Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lang gehegten Wunsch erfüllt
Narrenzunft Gole freut sich über Winfried Aßfalgs Buch über die Riedlinger Fastnacht
RIEDLINGEN – Strahlende Gesichter, närrisch buntes Outfit, Huldigungen an den Gole mit Gefolge, Musik, die vom Hocker reißt und sogar in die Hocke gehen lässt, all das kennzeichnete am Donnerstag die Buchübergabe im proppenvollen Foyer der Riedlinger Kreissparkasse. Schließlich ging es um sie: die „Fastnacht in Riedlingen – Gestern und Heute“. Gedankt ist es Professor Winfried Aßfalg als Autor und der Narrenzunft Gole 1865 als Herausgeberin. „Fast erwürgt vor Freude“habe man ihn, als er den Verantwortlichen das Angebot eines Buches über sie gemacht habe, erinnerte sich der. Das war vor der Fasnet 2019, resümierte Zunftmeister Thomas Maichel und brachte zum Ausdruck, dass mit der Buchübergabe ein „lang gehegter Wunsch“in Erfüllung gehe. Der kleine Gole Luis Ebe war es, der das Werk zum Gole-Lied zwischen Fahne schwingendem Golebegleiter, neuem und altem Gole und der Gelbsucht feierlich herein trug und präsentierte, begeistert empfangen auch von Ehrenzunftmeister Peter Bucher, den früheren Landräten und Ehrennarren Dr. Wilfried Steuer und Sparkassenverbandspräsident Peter Schneider und mit Peter Schmidt und Jürgen Lindner aus Munderkingen hochrangigen Vertretern der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Ihr gehört die GoleZunft seit 1929 an.
Der Trommler- und Fanfarenzug ließ es fetzen. Die Stadtkapelle begleitete die Riedlinger Narrenlieder instrumental. Die Narren sangen voller Inbrunst nicht nur „Wir Narren, wir Narren“. Das begrüßende Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Dr. Michael Schieble hatte die Texte noch nicht intus, aber als gebürtiger Kölner die Sympathie der Riedlinger als Neumitglied der Narrenzunft auf seiner Seite. Was er mutmaßte, stellte sich ein: Jeder ging schlauer nach Hause, als er gekommen war, denn wie formulierte es Regionaldirektor Matthias Reichelt in seinem Schlusswort? Winfried Aßfalg ist ein Autor, der wissenschaftlich arbeitet und dazu die Fähigkeit hat, die Erkenntnisse in verständlicher und unterhaltender Form wiederzugeben. Sich davon zu überzeugen, schenkt das Buch auf 256 Seiten Gelegenheit.
155 Jahre Vereinsgeschichte und auch die Entwicklung der Fastnacht davor sei darin in eindrucksvoller Weise dargestellt, betonte Zunftmeister Thomas Maichel in seiner Ansprache. Fastnacht in Riedlingen, das bedeute gelebte Tradition und sei wirklich etwas ganz Besonderes für jeden Riedlinger. „Wenn ein Riedlinger Goooleee hört, dann ist er daheim!“Jahrhunderte alte Fastnachtsbräuche, die 1865 organisierte Fastnacht mit der Gründung des Riedlinger Narrenvereins unter dem Vorsitz von Joseph Christoph Ulrich böten eine lebendige und sehr umfangreiche Historie. Sei der Narrenverein mit anfänglich 300 Mitgliedern mit der „Pflege der Narretei in der Fastnachtswoche“beauftragt gewesen, so sei heute der knapp 1400 Mitglieder zählende größte Riedlinger Verein das ganze Jahr aktiv. Dennoch halte man sich immer noch gerne an den Vereinszweck, der heiße: Erhaltung, Pflege und Fortentwicklung des im schwäbisch-alemannischen Raumes vorhandenen Heimat- und Fasnachtsbrauchs“. Dass die Riedlinger „Fasnet macha könnet“, werde allenthalben gewürdigt.
Markenzeichen der Stadt
Der Gole sei überall präsent und eines der bekanntesten Markenzeichen der Stadt, was später in seinem Grußwort – sogar mit Narrenkappe auf dem Haupte – das Stadtoberhaupt Marcus Schafft mit Betonung des Wir-Gefühls bestätigte. Man sei immer wieder erstaunt und fasziniert, was in dieser Stadt an der Fastnacht auf die Beine gestellt werde, unterstrich Maichel. Dieses wunderschöne Brauchtum gelte es zu bewahren und weiterzugeben. Viele schöne Momente, Bräuche und bedeutende Personen gerieten leider viel zu schnell in Vergessenheit. Umso wichtiger sei es, sie zu dokumentieren. Als Ehre habe die Narrenzunft das Angebot von Winfried Aßfalg empfunden, über sie ein Buch zu schreiben. Entstanden sei nun ein Werk, das informieren, dokumentieren, anregen und auch unterhalten wolle. Dennoch könne es keine lückenlose Dokumentation der Riedlinger Fastnacht und aller aktiven Personen
sein, räumte er ein, war sich aber sicher, dass ein „umfangreiches, tolles Ergebnis“vorliege, in dem unheimlich viel Arbeit und Liebe zum Detail stecke. Seine Hoffnung ist, dass damit auch bei der Jugend das Verständnis für Brauchtum und Tradition geweckt werde.
Allen, die mit Grußworten, Informationen, Dokumenten und Fotos dazu beigetragen haben, dankte er, aber auch für finanzielle Unterstützung. Autor Winfried Aßfalg bescheinigte er, ein bleibendes, unbezahlbares Dokument über die Riedlinger Fasnet geschaffen zu haben. Dafür, aber auch für sein sonstiges Engagement – so als Pianist beim Froschkutteln-Essen oder bei der Ausrichtung der Jubiläums-Ausstellung der Narrenzunft im Museum – wurde ihm die Auszeichnung eines „Ehrennarren“zuteil. Für seine Frau Heidi gab’s für ihre Unterstützung einen Blumenstrauß, selbstverständlich in den Narrenfarben.
Dann war das Mikrofon frei für jenen, der ein Jahr lang eingetaucht ist in die Geschichte – nicht nur – der Riedlinger Fastnacht. Stolz verwies er auf die kleinen Symbole auf jeder Seite, die darauf hinweisen, welche Themen darauf behandelt werden, ob geschichtliche, Brauchtum oder Veranstaltungen. Deutlich wurde, wie sein großes Netzwerk zum Einsatz kam, bis hin zu den Fasnetsküchle, die zum Fotografieren zubereitet wurden, mitten im Jahr. Seite um Seite führte er in sein Buch ein, wies auf Lebende und die vielen bereits Verstorbenen hin, die mit ihrem Engagement verewigt wurden. Mehr als 900 Fotos sind zu betrachten, aus dem Archiv der Narrenzunft, dem eigenen, aber auch aus privaten Foto-Alben. So kramte auch Winfried Kretschmann in seiner Vergangenheit und lieferte das Foto eines Fanfarenzüglers in Sandalen. Dass Rundfunk und Fernsehen die Riedlinger Fasnet für sich entdeckt hatten, schon lange bevor er zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, belegte er und nannte bei der Buchpräsentation nicht zuletzt die von Willi Schlegel kreierten närrischen Riedlinger Radfahrer.
Die Idee zu einem Buch über die Fastnacht in Riedlingen schlummere schon lange in ihm, gestand Aßfalg. Mit Zunftmeister Thomas Maichel und seinem Vize Lothar Sauter habe er den Rahmen abgesteckt, alles am heimischen Computer erarbeitet und zusammengestellt und in die Druckerei gebracht, die es 1:1 umsetzte. Hochspannend sei es gewesen, die Protokolle zu lesen, ließ der Autor wissen und machte auf ein „buntes Vielerlei in Geschichte und Aktualität“neugierig.
Die Schwäbische Zeitung wird das Buch noch ausführlich vorstellen.
„Fastnacht in Riedlingen – Gestern und Heute“wird von der Narrenzunft Gole herausgegeben und ist für 24,90 Euro bei ihr, im Stadtcafé Reinke und im örtlichen Buchhandel zu erwerben.
Weitere Fotos von der Buchvorstellung gibt es in einer Galerie unter www.schwäbische.de