Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Gescholtenen bleiben, wo sie sind
Maßnahmen auch bei Grippewelle
Zum selben Thema:
Virologen raten vom Enkelbesuch im Pflegeheim ab, die Besuchszeiten für Angehörige werden eingeschränkt, und Sozialverbände fordern Einkaufshilfen für alleinlebende Senioren. Jüngere sollen vermeiden, sich selbst anzustecken, damit sie das Coronavirus nicht auf Ältere übertragen.
Alle diese Maßnahmen und Vorschläge sind absolut richtig und gut. Ich frage mich nur, warum der Schutz der Älteren bei der jährlichen Grippe (Influenza) bisher keine Rolle gespielt hat. Zum Vergleich: In der Saison 2016/2017 gibt das RKI die Zahl der laborbestätigten Grippetoten mit 722 Personen an.
Da nur die wenigsten Erkrankten überhaupt getestet werden, liegt der Schätzwert des RKI für alle Grippetoten in Deutschland 2016/2017 bei rund 23 000 Menschen. 2017/18 waren es bereits 1674 laborbestätigte Grippetote, das heißt rund 200-mal so viel, wie bisher an dem Coronavirus gestorben sind. Die Gesamtzahl wird vom RKI mit 25 000 Toten angegeben. 37 Prozent der Grippetoten waren zwischen 60 und 80 Jahre alt, 50 Prozent über 80 Jahre. Natürlich gibt es auch Jahre, in denen das Grippevirus uns verschont hat, zum Beispiel 2005/06 bis 2008/09 gab es zwischen fünf und zehn laborbestätigte Tote. Jedoch liegen die höchsten Werte der letzten dreißig Jahre in den vergangenen sieben Jahren. Dies zeigt, wie brisant das Thema Grippe ist. Bis heute gibt es in der Saison 2019/20 bereits 202 laborbestätigte Grippe-Todesfälle.
Ich erwarte daher von der Politik und den Trägern der Senioreneinrichtungen sowie von allen sozial hilfsbereiten Menschen, dass ab jetzt jedes Jahr bei einer Grippewelle die oben genannten Maßnahmen und die gleichen Rücksichten gegenüber den älteren Menschen getroffen werden.
Walter Ritter,
Bad Waldsee
Zum Leitartikel „Die Sprache entlarvt die AfD“(13.3.) hat uns die folgende Zuschrift eines Lesers erreicht:
Der Leitartikel legt den „Gemäßigten“in der AfD nahe, diese jetzt zu verlassen, ohne diesen gleichzeitig andere attraktive parteipolitische Alternativen aufzuzeigen. Tatsächlich würde es für „AfD-Aussteiger“auch sehr schwierig, sich in einer anderen Partei als Wähler, geschweige denn als Mitglied, einzubringen.
Zunächst ist nicht zu erwarten, dass sie sich als Konservative von den Parteien angezogen fühlen, die einen ökonomischen und ökologischen „Systemwechsel“, ungeachtet deren Verwerfungen, herbeisehnen. Naheliegend wäre natürlich ein Engagement bei der „Werteunion“. Aber dann vom CDU-Establishment (Elmar Brok und so weiter) als Krebsgeschwür der Partei eingestuft zu werden, klingt auch nicht einladend.
Da bleiben die Gescholtenen wohl lieber wo sie sind und nehmen in Kauf, dass auf sie der „Verfassungsschutz genauer hinsieht“. Bliebe noch die FDP als Alternative zur Alternative. Aber da würde sich deren Parteivorsitzender umgehend und demütigst für den entsprechenden Stimmenzuwachs entschuldigen. Wer würde sich nicht diese Wählerbeschimpfung vom Allerfeinsten sparen wollen.
Eduard Grabherr, Ingoldingen
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