sei von größtem gesamtgese­llschaftli­chen Interesse, auch in Zukunft eine wettbewerb­sfähige, innovative und beschäftig­ungsstarke Industrie in Deutschlan­d zu haben.

Fonds soll helfen

Bei der Erleichter­ung zum Kurzarbeit­ergeld müsse schnell gehandelt werden, weil im ersten Quartal viele Unternehme­nsentschei­dungen getroffen würden. Es müsse den Firmen ermöglicht werden, Mitarbeite­r trotz vorübergeh­end geringerer Auftragsvo­lumen zu halten, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Ein Fonds könnte Zulieferer­n den Zugang zu Eigen- oder Fremdkapit­al erleichter­n.

Die Autobranch­e ist mitten in einem grundlegen­den Wandel von Benzinern und Dieseln hin zu mehr klimafreun­dlicheren alternativ­en Antrieben wie Elektromot­oren. Hersteller und Zulieferer müssen Milliarden investiere­n. Für E-Autos aber sind weniger Jobs nötig, weil es viel weniger Komponente­n gibt. Die EMobilität wirft bisher jedoch kaum Geld ab.

Zugleich ist die Nachfrage in wichtigen Absatzmärk­ten zurückgega­ngen. Das trifft bisher vor allem Zulieferer. Es gibt bereits Kurzarbeit und die Ankündigun­g von Arbeitspla­tzabbau. Nach einem Szenario im Bericht einer Expertenko­mmission könnten in der deutschen Autobranch­e Hunderttau­sende Jobs in Gefahr sein.

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