Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kein absoluter Ruheraum
Geräuschpegel stört Stammgäste in Sonnenhof-Therme – Roter statt weißer Schriftzug
BAD SAULGAU - Stammgäste der Sauna in der Sonnenhof-Therme Bad Saulgau fühlen sich im absoluten Ruheraum von anderen Besuchern gestört, weil sie darin lesen, trinken oder essen. Und dass, weil nach Ansicht der Stammgäste die Beschriftung an der Tür nicht eindeutig erkennbar ist. Kurt Rimmele, Geschäftsführer der Sonnenhof-Therme, reagiert nun auf die Beschwerden der Kunden, die ihrerseits die Hoffnung schon aufgegeben haben.
Herbert Neidhardt fährt mit seiner Frau Anni fast jeden Montagmorgen – außer in den Sommerferien – von Tettnang in die Sonnenhof-Therme nach Bad Saulgau. „Es gefällt uns dort einfach am besten“, sagt Herbert Neidhardt und meint zuvorderst damit das Heilwasser im Thermalbad und die Saunalandschaft. Was dem Ehepaar aber seit längerer Zeit missfällt? „Dass immer mehr Besucher den absoluten Ruheraum in seiner gedachten Nutzung so nicht akzeptieren“, sagt Herbert Neidhart.
Der 69-Jährige beobachtet regelmäßig, wie die Besucher ihr Essen auspacken, ihre Zeitung lesen, ihre Thermoskanne dabei haben oder mit ihren Taschen in den Ruheraum kommen, in dem acht Liegen für die Besucher zum Relaxen oder ein kurzes Nickerchen bereitstehen, die nicht reserviert werden dürfen. „Auch daran halten sich Besucher nicht“, sagt Herbert Neidhardt, der mit seiner Frau jährlich für Eintritt und Verzehr in der Gastronomie knapp 1500 Euro in der SonnenhofTherme liegen lässt. Die Fahrtkosten sind nicht eingerechnet.
Leute werden unverschämt
Herbert Neidhardt sieht sich indes nicht als „einsamer Motzer in der Wüste“. Der „Schwäbischen Zeitung“Bad Saulgau liegen weitere EMails von Stammgästen vor, die die Situation im absoluten Ruheraum ähnlich beklagen. Es komme öfter zu hitzigen Diskussionen mit Gästen, die offenbar den Sinn des Ruheraums nicht verstehen würden. „Wenn wir diese Besucher darauf ansprechen, werden sie manchmal sogar unverschämt“, so Neidhardt. Die Stammgäste sehen dann keine andere Wahl, als sich an die Mitarbeiter der Sonnenhof-Therme zu wenden. „Das Personal muss dann wieder schlichten“, so Neidhardt.
Geschäftsführer Kurt Rimmele bestätigt, dass es wegen des Ruheraums hin und wieder Beschwerden gebe. „Wobei das Störempfinden immer subjektiv ist“, sagt Rimmele. Eine klare Definition des absoluten Ruheraums gebe es allerdings nicht.
Herbert Neidhardt war es auf Dauer leid, mit anderen Besuchern Diskussionen zu führen und das Personal damit zu konfrontieren. Also wandte er sich schriftlich per E-Mail an die Geschäftsführung, um ihr die Situation zu erläutern und den Verbesserungsvorschlag einer deutlicheren Kennzeichnung an der Türe des absoluten Ruheraums zu machen. „Das blieb allerdings ohne Erfolg“, sagt Neidhardt. Er findet es schade, dass den Kunden das Gefühl vermittelt werde, „dass sie nicht ernst genommen werden“.
Der SZ liegt von einem weiteren Stammgast wegen des gleichen Anliegens eine E-Mail vom 25. Oktober 2019 an die Geschäftsführung vor, die noch am selben Tag von Kurt Rimmele beantwortet wurde. Er werde die Anregung aufnehmen und den Schriftzug in roter Schrift auf die Türe des absoluten Ruheraums aufkleben. schrieb Rimmele in seiner Antwort. „Wochenlang ist aber nichts passiert“, sagt der Stammgast aus Bad Waldsee, der auch öfter zu Gast im Bad Wurzacher Vitalium ist. „Dort wird das Thema Ruheraum konsequenter behandelt“, sagt der Bad Waldseer. Die Besucher werden an der Tür des Ruheraums mit einem Aufkleber darauf hingewiesen, Zeitungen, Bücher, Taschen und Speisen zu vermeiden. „Das würde ich mir für Bad Saulgau auch wünschen“, sagt der Stammgast.
Kurt Rimmele hat mittlerweile sein Versprechen eingelöst. Der von den Stammgästen kritisierte dünne weiße Schriftzug wurde erst kürzlich gegen einen roten, dickeren und damit besser erkennbaren Schriftzug ausgetauscht. „Dass heißt aber nicht, dass die Besucher nicht mehr ihre Zeitungen oder Speisen mit in den Ruheraum nehmen“, sagt Rimmele.
Hinsichtlich der eingegangen Beschwerden der Stammgäste versichert Kurt Rimmele, „dass uns der Dialog mit den Besuchern wichtig ist“. Jede Anfrage werde zeitnah beantwortet. Herbert Neidhardt war am vergangenen Montag wieder mit seiner Frau in der Sonnenhof-Therme. „Es freut mich, dass es mit dem Schriftzug geklappt hat.“Er war nach seinem Frust kurz davor, das Thermalbad zu wechseln.