Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Ich gebe immer Vollgas und trainiere hart“
Der Harthausener Umut Günes spielt seit dieser Saison bei Alanyaspor in der türkischen Süper Lig
BALINGEN - Das Fußballtalent aus Harthausen hat sich eingelebt. „Die Menschen sind sehr warmherzig, das Wetter ist immer super und man lebt hier direkt am Strand. Da gibt es schlimmere Sachen“, sagt Umut Günes und lacht. Alanya liegt etwa 130 Kilometer vom bekannten Urlaubsort Antalya entfernt, die Stadt hat etwa 320 000 Einwohner – fast 20 000 von ihnen sind ausgewanderte Deutsche. „Es leben sehr viele Deutsche, aber auch Dänen, Schweden und Finnen hier. Die Menschen fühlen sich sehr wohl und können ihr Leben in vollen Zügen genießen. Zum Runterkommen ist Alanya zu 100 Prozent empfehlenswert“, schwärmt Günes. Um sich auszuruhen, ist der Harthausener im August aber nicht in die Türkei gegangen.
„Manche Leute verstehen nicht immer, dass ich hier nicht zum Urlaubmachen, sondern zum Arbeiten bin“, stellt der Mittelfeldspieler klar. Günes wechselte vom VfB Stuttgart in die erste türkische Liga. Unter Trainer Nico Willig hatte er gerade den U 19-DFB-Pokal geholt und die deutsche A-Jugend-Meisterschaft knapp verpasst. Bei den Cannstattern war er für die Oberliga-Mannschaft eingeplant. Der damals 19-Jährige entschied sich anders, unterschrieb bei Alanyaspor einen VierJahres-Vertrag. Die Anfangszeit gestaltete sich schwierig.
„Ich war zum Zeitpunkt meines Transfers krank und lag zwei Wochen flach“, erzählt Günes. Dadurch verlor er viel an Gewicht und büßte an Fitness ein. Deshalb absolvierte er zu Beginn einige Spiele für die U 19. „Das ist hier wie die zweite Mannschaft“, erklärt er. Anfangs wurde Günes zumindest im Pokal bei den Profis eingesetzt. In der fünften Runde gelang ihm beim 7:1-Sieg über Zweitligist Adanaspor sein erster Treffer für Alanyaspor. „Das hat mich natürlich sehr gefreut und hat mich stolz gemacht“, sagt Günes.
Ab dem Achtelfinale blieb ihm allerdings nur die Reservistenrolle. In der Liga reichte es bislang nur zu einem Kurzeinsatz. Dennoch fühlt sich das Talent aus dem Zollernalbkreis wohl in der Türkei, will sich durchsetzen. „Ich bin jung und bereit, die Chance, sobald sie kommt, auch zu nutzen“, sagt Günes, der kürzlich seinen 20. Geburtstag feierte und vor dem Training vom Verein einen Kuchen sowie von den Mitspielern ein Ständchen bekam. „In der Türkei ist das ganz normal“, erzählt Günes, dessen Team das Pokal- HalbfinalHinspiel bei Antalyaspor mit 1:0 gewann und nun kurz vor dem Finaleinzug steht.
In der Süper Lig ist Alanya Sechster – noch mit Chancen auf Rang vier, der für das internationale Geschäft berechtigt. Seit vergangenem Wochenende pausiert auch die türkische Liga – als eine der letzten in Europa. Dafür hatten die Verantwortlichenheftige Kritik einstecken müssen. „Unsere Gesundheit war zu dem Zeitpunkt nicht gefährdet und deshalb haben wir weitergespielt. Hygienemaßnahmen wurden getroffen“, sagt Günes, der von seinem Alltag berichtet: „Ausgangssperren gibt es hier noch keine. Deshalb kann man sich ohne Probleme noch frei bewegen.“
Bereits Wochen, bevor das Virus in der Türkei angekommen sei, habe die Regierung Maßnahmen getroffen. „Öffentliche Orte, Schulen und so weiter wurden gesäubert und desinfiziert; die Menschen halten sich auch an alles, was gesagt wird“, schildert Günes, der beim FC Winterlingen und dem TSV Harthausen seine Karriere begann.
Über die TSG Balingen ging es zum VfB. Nun will er den nächsten Schritt machen. „Ich gebe immer Vollgas und trainiere hart“, erzählt der 20-Jährige. Anders als in der Bundesliga setzt Alanyaspor das Mannschaftstraining nicht aus. „Ich hatte nun vier Tage frei, aber jetzt geht es ganz normal weiter.“