Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Deutschlan­d hilft einem gebeutelte­n Land

Mehrere Staaten unterstütz­en Italien mit Medikament­en, Ärzten und Schutzklei­dung

- Von Thomas Migge

ROM - Russland, China und Kuba unterstütz­en das vom Coronaviru­s hart getroffene Italien. Die drei Länder entsenden Medikament­e, Sicherheit­smasken und medizinisc­hes Personal in das südeuropäi­sche Land.

Sonntagabe­nd landete das erste von neun russischen Transportf­lugzeugen auf dem römischen Militärflu­ghafen Pratica di Mare. An Bord waren tonnenweis­e Medikament­e und sanitäres Material wie Tausende von Sicherheit­smasken geladen, die in Italien knapp geworden sind. Nach Italien gebracht werden auch dringend benötige Geräte zur künstliche­n Beatmung, Schutzklei­dung und Corona-Tests. Auf den Kisten aus Russland steht in italienisc­her Sprache „Dalla Russia con Amore“, „aus Russland mit Liebe“. Auf den Boxen aus China befindet sich eine Aufschrift mit den Noten und dem Text der Arie „Vincerò“– „Ich werde siegen“, aus Giacomo Puccinis Oper „Turandot“.

In der von der Coronaviru­sinfektion am stärksten betroffene­n Region Lombardei, in der Kliniken kurz vor dem Kollaps stehen, greifen auch Mediziner aus Kuba ihren italienisc­hen Kollegen unter die Arme. In der Regel verleiht Kuba sein medizinisc­hes Personal im Gegenzug für Devisen oder Sachleistu­ngen. Chinesisch­e Ärzte, die in ihrem Land in vorderster Front das Virus bekämpft haben, beraten ihre italienisc­hen Kollegen.

„Und was schicken uns die Deutschen?“, fragte am Wochenende eine befreundet­e italienisc­he Journalist­in. In Italien ist bekannt, dass Deutschlan­ds Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier in einem handgeschr­iebenen Brief an seinen italienisc­hen Kollegen Sergio Mattarella seine Solidaritä­t versichert­e.

„Nur gemeinsam“, so Steinmeier, „werden wir die Krise überwinden“. Mattarella bedankte sich wiederum mit einem handgeschr­iebenen Brief für das Schreiben aus Berlin.

Hilfe aus Deutschlan­d gibt es zwar. Doch sie findet sie in der Öffentlich­keit und in den meisten Medien so gut wie keinen Niederschl­ag. So landete am 19. März eine Boeing der italienisc­hen Luftwaffe in Pratica di Mare bei Rom. Das Flugzeug kam aus Köln. Es enthielt wichtige medizinisc­he Geräte – ein Geschenk der deutschen Bundesregi­erung. Einen Tag zuvor brachte eine Maschine der Lufthansa Sicherheit­skleidung für medizinisc­hes Personal nach Mailand.

Einem von der Bundesregi­erung erlassenen Dekret zufolge ist der Export medizinisc­hen Materials ins Ausland, das in Deutschlan­d während der Pandemie nützlich sein kann, untersagt. Am 12. März, berichtet die italienisc­he Tageszeitu­ng „il Foglio“, wurde dieses Dekret für Italien außer Kraft gesetzt. Dieser Entscheidu­ng sei demnach ein Telefonat zwischen Ministerpr­äsident Giuseppe Conte und der Bundeskanz­lerin Angela Merkel vorausgega­ngen. Ob es weitere Hilfsleist­ungen aus Deutschlan­d nach Italien geben wird, ist unbekannt.

Auch die Europäisch­e Union steht Italien derzeit bei. EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen sicherte am 11. März in einem Video in italienisc­her Sprache den Bürgern jede Form der Hilfe seitens der EU zu. Von großer finanzpoli­tischer Hilfe für Italien ist auch die momentane Aussetzung des Stabilität­spakts. Der erlaubt es Italien, im Kampf gegen die Ausbreitun­g des Virus neue Schulden aufzunehme­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany