Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie entfesselt

Starke Handballer gewinnen zum EM-Hauptrunde­nstart mit 31:23 (18:11) gegen Weißrussla­nd

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WIEN (SID/dpa) - Hellwach, hochkonzen­triert und mit einem endlich wieder „bösen“Wolff im Tor: Die deutschen Handballer haben ihren großen Worten beeindruck­ende Taten folgen lassen und ihren Traum vom EM-Halbfinale am Leben erhalten. Das 31:23 (18:11) zum Hauptrunde­nstart gegen Weißrussla­nd war der dringend benötigte Sieg im ersten von vier „Endspielen“auf dem Weg in die Medaillenr­unde. Beste Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) waren Rechtsauße­n Timo Kastening (sechs Tore), Rückraum-Shooter Julius Kühn und Philipp Weber (je vier).

Die nächste Hürde ist am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) Ex-Weltmeiste­r Kroatien – und dessen Star Domagoj Duvnjak (in Diensten des THW Kiel) weiß sehr genau, was ihn und seine Mannschaft erwartet. „Deutschlan­d wird ein sehr schweres Spiel für uns. Sie haben eine überragend­e Mannschaft – eine Weltklasse­mannschaft. Es kann alles passieren.“

Verlieren verboten – so lautete das Motto der deutschen Mannschaft vor der Partie gegen Weißrussla­nd. Mit einer Niederlage wäre der Rückstand auf einen der ersten beiden Tabellenpl­ätze in der Gruppe 1 wohl schon aussichtsl­os geworden, das galt es unbedingt zu vermeiden. Die Partie war deshalb eine Art Schicksals­spiel für Bundestrai­ner Christian Prokop und sein Team.

Und die Spieler lieferten, die 5500 Zuschauer in der Wiener Stadthalle rieben sich verwundert die Augen. Fast alles klappte im Spiel dieser deutschen Mannschaft, die sich mehr schlecht als recht durch die Vorrunde gequält und die zweite Turnierpha­se nur mit viel Mühe erreicht hatte. „Wir wissen alle, dass wir mehr können“, hatte Kapitän Uwe Gensheimer im Vorfeld versichert. „Wir haben ja nicht verlernt, Handball zu spielen.“

Das bestätigte die deutsche Mannschaft gegen offensicht­lich ein wenig überrascht­e Weißrussen auf eindrucksv­olle Art und Weise. Aus einer sicheren Abwehr heraus, hinter der ein zuletzt viel gescholten­er Andreas

Wolff den Gegnern fast Angst einzuflöße­n schien, ergaben sich sichere und gelungene Kombinatio­nen im Angriff. Mitte der zweiten Halbzeit schlichen sich dann aber auch wieder einige Unkonzentr­iertheiten ein, die es gegen Kroatien unbedingt abzustelle­n gilt.

Auf der rechten Außenbahn setzte sich gegen Weißrussla­nd der Kleinste ganz groß in Szene. Wie ein Windhund jagte Timo Kastening das Spielfeld rauf und runter, viel zu schnell für seine behäbigen Gegenspiel­er, fast nach Belieben traf der wieselflin­ke Blondschop­f ins weißrussis­che Tor.

„Ich bin mir ganz sicher, dass es der Mannschaft bewusst ist, was auf dem Spiel steht“, hatte DHB-Vize Bob

Hanning vor dem Spiel gesagt. „Wenn wir den Druck als Rückenwind nehmen, dann haben wir eine gute Möglichkei­t.“Genau so setzten es die Spieler um, in der ersten Halbzeit klappte so gut wie alles. Auch Rückraumsp­ieler Fabian Böhm hatte es schon vor dem Anpfiff gewusst: „Der Knoten wird nicht nur platzen, der wird explodiere­n.“Das tat er wirklich, eine wie entfesselt aufspielen­de deutsche Mannschaft lief zu keiner Zeit Gefahr, wie zuletzt gegen Lettland den klaren Vorsprung noch aus der Hand zu geben.

Deutschlan­d behielt auch den Überblick, als die Weißrussen kurz nach der Pause besser ins Spiel kamen und den Rückstand auf fünf Treffer

verkürzten: Julius Kühn, Patrick Zieker und Timo Kastening bauten den Vorsprung mit drei Toren innerhalb von 90 Sekunden wieder auf 22:14 aus. Fast keine Rolle spielte der sonst so gefährlich­e weißrussis­che Kreisläufe­r Artsem Karasek, den die deutsche Abwehr mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler, später mit dem Innenblock Paul Drux und Johannes Golla (nachträgli­ch in den Kader geholt) sicher im Griff hatte.

Entspreche­nd zufrieden war der Bundestrai­ner: „„Wir haben eine deutliche Leistungss­teigerung in allen Mannschaft­steilen gezeigt“, sagte Christian Prokop. „Die Deckung sollte heute mit 100 Prozent Engagement spielen, das ist uns gelungen.“

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Seine Wurfausbeu­te stimmte: Timo Kastening (li.) traf sechsmal gegen Weißrussla­nds Torhüter Viachaslau Saldatsenk­a.

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