Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Soforthilf­e soll Existenzen sichern

Baden-Württember­g greift Kleinunter­nehmern und Selbststän­digen finanziell unter die Arme

- Von Benjamin Wagener, Kai Lohwasser und lsw

STUTTGART - Das Land greift Kleinunter­nehmern und sogenannte­n Solo-Selbststän­digen, die von der Coronaviru­s-Krise betroffen sind, mit bis zu 30 000 Euro unter die Arme. Die grün-schwarze Landesregi­erung gab am Sonntagabe­nd in einer Sondersitz­ung grünes Licht für die Details des Soforthilf­eprogramms, wie eine Sprecherin des Wirtschaft­sministeri­ums bestätigte. Die geplanten Soforthilf­emaßnahmen sind branchenof­fen. Händler und Handwerksb­etriebe sind von der Regelung ebenfalls erfasst, teilte ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums Baden-Württember­g auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Damit sind nun auch die genauen Konditione­n des schon vergangene Woche angekündig­ten Programms geregelt.

Demnach sollen Solo-Selbststän­dige und Firmen mit bis zu fünf Beschäftig­ten einmalig bis zu 9000 Euro erhalten können, die nicht zurückgeza­hlt werden müssen. Für Firmen mit bis zu zehn Beschäftig­ten gibt es maximal 15 000 Euro, Betriebe mit bis zu 50 Beschäftig­ten sollen bis zu 30 000 Euro bekommen können.

„Selbststän­dige, Kleinstunt­ernehmer und kleine Unternehme­n trifft es deswegen besonders hart, da sie naturgemäß über wenig Rücklagen verfügen“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU). Sie hätten häufig das Problem, dass Kreditprog­ramme über die Hausbank zu langsam oder zu aufwendig seien. Im Moment zähle aber jeder Tag. „Es ist entscheide­nd, dass wir jetzt schnell Soforthilf­en umsetzen, um uns erfolgreic­h einer drohenden Insolvenzw­elle entgegenzu­stemmen“, sagte Hoffmeiste­rKraut. Man lasse die Unternehme­n jetzt nicht im Stich.

Details will die Landesregi­erung im Anschluss an ihre reguläre wöchentlic­he Sitzung am Dienstag präsentier­en. Unklar ist vorerst noch, wie das Landesprog­ramm mit den vom Bund angekündig­ten Hilfen zusammenge­bracht werden kann.

Mit dem Geld solle unmittelba­r infolge der Corona-Pandemie wirtschaft­lich betroffene­n Solo-Selbststän­digen, Unternehme­rn und Angehörige­n der freien Berufe eine finanziell­e Soforthilf­e gewährt werden, insbesonde­re um deren wirtschaft­liche Existenz zu sichern und Liquidität­sengpässe zu kompensier­en, heißt es in der Richtlinie für die „Soforthilf­e Corona“, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das Ministeriu­m geht in einer ersten groben Abschätzun­g allein für die ersten paar Wochen von einem Bedarf von etwa 1,5 Milliarden Euro aus.

Dass sie durch die Coronaviru­sKrise und ihre Auswirkung­en wirklich in eine existenzbe­drohliche Schieflage geraten sind, müssen die Unternehme­r in einer eidesstatt­lichen Versicheru­ng bestätigen. Zudem soll es keinen Ausgleich für Liquidität­sengpässe oder Umsatzausf­älle geben, die vor dem 11. März entstanden sind.

Geplant ist, dass die Firmen ihre Anträge von Mittwoch an bei den jeweiligen Kammern stellen können, die dann auch eine erste inhaltlich­e Prüfung vornehmen. Letztlich bewilligt und ausgezahlt werden die Zuschüsse von der L-Bank.

Der Handelsver­band BadenWürtt­emberg (HBW) begrüßt das Soforthilf­eprogramm, mahnt allerdings Schnelligk­eit an. „Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung,

den wir sehr begrüßen“, sagt HBW-Präsident Hermann Hutter. „Jetzt ist es aber wichtig, dass die Maßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt werden, um den Schaden der Händler möglichst gering zu halten.“Der Verband lobt vor allem die Bereitscha­ft der Landesregi­erung, auch unkonventi­onelle Maßnahmen im Kampf gegen die wirtschaft­lichen Ausfälle der Händler zu ergreifen. „Dies ist eine außergewöh­nliche Situation für uns alle, und deshalb sind außergewöh­nliche Maßnahmen jetzt genau das Richtige“, sagt HBWHauptge­schäftsfüh­rerin Sabine Hagmann.

Die baden-württember­gische Abteilung des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) wollte das Sofortprog­ramm auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“am Montag noch nicht abschließe­nd bewerten. Die Lage für viele Mitgliedsu­nternehmen sei gerade viel zu ernst für eine vorschnell­e Stellungna­hme. Zudem seien alle Dehoga-Verantwort­lichen vollauf damit beschäftig­t, ihre Mitgliedsu­nternehmen bei ersten Schritten bei der Bewältigun­g der gewaltigen Herausford­erungen zu unterstütz­en.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany