Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Landshut-Spiel unter besonderer Beobachtung
Zwischen den Ravensburg Towerstars und dem EVL gab es öfters unschöne Szenen abseits des Eises
RAVENSBURG - Dass es im Fußball gewaltbereite Anhänger gibt, ist seit Jahren bekannt. Im deutschen Eishockey hieß es oft: So was würde bei uns nicht passieren. Tut es aber doch hin und wieder. Treffen etwa die Ravensburg Towerstars und der EV Landshut aufeinander, dann haben auch Polizei und Sicherheitsdienste mehr zu tun als bei gewöhnlichen Eishockeyspielen. Die jüngere Vergangenheit hat gelehrt, dass zu Partien dieser beiden Mannschaften auch immer wieder Chaoten anreisen.
Zweimal spielten Ravensburg und Landshut in dieser Saison in der Deutschen Eishockey-Liga 2 bereits gegeneinander. Beide Male musste die Polizei mit einem Großaufgebot anrücken, um Schlimmeres zu verhindern. Ende Oktober 2019 kamen Anhänger des EVL unerwartet früh nach Ravensburg, in der Innenstadt kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Landshuter und Ravensburger Anhängern. Fans will unter anderem der Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan nicht sagen. „Das sind Idioten“, hatte Schan nach den Krawallen im Oktober gesagt. Auch in der CHG-Arena hatten damals Polizei und Sicherheitsdienst eine Menge zu tun. Chaoten hatten versucht, verbotene Gegenstände in die Halle zu schmuggeln – die Beleidigungen der gegnerischen Fanlager waren da noch das Harmloseste.
Einen Monat später wurde in Landshut gespielt – auch da mit gewalttätigen Begleiterscheinungen.
Nach der Partie versuchten teils vermummte Chaoten, den Ravensburger Gästeblock zu stürmen. Gürtelschnallen wurden als Schlagwerkzeuge genutzt. „Wir verurteilen diese Geschehnisse aufs Schärfste. Diese Aktionen sind mit den Werten unseres Sports nicht in Einklang zu bringen und in keiner Weise zu tolerieren. Wir werden die Ermittlungen der Behörden so gut es geht unterstützen. Die Fans können sich sicher sein, dass wir auch in der Zukunft alles in unserer Macht stehende tun, um die Sicherheit aller Besucher im Eisstadion zu gewährleisten“, teilte der EVL-Geschäftsführer Ralf Hantschke in einer Stellungnahme mit. Ein Polizeisprecher sagte damals: „Die hatten kein Interesse an Eishockey, sondern nur an Krawall.“
Jetzt sind wieder die Towerstars gefordert, für Sicherheit zu sorgen. Am Sonntag (18.30 Uhr, CHG-Arena) treffen sich beide Mannschaften in Ravensburg wieder. „Wir werden das Spiel dem Anlass entsprechend begleiten, aber nichts Konkretes zu möglichen Maßnahmen sagen“, sagte ein Polizeisprecher auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Natürlich wollen die Polizisten nicht sagen, ob sie beispielsweise Busse aus Landshut schon frühzeitig in Empfang nehmen. Sollten wieder Chaoten anreisen, sollen diese nicht wissen, was die Polizei vor Ort tun will und wird. Klar ist aber: „Wir werden das Spiel anders begleiten als andere Spiele“, sagte der Sprecher.
Mehr Sicherheitspersonal
Klar ist auch, dass die Towerstars vor solchen Risikospielen mehr Arbeit haben. Bei Spielen wie gegen den EV Landshut haben die Ravensburg Towerstars laut Geschäftsführer Schan mehr Sicherheitspersonal in der
CHG-Arena als normal. „Wir haben aus meiner Sicht die richtigen Schlüsse aus den Vorfällen beim letzten Spielen gezogen“, sagt Schan. Damit meint der Geschäftsführer das erste Spiel in Ravensburg, als am 27. Oktober, ebenfalls einem Sonntag, die Polizei in der Innenstadt mit einem Großaufgebot eingreifen musste. „Ich hoffe, dass so etwas nicht noch mal vorkommt“, sagt Schan. Vertreter der Ravensburger Fanszene wollten sich auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“nicht zum Spiel am Sonntag und den Problemen zwischen den beiden Fanlagern äußern.
Wobei es bei den jüngsten Vorfällen nicht nur um direkte Anhänger der beiden Eishockeyvereine ging. Mit dabei sollen etwa auch Gruppen aus Heidenheim und Aalen gewesen sein. Chaoten aus diesem Umfeld waren auch beim schlimmsten Vorfall der jüngeren Vergangenheit in Ravensburg involviert. Bei einem Testspiel der Towerstars Ende August 2013 gegen den Schweizer Club Olten hatten sich gewaltbereite Chaoten übers Internet zu einer Schlägerei verabredet. Sie stiegen in Ravensburg teils schon vermummt aus Bussen aus. Flaschen flogen, die Polizei brauchte einige Zeit, um rund um die Eissporthalle alles unter Kontrolle zu bringen. Die Bilanz damals: mehr als 50 Festnahmen und zahlreiche Stadionverbote. Einige der Festgenommenen kamen nach Polizeiangaben aus der Fußball-Hooliganszene. Auch angesichts dieser Vorfälle sagt Schan: „Man kann leider nicht immer alles beobachten.“