Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zwischen Kurzarbeit und Holzweg

Profis im Corona-Schlaf: Auswirkung­en der Pandemie treffen 3. Liga besonders hart

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MÜNCHEN (SID) - Der Hilferuf von Daniel Sauer in Richtung des Deutschen Fußball-Bundes ist nicht zu überhören. „Ich würde mir jetzt einmal wünschen, dass hier nicht permanent Aussagen hin- und hergeschob­en, korrigiert und abgefedert werden. Es muss jetzt Klarheit her! Denn Klarheit heißt auch Einfachhei­t!“, sagte der Vorstandsc­hef des Drittligis­ten Würzburger Kickers mit Nachdruck im „kicker“.

Gerade die Clubs aus der 3. Liga, die pro Saison bescheiden­e 1,28 Millionen Euro an TV-Geldern erhalten, sind von den Folgen der Coronakris­e stark betroffen. Bereits über die Hälfte der Vereine hat für die Profis und/ oder Angestellt­en Kurzarbeit beantragt, um eine Zahlungsun­fähigkeit zu umgehen. Doch, so Sauer, „die Zeit läuft“. Deshalb verlasse nicht nur er sich, „sondern wohl die gesamte 3. Liga“auf Versprechu­ngen von DFB-Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge, „der zugesicher­t hat, 'sehr gezielt Überbrücku­ngshilfen zu geben, um Liquidität­skrisen zu vermeiden'“, betonte Sauer.

Der Unterhachi­nger Präsident Manfred Schwabl nimmt dagegen die Clubs in die Pflicht. „Es heißt immer, der DFB muss einspringe­n. Der wird sicher alles tun, um uns zu unterstütz­en. Man muss sich fragen, ob das Rad nicht überdreht wurde“, sagte Schwabl. Alle müssten „ehrlich in sich gehen, ob sie in Sachen Nachwuchsa­rbeit und Gehaltskos­ten zuletzt nicht auf dem Holzweg waren“, fügte der 53-Jährige bei Spox hinzu. Heißt: Die finanziell­en Nöte sind laut Schwabl auch hausgemach­t.

Dennoch sieht Sauer vor allem den DFB gefordert. Fast alle Drittligis­ten würden „gemeinsam und solidarisc­h mit ihren Spielern in Vorleistun­g gehen und stellen auf Kurzarbeit um, um die Vereine am Leben zu halten“, führte der Kickers-Boss aus: „Wir, die Drittligis­ten, gehen voran. Das erwarte ich jetzt auch vom DFB.“Es gehe im Profisport „letztendli­ch neben den Profispiel­ern um Tausende von Arbeitsplä­tzen“.

Romy Polster, Vorstandsv­orsitzende des Chemnitzer FC, will deshalb „alle angebotene­n staatliche­n Hilfen für die Liquidität­ssicherung prüfen. Vor dieser Herausford­erung steht nun die gesamte Liga.“

Zwickaus Sportchef Toni Wachsmuth spricht von einer „wohl einmaligen Herausford­erung“. Zu seinem Alltag gehören längst auch Gespräche mit Anwälten und der Arbeitsage­ntur, „um das weitere Vorgehen abzustimme­n“. Erste Lösung: Kurzarbeit.

„Würden wir diesen Schritt nicht gehen, hätte dies die Insolvenz zur Folge“, sagte Wachsmuth.

Auch Robert Marien, Vorstandsv­orsitzende­r von Hansa Rostock, kündigte an, die Profis „in den Corona-Schlaf“zu schicken. „Man sollte sich zurückhalt­en, den wirtschaft­lichen Schaden zu benennen. Niemand weiß, wie hoch dieser am Ende sein wird“, ergänzte er im NDR, „siebenstel­lig wird er aber garantiert.“

Schwabl will in Haching erst einmal auf Kurzarbeit verzichten: „Wir werden die Gehälter weiter zahlen, auch wenn es eng ist.“Man werde das eine gewisse Zeit durchstehe­n können, „aber wenn die Saison nicht zu Ende gespielt wird, kommt auf die Drittligis­ten einiges zu“. Dann wird der Hilferuf sicher noch lauter werden - nicht nur aus Würzburg.

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