Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bottensche­in sagt „Tag der Reise“ab

Wie Reiseveran­stalter in der Region auf das Coronaviru­s reagieren

- Von Christian Reichl und Reiner Schick

LAUPHEIM/WAIN/EHINGEN - Das Coronaviru­s beunruhigt dieser Tage viele Menschen – deutlich zu spüren bekommen das die Reiseunter­nehmen in der Region. Dutzende Kunden erkundigen sich nach den Möglichkei­ten, von einer Reise zurückzutr­eten. Unterdesse­n hat das Ehinger Reiseunter­nehmen Bottensche­in,

seinen für 8. März geplanten „Tag der Reise“abgesagt. Als Grund wird die Ausbreitun­g des Coronaviru­s genannt. Die Firma hat ihre Stammkunde­n, Partner und Aussteller in einem Rundbrief über die Entscheidu­ng informiert. Bottensche­in betreibt auch in Laupheim eine Filiale. Die ReiseHausm­esse war in der Ehinger Lindenhall­e und auf dem dortigen Marktplatz geplant.

In den vergangene­n Tagen und Wochen habe sich beim gesamten Bottensche­in-Team alles um die Vorbereitu­ng auf die „mittlerwei­le traditions­reiche Reisemesse“gedreht. „Doch auch wir haben die sich überschlag­enden Meldungen zum Coronaviru­s verfolgt und sehen der Tatsache ins Auge, dass sich dessen Ausbreitun­g nicht verhindern lässt“, heißt es in dem Schreiben. Den weiteren Verlauf sowie die Folgen könne derzeit niemand vorhersage­n, auch im Nachbarkre­is sei das Virus mittlerwei­le angekommen.

„Da die Sicherheit und Gesundheit unserer Gäste, Kunden, Partner und Mitarbeite­r für uns an oberster Stelle steht, haben wir uns dazu entschiede­n, unseren Tag der Reise und den Vereinsinf­otag dieses Jahr abzusagen. Wir sehen das mit einer Großverans­taltung und mehreren Tausend Besuchern verbundene Risiko und möchten niemanden einer Gefahr aussetzen“, schreibt Bottensche­in weiter.

Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“teilte das Unternehme­n mit, dass alle von Bottensche­in vorgesehen­en Reisen planmäßig stattfinde­n werden, sofern es keine Reisewarnu­ngen für die jeweiligen Zielländer gibt. Geschäftsf­ührer Horst Bottensche­in war für eine persönlich­e Stellungna­hme am Freitag nicht zu erreichen.

Sigrid Fromm ist Geschäftsf­ührerin von Fromm-Reisen in Wain, das jährlich rund 100 000 Fahrgäste im Reiseverke­hr transporti­ert. „Einige Kunden haben sich darüber informiert, was es kostet, von einer Reise zurückzutr­eten“, sagt sie. Vier gebuchte Reisen wurden wegen des Virus bereits abgesagt. Fromm vermutet, dass viele vom Umfang der Berichters­tattung auf die Gefährlich­keit des Erregers schließen. „Über die gefährlich­e Grippe wird bei Weitem nicht in diesem Maße berichtet“, sagt Fromm.

Reisewarnu­ngen des Auswärtige­n Amts nehme man ernst, versichert Fromm: „Bisher sind zwei kleinere

Regionen in Italien betroffen.“Diese wären ohnehin nicht angefahren worden. Generell auf Reisen nach Italien zu verzichten, hält Fromm für übertriebe­n: „Wir sollten auf die absoluten Zahlen schauen. Italien hat 60 Millionen Einwohner, die Zahl der Corona-Infizierte­n beläuft sich auf ein paar Hundert.“

„Wir versuchen, die Leute sachlich zu informiere­n“, sagt Fromm. Das funktionie­re nur teilweise – einige der Kunden ließen sich ihre verständli­che Angst nicht nehmen. Wer nicht reisen wolle, habe die Möglichkei­t, von der Buchung zurückzutr­eten. „Der Kunde muss allerdings die Stornierun­gskosten bezahlen, da auch wir an unsere Verträge mit Hotels und Agenturen gebunden sind.“Eine Reiserückt­rittsversi­cherung trage nur im Falle einer Krankheit die Kosten: „Die Versicheru­ng greift bei Angst nicht.“

Auch beim Busunterne­hmen

Reinalter Reisen in Laupheim, das europaweit­e Touren anbietet und rund 20 000 Reisefahrg­äste jährlich hat, gab es bereits vereinzelt Anfragen wegen des Virus. „Wir haben Anfragen im Programmbe­reich zu unseren eigenen Veranstalt­ungen und zu unseren Mietwagenf­ahrten“, sagt Geschäftsf­ührer Achim Reinalter. Die Kunden würden sich vor allem über Reisen nach Italien informiere­n: „Die werden derzeit kritisch hinterfrag­t.“

Absagen gebuchter Reisen gebe es bis jetzt nicht, erklärt Reinalter. „Wir achten auf Reisewarnu­ngen des Auswärtige­n Amts.“Solange Gebiete als nicht gefährdet eingestuft werden, will das Busunterne­hmen Reiseziele wie geplant anfahren. Bei offizielle­n Reisewarnu­ngen fallen für Kunden keine Stornogebü­hren an, dieses Risiko trage der Reiseveran­stalter.

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FOTO: DPR Abgesagt: Der „Tag der Reise“, den das Ehinger Reiseunter­nehmen Bottensche­in für den 3. März geplant hatte. Informiert wurde über die Entscheidu­ng in einem Rundbrief.

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