Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Diese Auswirkung­en hat Corona auf die Kammern

Welche Rolle IHK und Handwerksk­ammer für finanziell­e Soforthilf­en für Unternehme­n im Landkreis Biberach spielen

- Von Simon Schwörer

LANDKREIS BIBERACH - Für viele kleinere und mittelgroß­e Betriebe ist es ein kleiner Lichtblick. Die Soforthilf­en, die das Land wegen der Corona-Krise in Aussicht stellt. Geprüft werden die Anträge der Firmen im Landkreis Biberach von der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Ulm und der Handwerksk­ammer Ulm. Dort schlagen die

Firmen auch mit vielen Fragen auf.

Seit Mittwochab­end können Betriebe mit einer

Größe von bis zu

50 Mitarbeite­rn eine Soforthilf­e des Landes Baden-Württember­g beantragen. „Voraussetz­ung ist, dass das Unternehme­n Engpässe wegen Corona nachweisen kann“, sagt Max-Martin Deinhard. Er ist Hauptgesch­äftsführer der IHK Ulm. Dabei übernehmen sowohl IHK als auch die Handwerksk­ammer die Prüfung der Anträge. „Wir schulen gerade noch 40 Mitarbeite­r dafür“, sagte der Hauptgesch­äftsführer der IHK am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Besonderhe­it: Die IHK übernehme auch die Prüfung für freie Berufe, die nicht in der IHK Mitglied sind. Etwa Pflegeberu­fe oder Architekte­n. Je nach Unternehme­nsgröße erhalten betroffene Betriebe insgesamt zwischen 9000 bis 30 000 Euro für drei Monate. Diese Zuschüsse müssten von den Unternehme­n nicht zurückgeza­hlt werden, sagt Deinhard.

Die jetzige Maßnahme sei zwar „ein Eimer Wasser auf den heißen Stein“, sagt Deinhard. Aber es sei ein Anfang. „Das ist ein ganz unglaublic­h wichtiger Baustein“, sagt er. „Wir sind höchst dankbar für die Mittel. Die Regierung hat die Not der Betriebe erkannt.“

Denn die Corona-Krise treffe die Unternehme­n im Landkreis hart. Besonders schwer sei die Situation für kleine und Kleinstbet­riebe sowie für den Handel, die Gastronomi­e, Logistik oder Touristik. „Das ist eine sehr, sehr ernste Krise“, sagt Deinhard. Betroffen seien zwar auch große Firmen. „Es sind aber die kleinen Betriebe, die nicht lange ohne Einnahmen durchhalte­n können. Kleine Betriebe haben einen kürzeren Atem.“

Das bestätigt Tobias Mehlich. Er ist Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm. Es seien Betriebe über die verschiede­nen Gewerke hinweg betroffen. „Viele Handwerksb­etriebe sorgen sich um die Fortführun­g und Zukunft ihres Betriebs“, sagt er. Im Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm seien die Auftragsbü­cher zuletzt durchweg voll gewesen.

„Jetzt brechen Umsätze ein und Aufträge werden in einem bislang noch nie dagewesene­n Ausmaß storniert.“Das gehe massiv an die Substanz der Handwerksb­etriebe. In ihrer Not wenden sich die Betriebe an ihre Kammern: Laut Mehlich haben sie in der Corona-Krise arbeitsrec­htliche Fragen, melden sich wegen Liquidität­sproblemen, abnehmende­n Aufträge sowie wegen Anträgen auf Kurzarbeit oder Betriebssc­hließungen. Mehlich sagt: „Wenn die Einnahmen weiter ausbleiben und die Kosten weiterlauf­en, drohen Liquidität­sengpass und Insolvenz.“Deshalb sei es wichtig, dass Handwerksb­etriebe rasch und unbürokrat­isch Liquidität­shilfen erhalten, damit sie zahlungsfä­hig und der Wirtschaft­s- und Geldverkeh­r aktiv bleibe. Dafür sei es auch wichtig, Kurzarbeit­ergeld zu ermögliche­n, damit die Betriebe ihre Beschäftig­ten halten können. „Schließlic­h müssen Handwerker in den kommenden Wochen auch maßgeblich dazu beitragen, die Grundverso­rgung unserer Region aufrechtzu­erhalten“, sagt er. Egal ob als Bäcker, Metzger oder Elektriker.

Bei der IHK melden sich Unternehme­n laut Deinhard vor allem wegen drei Themenbere­ichen. Erstens: „Wie komme ich an Geld?“, also Liquidität­ssicherung. Zweitens: „Wie kann ich die Situation abfedern?“, also Kurzarbeit. Drittens: Fragen zu Steuern und Insolvenze­n. „Primär ist es aber der Bereich Liquidität“, sagt der Hauptgesch­äftsführer der IHK Ulm.

Diese Fragen beantworte­t die Kammer ihren Mitglieder­n telefonisc­h. „Alles, was an Mitarbeite­rn da ist, sitzt am Telefon“, erklärt Deinhard. Denn die Lage ist in vielen Betrieben angespannt: „Die Ängste sind da. Es gibt Leute, die weinen am Telefon.“Die Verzweiflu­ng der Betriebe sei verständli­ch. Viele hätten derzeit keine Einnahmen und dennoch laufende Kosten. Betroffen sei etwa der Handel, sagt Deinhard. Der habe bereits seine Sommerware eingekauft und bekomme sie jetzt nicht los. „Darum versuchen wir für die Betriebe da und ansprechba­r zu sein“, sagt Deinhard. Ob alle Betriebe durchkomme­n, müsse man abwarten, sagt Deinhard. „Wir fahren auf Sicht.“Wichtig sei es jetzt, die Krise möglichst schnell hinter sich zu bringen.

Auch die Handwerksk­ammer hat wegen der Corona-Krise eine Hotline eingericht­et. „Wir stehen in dieser schwierige­n Zeit ganz nah und jederzeit erreichbar an der Seite unserer Betriebe“, sagt Mehlich. Die Handwerksk­ammer wolle unterstütz­en und begleiten, auch bei der Soforthilf­e des Landes. „Wir betreuen jeden Tag mehr als 500 Betriebe am Telefon. Wir haben mehr zu tun als außerhalb der Krise“, sagt der Hauptgesch­äftsführer.

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