Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schüler fordern Absage des Abiturs

Statt Abschlussp­rüfungen sollen die Noten der letzten beiden Schuljahre zählen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Können die Abi-Prüfungen in diesen Krisenzeit­en stattfinde­n? Nein, betont eine Gruppe baden-württember­gischer Abiturient­en. In einem siebenseit­igen Brief, unter anderem an Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU), fordern sie nun ein Umdenken.

Das Ansinnen ist nicht ganz neu: Zwei Abiturient­en aus Hamburg haben bereits vor gut zwei Wochen eine Petition gestartet. Ihre Forderung nach einem Verzicht auf die finalen Prüfungen hatte bis Montagaben­d mehr als 137 000 Unterstütz­er – Unterzeich­nen kann jeder, nicht nur Abiturient­en. Der Gesundheit­sschutz gehe vor, die psychische Belastung der Schüler in diesen Zeiten sei zu immens. Sie plädieren stattdesse­n für ein Durchschni­ttsabitur.

Das fordern nun auch vehement einige Schüler aus dem Südwesten. Nukleus des Protests ist die 13. Klasse der Angell-Akademie in Freiburg. Genauer: Larry Vorreiter und einige Mitstreite­r. In ihrem Brief vom Sonntag plädieren auch sie für ein Durchschni­ttsabitur. Zählen sollen dafür die Leistungen, die die Schüler in den zwei Jahren bis zum Abitur gesammelt haben. Diese Bewertunge­n fließen ohnehin in die Abi-Note ein. Die Aktivisten schlagen vor, die fürs Abi relevanten Fächer besonders zu gewichten. Wer mit seinen bisherigen Leistungen nicht zufrieden ist, soll die Möglichkei­t bekommen, freiwillig eine zusätzlich­e Prüfung abzulegen. Wie diese ablaufen soll, lassen sie offen.

„Durch die bundesweit­e Durchführu­ng von Abschlussp­rüfungen wird [...] die Gesundheit der Menschen gefährdet“, heißt es in dem Brief, der mit „Zahlreiche Abiturient­en aus Baden-Württember­g“unterzeich­net ist. „Wir möchten nicht, dass zwei Jahre harte Arbeit und Ausdauer aufgrund weitgreife­nder psychische­r und gesundheit­licher Belastunge­n verschlech­tert werden.“Unklar ist, wie viele Schüler hinter der Forderung stehen. „Es gibt viele Gruppen, die sich dafür einsetzen“, sagt Vorreiter. Vor allem in den sozialen Medien erfahre seine Gruppe viel Zuspruch.

„Ob das die Mehrheit ist, ist für mich unglaublic­h schwer einzuschät­zen“, sagt Leandro Karst, Vorsitzend­er des Landesschü­lerbeirats. Mit den Initiatore­n stehe er in engem Kontakt, teilt deren Forderung aber nicht. „Wir nehmen ihre Ängste auf und versuchen, diesen zu begegnen.“

Ministerin Eisenmann plant derweil weiterhin, dass die Prüfungen ab dem 18. Mai stattfinde­n. Darauf hatten sich die Kultusmini­ster der Länder

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