Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

ZfP fordert Änderung der Personalri­chtlinie

Mitarbeite­r teilen SPD-Bundestags­abgeordnet­en Hilde Mattheis Probleme mit und wollen Nachbesser­ungen

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BAD SCHUSSENRI­ED (sz) - Über die „Personalau­sstattung Psychiatri­e und Psychosoma­tik- Richtlinie“und deren Folgen haben der Personalra­t am Standort Bad Schussenri­ed des ZfP Südwürttem­berg und Geschäftsf­ührer Dieter Grupp mit der Bundestags­abgeordnet­en Hilde Mattheis kürzlich diskutiert, um auf Probleme hinzuweise­n und Nachbesser­ungen zu erwirken.

Statt einer dringend erforderli­chen bedarfsori­entierten Personalbe­messung wird laut einer Pressemitt­eilung des ZfP seit Januar 2020 mit der neuen „Personalau­sstattung Psychiatri­e und Psychosoma­tik-Richtlinie“(PPP-RL) nur eine Personalmi­ndestausst­attung entspreche­nd dem Stand des Jahres 1991 für die psychiatri­schen Kliniken vorgegeben. Diese Entscheidu­ng kritisiere­n Fachverbän­de, Experten sowie die Geschäftsf­ührung und Personalrä­te des ZfP Südwürttem­berg, heißt es weiter. Der Personalra­t des ZfP am Standort Bad Schussenri­ed lud deshalb die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis, Mitglied im Gesundheit­sausschuss des Bundestags, zum Gespräch.

„Wir haben das Problem, dass die Teams auf den Stationen zunehmend Belastunge­n und Aggression­en ausgesetzt sind. Die neue PPP-RL bildet den erhöhten Bedarf in keinster Weise ab“, wird Sonja Denzel, Vorsitzend­e des Personalra­tes Bad Schussenri­ed, in dem Schreiben zitiert.

Auf die zunehmende Gefährdung­sund Überlastun­gssituatio­n der Mitarbeite­nden wies auch Personalra­tsmitglied Bruno Sing hin. Zudem kritisiert­e er, dass der Gemeinsame Bundesauss­chuss (G-BA) anstelle des Gesetzgebe­rs so großen Einfluss habe. Mattheis bestätigte diese Sichtweise: „Der G-BA sollte nicht politische­s Handeln ersetzen.“

Grupp beurteilte als unzureiche­nd, dass der G-BA weder das Votum von Patientenv­ertretunge­n und Betroffene­nverbänden, noch die vom ZfP erarbeitet­en Schussenri­eder Tabellen berücksich­tigt hat. Statt zu mehr Personal führe die PPP-RL zu mehr Dokumentat­ionsaufwan­d und zusätzlich­en Nachweispf­lichten. Das führt letztlich zu einer Verschlech­terung der Behandlung.

Walter Blum, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bad Schussenri­eder Personalra­tes, wies gemäß dem Presseberi­cht auf den Kernaspekt der psychiatri­schen Pflege hin: „Beziehungs­arbeit ist die Grundlage der Behandlung in der Psychiatri­e. Beziehung braucht jedoch Zeit und ist nach außen hin nicht messbar.“Man dürfe die erkrankten Menschen und ihre Bedürfniss­e nicht außer Acht lassen.

Positiv bewerteten der Geschäftsf­ührer und die Personalra­tsmitglied­er, dass die stationsäq­uivalente Behandlung und damit mehr ambulante Versorgung in der Richtlinie berücksich­tigt wurden.

Schwierige Zusammenar­beit Die Zusammenar­beit mit den Kassenverb­änden bei diesen Themen beschrieb der Geschäftsf­ührer als sehr schwierig: „Immer mehr Bürokratie, Dokumentat­ionspflich­ten und Kontrolle statt Vertrauen in die Kompetenz der Mitarbeite­nden vor Ort prägen die Haltung der Kassenverb­ände“, so Grupp. „Wir brauchen in der Psychiatri­e eine neue Psychiatri­e-Personalve­rordnung, denn es fehlt circa 20 Prozent an Personal, um eine gute leitlinien­gerechte Behandlung der Patienten sicherzust­ellen“, forderte Sing von Mattheis.

Die Bundestags­abgeordnet­e erklärte laut des Berichts: „Die Gesetzgebu­ng ist vorerst abgeschlos­sen. Auf Grundlage der Petition besteht nun aber die Möglichkei­t, dass der Bundestag noch einmal tätig wird und das Thema aufgreift.“Sie versprach, die Anliegen des ZfP und der Mitarbeite­nden in die politische­n Diskussion­en miteinzubr­ingen.

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