Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Demütiger Lewandowsk­i-Jäger

Im Sommer verschmäht­e Bayern Leipzigs Timo Werner – nun disponiert er um

-

LEIPZIG (SID/dpa/fil) - Irgendwann einmal, so träumt Timo Werner, will er wie Robert Lewandowsk­i sein. Obwohl den in Bad Cannstatt geborenen, beim VfB Stuttgart aufgewachs­enen und nun für RB Leipzig erfolgreic­hen Torjäger in der Hinrunde der Bundesliga nur ein Treffer zum Bayern-Star fehlte, übt sich der 23-Jährige in Demut. Ein paar Jahre werde es mit Sicherheit noch dauern: Dann, mit 27 oder 28, möchte er „auf der Ebene sein wie Lewandowsk­i“, sagte Werner, dem in der Hinrunde 18 Treffer gelangen, der „Bild“.

Dass Werner Lewandowsk­i und die Bayern in dieser Saison übertrumpf­en kann – in der Torjägerli­ste und in der Meistersch­aft – liegt auch an Lewandowsk­i. Denn eigentlich war in Werners Karrierepl­an ein Wechsel zum FC Bayern im vergangene­n Sommer vielleicht nicht unbedingt eingeplant, aber durchaus erwünscht. Sogar Leipzigs Verantwort­liche hatten einen Wechsel erwartet. „Ein Verkauf an Bayern wäre im Sommer möglich gewesen“, sagte dieser Tage auch RB-Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff. „Wir sind froh, dass Bayern in der Causa Werner dann andere Spieler auf dem Zettel hatte.“

Wieso die Münchner den ebenso schnellen wie torgefährl­ichen 23Jährigen doch nicht holten, erklärte Münchens Sportchef Hasan Salihamidz­ic in der „Sport Bild“wie folgt: „Timo Werner ist ein guter Spieler, der eine hervorrage­nde Hinrunde gespielt hat. Allerdings haben wir Robert Lewandowsk­i. Robert ist ein

Stürmer, der zu unserer Spielweise ideal passt“. Will sagen: Solange Lewandowsk­i bei Bayern ist, hätte Werner kaum eine Chancxe auf einen Stammplatz – zumal die Münchner in ihm auch keinen Flügelstür­mer sehen. Salihamidz­ic: „Timo Werner braucht mit seiner Schnelligk­eit mehr Räume, die hatte er in dem System, das Leipzig gespielt hat. Das System bei RB hat sich nun zwar geändert, aber dennoch ist es vorne nicht so eng wie bei uns“.

Werner verlängert­e kurzerhand bis 2023 in Leipzig – und erweiterte unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann sein Repertoire: Er braucht weniger Raum als früher, manchmal erinnert seine Spielweise nun Lewandowsk­is. Nach München zieht es ihn auch nicht mehr unbedingt. „Stand jetzt“verpüre er keinen Wechselwun­sch, sagte er der „Bild“: „Die Hinrunde mit 18 Toren war super. Dass das Begehrlich­keiten weckt, ist wahrschein­lich. Aber das Wichtige ist, dass wir gut in die Rückrunde kommen und so lange wie möglich da oben mitspielen.“

„Ich spiele ja gerne bei Fritz-Walter-Wetter“

Mit einem Transfer im Sommer beschäftig­e er sich deshalb nicht, für die weitere Zukunft schließt er aber nichts aus. „Irgendwann wäre das Ausland sicher einmal reizvoll. Ich spiele ja gerne bei Fritz-Walter-Wetter, deshalb wäre generell England auch nicht schlecht“, sagte Werner. „Die Premier League ist einfach die interessan­teste Liga, das muss man ehrlich sagen. Da laufen jedes Wochenende viele Bayern Münchens und Real Madrids auf.“

Für die Rückrunde sei die erneute Qualifikat­ion für die Champions League „das erste Ziel“: „Alles, was dann dazukommt, ist das Sahnestück“. Wobei der Titel in der Königsklas­se, „wenn man ehrlich ist“, nicht realistisc­h sei. „Auf nationaler Ebene ist es schön, den Pokal zu gewinnen. Es war letztes Jahr ein super Finale und wir wollen dort wieder hin. Aber, wenn ich es mir aussuchen dürfte, wäre natürlich der Gewinn der Meistersch­aft das Nonplusult­ra.“

Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf Bayern.

 ?? FOTO: RONNY HARTMANN/AFP ?? Timo Werner
FOTO: RONNY HARTMANN/AFP Timo Werner

Newspapers in German

Newspapers from Germany