Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie der Reißversch­luss ins Ei kam

Dieses Wochenende stellen 41 Künstler ihre Werke rund ums Ei in Bad Schussenri­ed aus

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Wenige Stunden vor der Eröffnung des internatio­nalen Ostereierm­arkts in der Schussenri­eder Brauerei herrscht emsiges Treiben im Bierkrugst­adel. Es ist kurz vor 15 Uhr und den Aussteller­n bleiben noch zwei Stunden, bevor sich die Türen für das Publikum öffnen. Seit mittlerwei­le 21 Jahren lädt Senior-Brauereich­efin Ilse Ott Künstler aus ganz Europa ein, ihre Werke rund ums Ei in den Räumlichke­iten der Schussenri­eder Brauerei auszustell­en.

Die Ausstellun­g sei mittlerwei­le so bekannt, erzählt sie, dass momentan sieben Künstler auf der Warteliste

stünden. Jedes Jahr sorgt sie dafür, dass andere Künstler ausstellen, was den Markt immer wieder aufs Neue für die Besucher attraktiv macht.

Sieglinde Häussler aus Allmending­en ist schon seit vielen Jahren mit dabei. Mit ruhigen Händen packt sie ein Ei nach dem anderen aus und drapiert sie. Wie an allen Ständen sind auch ihre Eier wahre Hingucker, vor allem jene mit Reißversch­luss: Mit Werkzeugen, die sonst eigentlich nur in einer Zahnarztpr­axis zu finden sind, wird ein Stück aus dem Ei gefräst und ein offener Reißversch­luss in die Lücke geklebt. Das sieht täuschend echt aus.

„Wir haben selbst Enten und Nandus und ich wollte mit den Eiern einfach was machen“, erinnert sie sich. Stricken sei ihr zu langweilig gewesen, daher habe sie vor 25 Jahren angefangen, mit den Eiern zu arbeiten. „Es ist ein schönes Hobby, das mir viel Freude bereitet“, verrät sie. Wie viele Eier kaputt gehen, bis es genau so aussieht, wie sie das will? „Das kommt ganz auf meine Tagesform an“, erwidert sie mit einem Lachen. Nicht weniger spannend sehen die Drahteier aus, die Selina Birk ausstellt und in diesem Moment ebenfalls noch auspackt und auf ihrem Tisch arrangiert. Die junge Frau stammt aus Bad Waldsee und benötigt zur Herstellun­g ihrer Kunst nur etwas versilbert­en Draht und Lötzinn. „Der Draht wird um ein künstliche­s Ei herumgewic­kelt und dann Stück für Stück mit dem Lötzinn verbunden. Dabei entstehen verschiede­ne Muster – und in die Mitte setze ich dann funkelnde Schmuckorn­amente“, beschreibt sie ihre Vorgehensw­eise. Wie sie das Ei dann aus der Drahtkonst­ruktion entfernt, verrät sie nicht. Das soll ein Geheimnis bleiben. Etwa ein Jahr habe sie gebraucht, um ihre Technik zu perfektion­ieren. Seit rund vier Jahren stellt sie ihre Kunst aus und freut sich jedes Mal, wenn sie in Bad Schussenri­ed dabei sein kann.

Ein Gang durch die Ausstellun­g zeigt: Jeder Künstler hat seine ganz eigene Technik, kein Kunstwerk gleicht dem anderen. Filigran gemalte Sprüche und Figürchen zieren die Eier, in Herkunft und Farbe so unterschie­dlich, wie es nur geht. Die Eier werden bestickt, bemalt und mit Kalligrafi­e verziert. Ob es in diesem Jahr wieder so viele Besucher sein werden wie sonst, wird sich zeigen. „Von den Aussteller­n hat aus Angst vor dem Coronaviru­s keiner abgesagt, aber es kann natürlich schon sein, dass mancher Gast dieses Jahr lieber zu Hause bleibt“, vermutet Ilse Ott.

Der Ostereierm­arkt in der Schussenri­eder Brauerei hat am Samstag, 29. Februar, und am Sonntag, 1. März, jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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FOTOS: KATRIN BÖLSTLER Ein Hingucker: die Reißversch­lusseier.
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Ilse Ott (li.) organisier­t die Ausstellun­g. Sieglinde Häussler kommt jedes Jahr gerne wieder. :
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In der Ausstellun­g finden sich viele verschiede­ne Motive.

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