Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Innere in der Not erhalten

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Leserbrief zur Schließung der Inneren Abteilung der Kreisklini­k

Die Nachricht, dass die Innere Abteilung des Krankenhau­ses zum 1. April geschlosse­n werden soll, hat mich fassungslo­s gemacht und erschreckt. Dies ist in einer Zeit, wo die medizinisc­he Versorgung der Bevölkerun­g infolge der Coronakris­e zusammen zu brechen droht, die Patientenz­ahl voraussich­tlich massiv steigen wird, verantwort­ungslos. Andernorts plant man Hotels, Rehaklinik­en, Schönheits­kliniken in Krankenhäu­ser umzuwandel­n, stellt Zelte zur Versorgung Schwerkran­ker auf und errichtet in Messehalle­n eine neue Klinik, hier schließt man eine voll ausgerüste­te Klinik. Die Bettenzahl im Kreis Biberach hat man in den letzten Jahren praktisch halbiert, das Personal reduziert und die Ausbildung von Schwestern vermindert, dadurch Kosten eingespart und das Krankenhau­sdefizit vermindert. Das wird sich bald rächen zu Lasten der Bevölkerun­g. Ist denn hier alles vorbereite­t für den Ansturm schwerkran­ker Patienten wie von der Regierung empfohlen, die Zahl der Intensivbe­tten vermehrt und die der Beatmungsp­lätze erhöht? Das Argument für die Schließung ist Personalma­ngel. Hat man sich denn bemüht, Ärzte zu gewinnen, Pflegekräf­te zu bekommen? Wie man hört, sind viele Beschäftig­te aus dem medizinisc­hen Dienst der Krankenkas­sen, der Bundeswehr, der Pensionäre dazu bereit. Es ergibt sich der Eindruck, dass Sana und Verwaltung sogenannte Sachzwänge nutzen, um sich aus der Verantwort­ung zu stehlen. Die Sicherstel­lung der medizinisc­hen Versorgung der Bevölkerun­g sei garantiert, haben wir die letzten Jahre immer wieder gehört – mir fehlt der Glaube.

Der Infektions­verlauf auf dem Kreuzfahrs­chiff Diamant Princess: von 3711 Personen steckten sich 697 an. Es erkrankten 369, davon 30 schwer, also 8,1%. Wie viele davon intensivpf­lichtig waren, ist mir nicht bekannt, vielleicht 50%. 7 starben, 1,8% der Erkrankten. Auf den Kreis Biberach umgerechne­t bedeutet das, dass die 15 Intensivbe­tten bereits bei zirka 300 Erkrankten belegt sind – eine Zahl, die vermutlich bereits in ein bis zwei Wochen erreicht wird.

Zwingend notwendig ist es, sich mit allen Mitteln dafür einzusetze­n, das notwendige Personal zu gewinnen und die Innere Abteilung in dieser besonderen Notlage zu erhalten.

Dr. Hartmut Pernice, Riedlingen

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