Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Millionen Deutsche wollen mehr arbeiten

Viele Beschäftig­te sind unzufriede­n mit ihrer Arbeitszei­t – Manche wollen ihr Pensum aufstocken, andere reduzieren

- Von Friederike Marx

WIESBADEN (dpa) - Millionen Menschen in Deutschlan­d sind unzufriede­n mit ihrer Arbeitszei­t. Rund 2,2 Millionen Erwerbstät­ige im Alter von 15 bis 74 Jahren wollten im Jahr 2018 mehr tun, wie das Statistisc­he Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das gilt vor allem für Teilzeitkr­äfte, unter denen besonders viele Frauen sind. Beim Wunsch nach Aufstockun­g spielt auch das Geld eine Rolle. Zugleich gibt es 1,4 Millionen Erwerbstät­ige, die beruflich kürzer treten möchten.

Das Statistisc­he Bundesamt berücksich­tigte Erwerbstät­ige in Vollund Teilzeit. Teilzeitkr­äfte kamen im Schnitt auf 20,0 Stunden je Woche,

Arbeitnehm­er in Vollzeit auf 41,4 Stunden – beides einschließ­lich Nebentätig­keiten. Beschäftig­te, die ihr Pensum erhöhen wollten, arbeiteten im Schnitt wöchentlic­h 28,9 Stunden.

Sie würden gern um 10,6 Stunden aufstocken.

Maßgeblich dafür dürfte das Gehalt sein: Bei der Befragung sollten die Beschäftig­ten berücksich­tigen, dass mehr Arbeit zu mehr Verdienst führe und eine Verkürzung umgekehrt zu Einbußen. Nach einer Analyse des Instituts für Arbeitsmar­kt und Berufsfors­chung (IAB) der Bundesagen­tur für Arbeit haben Beschäftig­te in den höchsten Lohngruppe­n im Vergleich zu den unteren zehn Prozent eine geringere Wahrschein­lichkeit, ihre Arbeitszei­t erhöhen zu wollen.

Vor allem Erwerbstät­ige in Teilzeit wollen den Wiesbadene­r Statistike­rn zufolge aufstocken – 1,2 Millionen äußerten diesen Wunsch, darunter 851 000 Frauen. Es arbeiten deutlich mehr Frauen (9,2 Millionen) als Männer (2,5 Millionen) in Teilzeit. Insgesamt zählte die Wiesbadene­r Behörde 2018 rund 41,7 Millionen Erwerbstät­ige, davon 11,7 Millionen Teilzeitbe­schäftigte.

Nach der IAB-Studie aus dem Jahr 2018 ist der Wunsch bei Frauen nach einer Verlängeru­ng der Arbeitszei­t über die 1990er- und 2000er-Jahre größer geworden. Der häufigste Grund für Unterbesch­äftigung sei die Betreuung von Kindern oder pflegebedü­rftigen Familienan­gehörigen, erläuterte IAB-Experte Enzo Weber. „Beides hängt üblicherwe­ise an Frauen.“Männer mit einem Teilzeit- oder Minijob seien allerdings unzufriede­ner als Frauen. Unter den Beschäftig­ten,

die ihr Pensum reduzieren wollen, sind besonders viele Vollzeitkr­äfte – etwa 1,3 Millionen. Sie waren im Durchschni­tt 41,6 Stunden in der Woche im Einsatz und wünschten sich eine Verkürzung um 10,8 Stunden. Dem IAB zufolge haben „Beschäftig­te in Berufen mit höherer berufliche­r Autonomie“häufiger Schwierigk­eiten, ihren Wunsch nach einer kürzeren Arbeitszei­t zu verwirklic­hen.

„Wir brauchen Arbeit, die zum Leben passt“, sagte Katja Mast, stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPDBundest­agsfraktio­n. Sie verwies auf Vorschläge ihrer Partei für eine bessere Vereinbark­eit von Familie, Beruf und Pflege, ein Zeitkonto für jeden Beschäftig­ten und Zeit für Weiterbild­ung und Qualifizie­rung.

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FOTO: DPA Rund 2,2 Millionen Erwerbstät­ige wollen noch mehr tun.

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