Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie der Reißverschluss ins Ei kam
Dieses Wochenende stellen 41 Künstler ihre Werke rund ums Ei in Bad Schussenried aus
BAD SCHUSSENRIED - Wenige Stunden vor der Eröffnung des internationalen Ostereiermarkts in der Schussenrieder Brauerei herrscht emsiges Treiben im Bierkrugstadel. Es ist kurz vor 15 Uhr und den Ausstellern bleiben noch zwei Stunden, bevor sich die Türen für das Publikum öffnen. Seit mittlerweile 21 Jahren lädt Senior-Brauereichefin Ilse Ott Künstler aus ganz Europa ein, ihre Werke rund ums Ei in den Räumlichkeiten der Schussenrieder Brauerei auszustellen.
Die Ausstellung sei mittlerweile so bekannt, erzählt sie, dass momentan sieben Künstler auf der Warteliste
stünden. Jedes Jahr sorgt sie dafür, dass andere Künstler ausstellen, was den Markt immer wieder aufs Neue für die Besucher attraktiv macht.
Sieglinde Häussler aus Allmendingen ist schon seit vielen Jahren mit dabei. Mit ruhigen Händen packt sie ein Ei nach dem anderen aus und drapiert sie. Wie an allen Ständen sind auch ihre Eier wahre Hingucker, vor allem jene mit Reißverschluss: Mit Werkzeugen, die sonst eigentlich nur in einer Zahnarztpraxis zu finden sind, wird ein Stück aus dem Ei gefräst und ein offener Reißverschluss in die Lücke geklebt. Das sieht täuschend echt aus.
„Wir haben selbst Enten und Nandus und ich wollte mit den Eiern einfach was machen“, erinnert sie sich. Stricken sei ihr zu langweilig gewesen, daher habe sie vor 25 Jahren angefangen, mit den Eiern zu arbeiten. „Es ist ein schönes Hobby, das mir viel Freude bereitet“, verrät sie. Wie viele Eier kaputt gehen, bis es genau so aussieht, wie sie das will? „Das kommt ganz auf meine Tagesform an“, erwidert sie mit einem Lachen. Nicht weniger spannend sehen die Drahteier aus, die Selina Birk ausstellt und in diesem Moment ebenfalls noch auspackt und auf ihrem Tisch arrangiert. Die junge Frau stammt aus Bad Waldsee und benötigt zur Herstellung ihrer Kunst nur etwas versilberten Draht und Lötzinn. „Der Draht wird um ein künstliches Ei herumgewickelt und dann Stück für Stück mit dem Lötzinn verbunden. Dabei entstehen verschiedene Muster – und in die Mitte setze ich dann funkelnde Schmuckornamente“, beschreibt sie ihre Vorgehensweise. Wie sie das Ei dann aus der Drahtkonstruktion entfernt, verrät sie nicht. Das soll ein Geheimnis bleiben. Etwa ein Jahr habe sie gebraucht, um ihre Technik zu perfektionieren. Seit rund vier Jahren stellt sie ihre Kunst aus und freut sich jedes Mal, wenn sie in Bad Schussenried dabei sein kann.
Ein Gang durch die Ausstellung zeigt: Jeder Künstler hat seine ganz eigene Technik, kein Kunstwerk gleicht dem anderen. Filigran gemalte Sprüche und Figürchen zieren die Eier, in Herkunft und Farbe so unterschiedlich, wie es nur geht. Die Eier werden bestickt, bemalt und mit Kalligrafie verziert. Ob es in diesem Jahr wieder so viele Besucher sein werden wie sonst, wird sich zeigen. „Von den Ausstellern hat aus Angst vor dem Coronavirus keiner abgesagt, aber es kann natürlich schon sein, dass mancher Gast dieses Jahr lieber zu Hause bleibt“, vermutet Ilse Ott.
Der Ostereiermarkt in der Schussenrieder Brauerei hat am Samstag, 29. Februar, und am Sonntag, 1. März, jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet.