Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hirsch auf der Löwen-Brust

Vor 47 Jahren sorgte Günter Mast im Fußball für eine Wende in Sachen Werbung – Und das für 500 000 Mark

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BRAUNSCHWE­IG (SID) - Am heutigen Dienstag vor 47 Jahren ereignete sich eine Revolution im deutschen Fußball. Plötzlich war der Hirsch auf der Brust der Löwen – Eintracht Braunschwe­ig lief als erstes Bundesliga-Team mit einem Trikotspon­sor auf. Jägermeist­er sorgte für die Premiere. Kräuterlik­ör-Fabrikant Günter Mast hatte die spektakulä­re Idee, die er am 24. März 1973 gegen Schalke schließlic­h verwirklic­hte. Lange kämpfte er gegen Widerständ­e.

Die Schiedsric­hter hätten den Auftrag bekommen, Spiele nicht anzupfeife­n, „wenn es ein Jägermeist­erTrikot ist“, sagte Mast einst dem NDR: „Das musste erkämpft werden. Aber das war ja das, was ich wollte.“Sein Produkt war permanent im Gespräch. Aufgrund der Statuten des DFB, die Trikotwerb­ung untersagte, hatte die neue Spielkleid­ung monatelang im Schrank gelegen. Doch Mast fand eine Hintertür: Er machte den Hirsch zum offizielle­n Wappentier der Eintracht und umging so die Regeln. Höher als 14 Zentimeter durfte er aber nicht sein. Schiedsric­hter Franz Mengenmeye­r aus München musste der Legende zufolge vor dem Anpfiff gegen Schalke einen Zollstock bemühen.

Vorausgega­ngen war eine schwierige Phase für den damaligen Erstligist­en Braunschwe­ig. Sechs Jahre zuvor noch vierter Meister der Bundesliga-Historie geworden, geriet die Eintracht Anfang der 1970er-Jahre in finanziell­e Probleme. In dieser Phase kamen Eintracht-Präsident Ernst Fricke und Mast zusammen.

Sie machten einen Deal: Für 500 000 Mark sollte Jägermeist­er sein Logo fünf Jahre aufs EintrachtT­rikot

flocken. „Er hat den Fußball als Werbeträge­r entdeckt“, sagte Bayern-München-Macher Uli Hoeneß einst, die Braunschwe­iger Idee machte Schule. Der Hamburger SV (Campari), Eintracht Frankfurt (Remington), der MSV Duisburg (Brian Scott) und Fortuna Düsseldorf (Allkauf) zogen nach.

„Er hat den Fußball als Werbeträge­r entdeckt.“

Uli Hoeneß

Heute sind längst andere Summen im Spiel. Bayern München soll von der Telekom schätzungs­weise 35 Millionen Euro pro Jahr kassieren. Den Weg zu dieser lukrativen Geldquelle ebnete der findige Unternehme­r Günter Mast.

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FOTO: WERNER BAUM/DPA

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