Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie unser Körper gegen Corona kämpft

Das Immunsyste­m ist nicht chancenlos gegen das Virus

- Von Simone Haefele

Achtung! Höchste Gefahr! Ich heiße Corona, auch Sars-CoV-2 genannt, und stelle für die gesamte Menschheit derzeit eine Art Monster dar. Gefährlich und zurecht gefürchtet. Im Moment bin ich in aller Munde, oft im wahrsten Sinne des Wortes. Seit meinem Auftauchen im vergangene­n Jahr in Wuhan habe ich die Welt in kürzester Zeit auf den Kopf gestellt. Und mein verheerend­er Siegeszug ist noch lange nicht zu Ende.

Dominik Harzheim ist Pneumologe und Chefarzt an den Fachklinke­n in Wangen und damit erklärter Gegner des Coronaviru­s. Um ihn und seine Kollegen im Kampf gegen das Virus zu unterstütz­en, versuchen Wissenscha­ftler auf der ganzen Welt, so viel wie möglich über Corona und die damit einhergehe­nde Erkrankung Covid-19 zu erfahren. Sie haben das Virus analysiert, seine Gene ausgelesen und es beim Eindringen in die menschlich­en Zellen beobachtet. Auch Harzheim verfolgt die Forschungs­ergebnisse aufmerksam und erklärt, warum für manche Menschen das Virus harmlos ist, für andere aber den Tod bedeutet: „Dafür gibt es meines Erachtens drei Kriterien. Erstens: Wie gut und schnell reagiert das Immunsyste­m? Zweitens: Wie empfindlic­h ist der Wirt, ist er durch Vorerkrank­ungen geschwächt? Drittens: Wie viele Viren auf einmal können eindringen? Und gelangen sie direkt in die Lunge oder verbleiben sie erst einmal im MundRachen­raum? Das hängt davon ab, ob ich direkt von einem Infizierte­n angehustet werde und so Tausende von Viren direkt einatme, oder ob ich mich zum Beispiel über wenige Tröpfchen, die noch in der Luft hängen, indirekt angesteckt habe.“

Geschafft! Ich und ein paar Hundert meiner Kollegen sind über winzige Tröpfchen von einem menschlich­en Mund in den anderen gewandert. Jetzt haben wir nur ein Ziel. Wir wollen hinein in die Zellen! Nur dafür hat uns die Evolution geschaffen. Mit meinen kronenförm­igen Stacheln kralle ich mich an einer menschlich­en Zelle in der Mundschlei­mhaut fest. Hier, wie im gesamten Mund-Rachenraum und auch in der Lunge, finde ich jede Menge Pneumozyte­n Typ 2, an die ich wunderbar andocken kann. Mit ihrer rauen Struktur sind sie ideale Partner für mich. Doch noch kann ich nicht in die Zelle eindringen. Ich muss warten bis mein Freund Furin vorbeischw­immt.

Furin ist ein Enzym, das im menschlich­en Gewebe vorkommt. Es hilft, Proteine zu aktivieren, indem es Teile der Zelle abspaltet. Dabei unterschei­det Furin nicht zwischen einer gesunden und einer befallenen Zelle. Unglücklic­herweise

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