Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Regionale Sportverbände begrüßen Olympia-Verschiebung
Alle setzen auf planmäßige Spiele in Tokio im Jahr 2021
BIBERACH - Die Olympischen Spiele finden nicht in diesem Sommer, sondern erst 2021 in Tokio statt. Dies hat Japans Ministerpräsident Shinzo Abe am Dienstag verkündet. Offiziell kam das Internationale Olympische Kommitee (IOC) einer Bitte Japans nach. Zuletzt hatte es aber massiven Druck von Sportlern gegeben, Olympia aufgrund der Corona-Pandemie zu verschieben. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei Sportfunktionsträgern der Region nachgefragt.
Elisabeth Strobel, Präsidentin des Sportkreises Biberach und Vizepräsidentin Finanzen des Württembergischen Landessportbunds (WLSB): „Es ist gut, dass die Entscheidung getroffen wurde. Der Zeitpunkt ist nicht zu früh und nicht zu spät“, sagt Elisabeth Strobel. „Solch eine weitreichende Entscheidung braucht einfach Zeit und kann nicht übers Knie gebrochen werden.“Deswegen sei das bisherige Vorgehen von IOC-Präsident Thomas Bach auch richtig gewesen. „Er hat sich die Zeit genommen, die es braucht. Es ist auch eine Entscheidung im Sinne der Sportler, die Gesundheit geht einfach vor“, so Elisabeth Strobel.
Und weiter: „Außerdem wäre angesichts der Corona-Lage auch die Vorbereitungszeit für die Sportler zu kurz gewesen. Andere hatten ja bisher noch nicht mal die Chance, sich qualifizieren zu können, auch weil die entsprechenden Wettkämpfe abgebrochen werden mussten wegen des Coronavirus.“Dass die Olympischen Spiele 2021 stattfinden können, sieht die Sportkreispräsidentin Stand jetzt als realistisch an. „Ich hoffe zumindest sehr, dass sich die Corona-Lage bis dahin beruhigt hat“, so Elisabeth Strobel.
GRolf Schmid, Vizepräsident Bildung des WLSB und Vizepräsident des Württembergischen Tennisbunds: „Ich halt die Entscheidung für richtig und überfällig. Angesichts der aktuellen und möglicherweise noch länger andauernden CoronaPandemie hätten die Athleten weltweit gar keine Chance gehabt, sich optimal auf die Wettkämpfe vorzubereiten“, sagt Rolf Schmid. „So mancher Wettkampf wäre deshalb zu einer Farce geworden.“Die Verschiebung um ein Jahr sei ebenfalls richtig, weil alles andere mache keinen Sinn, auch wenn dann bereits angesetzte Veranstaltungen im kommenden Jahr wieder abgesetzt werden müssen.
„Thomas Bach und das IOC haben sehr lange mit dieser Entscheidung gewartet, für meine Begriffe zu lang.“Bach habe sich schon ein wenig
Gvor der Verantwortung gedrückt und den Japanern die Entscheidung überlassen, damit er sein Gesicht wahren kann. „Ich halte ihn schon für einen kompetenten und durchsetzungsfähigen Mann, aber hier haben die Finanzen beim IOC offensichtlich eine große Rolle gespielt“, erklärt Schmid. Die olympische Idee sei aber nicht gefährdet. Die gesamte Sportwelt müsse jetzt wie alle anderen durch diese Krise mit Anstand durch und darauf setzen, dass das Virus möglichst bald wieder ein normales Leben zulasse und die Olympischen Spiele dann 2021 wie geplant über die Bühne gehen können.
Lotte Obrist, Vorsitzende des Leichtathletikkreises Biberach: „Die Verlegung der Olympischen Spiele ins Jahr 2021 finde ich mehr als richtig. Die Gesundheit aller geht einfach vor. Die Ansteckungsgefahr wäre im Sommer 2020 zu groß gewesen“, sagt Lotte Obrist. „Außerdem sind wegen des Coronavirus in Deutschland viele Sportstätten geschlossen. So wären die Voraussetzungen nicht gegeben gewesen, dass sich alle gleich intensiv hätten vorbereiten können auf die Spiele.“Zudem seien durch die aktuelle Lage auch die Dopingkontrollen weltweit nur eingeschränkt möglich, wodurch die Chancengleichheit wohl nicht gegeben gewesen wäre. „Das IOC hätte die Spiele schon früher absagen können und eigentlich auch müssen. Seit Anfang März ist ja schon klar, was auf der Welt in puncto Coronavirus abgeht“, sagt die Vorsitzende des Leichtathletikkreises Biberach und fügt hinzu: „Ich kann das bisherige Vorgehen von IOC-Chef Thomas Bach nicht verstehen.“
Lotte Obrist wünscht allen nun, dass es 2021 ein ganz normales Sportjahr geben wird, auch mit Olympischen Spielen in Tokio. „Momentan ist aber einfach nur abwarten angesagt.“
GG