Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Mann, wie er singt und lacht
Komiker, Musiker, Multitalent: Helge Schneider beleidigt und begeistert Ravensburg
RAVENSBURG - Kaum ist die Fasnet vorbei, da schlurft der Helge Schneider in den OberschwabenKlub – unrasiert, mit Sonnenbrille, die Hose in den Socken – und zeigt, wie das mit dem Humor nochmal war. Der 64Jährige stichelt, provoziert, macht sich über alles lustig, was nicht bei drei auf dem Mehlsack ist, und beleidigt gleich mal alle durch. Ravensburg sei eine der schönsten Städte Europas, „wir sind gern hier“, meint er, „und hauen auch gern wieder ab.“Aber wo schon mal 1400 Menschen da sind, gibt er halt 2:30 Stunden lang den Jazz-Dadaisten mit seiner Band, die den neuen, posigen, ergo zeitgemäßen Namen „The Helges“trägt. Allein der Blick ins Gesicht von Schlagzeuger Thomas Alkier ist übrigens ein Traum: Der Drummer schüttelt und rüttelt sich bei jedem Gag, als höre er ihn zum ersten Mal, und das dürfte auch Helges Geheimnis sein: Sein Humor ist derart albern, dass man kaum genug davon kriegen kann.
Helge zieht ja alles und jeden durch den Kakao. Seine Kinder, die mit 40 immer noch nicht gelernt hätten, Butterbrot zu schmieren. Alle Literaturpäpste, speziell seinen Freund Heinrich Heine, „einer der größten Influencer früher, er hat sehr viele influiert, er hat mir damals dieses Buch vermacht, hier steht sogar eine Widmung: Hallo Helge, ich widme dir dieses Buch, mein Freund. Nur dir widme ich dieses Buch, mein großer Freund, lieber Helge, ich schenke es dir.“Er fordert den RavensburgerVerlag auf, künftig nur noch Puzzles aus rundem Sternenstaub zum Selbstanmalen zu produzieren, denn: „Ich hatte ja kürzlich eines mit 1,5 Milliarden Teilen, das war so puppig, das hab ich in 20 Minuten gelöst. Da muss mal was passieren bei denen.“
Und natürlich hat Helge auch kein Visum in die USA bekommen: „Da musste man ankreuzen, ob man vorhat, den US-Präsidenten umzubringen. Da hab ich ja angekreuzt, da hat man mich nicht reingelassen. Das war doch Spaß! Spaß war das. Die verstehen keinen Spaß dort! Dabei ist der selbst ein riesiger Spaßvogel, der Robert Trump! Das weiß doch jeder.“
Genau, wie spätestens am Ende einer katrig-käuzigen „Katzenklo“Version - mit der Strophe „Da kommt schon ein Lkw, LKW, und er tut der Katze weh“– ein jeder weiß, dass dieser Helge Schneider ein fantastischer Pianoman ist. Ein Multitalent, das natürlich zahllosen ernsthaften Berufen nachgehen könnte, etwa: dem des Klavierspielers. Will er aber nicht. Schneider will lieber von seiner Tour erzählen, die die Helges virusartig von Wuhan über Mailand, Göppingen und Tübingen bis nach
Ravensburg führte, frei nach dem Motto: „Wer schon mal in China war, der war schon mal in China.“Über seine Lieder, die von Elton John gekauft wurden, „der allerdings Melodie und Text änderte“. Oder von seinem Ex-Job in einer Bäckerei: „Da war ich der Brötchengeber.“Das Einzige, was für Helge Sinn macht, ist, Menschen zum Lachen zu bringen. „Lasst Euch bloß nicht anpacken“, wünscht er den Ravensburgern am Ende. Zu spät. Die sind gepackt und begeistert.