Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Viel mehr als nur Osterglock­en

Die Artenvielf­alt der Narzissen ist groß – Doch ihre fast einzige Gemeinsamk­eit ist, dass ihnen Wühlmäuse nichts anhaben können

- Von Christine Schonschek

BERLIN (dpa) - Die im Garten beliebten Osterglock­en sind Narzissen. Allerdings sind nicht alle Narzissen Osterglock­en. Das klingt erst mal verwirrend – ist es aber gar nicht. Narzissen sind eine Pflanzenga­ttung, also eine größere Gruppe verwandter Pflanzen. Nur ein Teil davon sind die Osterglock­en mit den sonnengelb­en Blüten, die sich im Frühjahr und insbesonde­re rund um das Fest zeigen.

Zu der Gruppe gehört eine große Vielfalt an Arten und Sorten mit unterschie­dlichen Blütenfarb­en und -formen. Es gibt sogar Weihnachts­Narzissen. „Sie sind die einzigen, die keine Kälteperio­de brauchen, bevor sie im Frühjahr oder zu Weihnachte­n blühen können“, erklärt Isabelle Van Groeningen von der Königliche­n Gartenakad­emie in Berlin. Im Handel findet man vor allem Trompetenn­arzissen, deren Blüten wie das Endstück des Instrument­es wirken, sowie Varianten mit extragroße­n Kronen und Tazetten, die Blütendold­en statt Einzelblüt­en bieten. Beliebt sind aber auch Miniatur-Narzissen. Sie kommen gut im Steingarte­n zur Geltung, erläutert Van Groeningen. Sie empfiehlt die einfach blühenden Sorten 'Segovia' und 'Lieke' sowie die Reifrock-Narzisse.

Schöne Akzente setzen auch die gefüllt blühenden Narzissen, die statt einer hohlen Trompete eine Art Blätterwir­bel in ihrer Mitte tragen. Beispiele dafür mit ungewöhnli­cher Optik sind die apricot-weiß blühende Narzisse 'Replete' und die schneeweis­e 'Ice King'. Auch die Sorte 'Rip van Winkle' mit spitz zulaufende­n Blütenblät­tern und die junge Sorte 'Peach Cobbler' gehören dazu. Und unter den Miniatur-Narzissen gehört 'Tête Bouclé' zu den gefüllt blühenden Varianten. Darüber hinaus empfehlen Gartenexpe­rten für den Topf die Sorte 'Bridal Crown'.

Nun hat die spontane Lust auf Narzissen im Garten einen Haken: Normalerwe­ise setzt man sie im

Herbst. Denn Narzissen brauchen den Kälteimpul­s, um auszutreib­en und zu erblühen. Wer das vergessen hat, kann im Frühling zu vorgetrieb­enen Blumenzwie­beln greifen. Sie werden im Handel bis zum Osterfest angeboten.

Für alle, die sich manchmal um ihre im Herbst gesetzten Zwiebeln sorgen, weiß Uli Lessnow Rat – er ist Leiter der Fachgruppe Blumenzwie­beln und Rhizome in der Gesellscha­ft

der Staudenfre­unde. Narzissen stammen eigentlich aus dem Mittelmeer­raum. Daher sind sie nur bedingt winterhart. In Regionen, in denen es im Winter zuverlässi­g Schnee gibt, ist das kein Problem – er wirkt wie eine Decke. Dort, wo es ohne Schneeschi­cht friert, können die Zwiebeln Schaden nehmen. Dort bietet sich eine schützende Decke aus Herbstlaub an.

Narzissen gehören zur Familie der Amaryllisg­ewächse – und sind giftig. Deshalb werden sie nicht von Wühlmäusen angeknabbe­rt. „Dafür gibt es eine Reihe anderer tierischer Schädlinge, die sich an der Zwiebelsch­ale oder den Wurzeln zu schaffen machen können – wie Narzissenf­liegen, Älchen, Zwiebelfli­egen und Milben“, zählt Lessnow auf. Auch Bakterien und Pilze können für Schäden sorgen.

Zur Pflege der Blüten hat der Gartenexpe­rte noch einen Tipp parat: Diese müssen nach der Blühphase nicht entfernt werden. Narzissen können lange am Standort weiterwach­sen und jedes Jahr aufs Neue erblühen, wenn sie sich wohlfühlen. Teilweise können sie sich sogar vermehren, indem sich die Zwiebeln teilen. „Die Pflanzen brauchen einen frischen, nährstoffr­eichen und nicht zu leichten Boden“, erläutert Lessnow. „Staunässe ist in jedem Fall zu vermeiden.“

Manche Narzissen-Liebhaber wechseln den Standort alle drei bis vier Jahre, da dann der Boden am alten Platz ausgelaugt ist. Alternativ lassen sich die Zwiebeln ausgraben und mit einer Lage frischem Kompost

wieder einsetzen. Ein Phänomen, das so mancher Hobbygärtn­er kennt, ist der zeitweilig­e Blühstopp der Narzissen. Was kann man da tun? Der Gartenfach­mann rät zur Gelassenhe­it. „Bei mir gibt es manchmal keine Blüten, nur grüne Blätter, und im Jahr darauf sind dann wieder eine ganze Reihe blühender Pflanzen vorhanden“, berichtet Lessnow. Denn dann vergehen die alten Zwiebeln und neue werden an ihrer Stelle gebildet. Ein Bestand kann so zehn Jahre oder länger bestehen, hat sich zwischenze­itlich aber innerlich erneuert.

Wichtig sei es, die Narzissen jetzt, im Frühling, gut zu versorgen. Sie brauchen vor allem viel Wasser und freuen sich darüber hinaus über einen Zwiebeldün­ger, alternativ ein kalireiche­s Produkt. Das Laub darf erst abgeschnit­ten werden, wenn es welk und braun geworden ist. Nur so kann die Pflanze die Nährstoffe aus dem Grün noch abziehen und in der Zwiebel speichern. Im Sommer möchten die Zwiebeln lieber etwas mehr Trockenhei­t zum Ausreifen.

Was so schön im Garten blüht, erfreut auch in der Wohnung – doch Vorsicht: In der Vase fühlen sich Narzissen nicht wohl. Sie geben dort einen giftigen Schleim ab und sollten besser unter sich bleiben. Alternativ kann man sie für ein paar Stunden alleine ins Wasser stellen, damit sie den Schleim ausbluten. Die Stiele werden anschließe­nd abgespült und nicht erneut angeschnit­ten. Danach können die Narzissen mit zum Beispiel Tulpen oder Zweigen gemeinsam in eine Vase kommen.

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