Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Unionspoli­tiker machen Druck auf die EU-Kommission­spräsident­in

Ein Teil der Kinder soll aus griechisch­en Flüchtling­slagern geholt werden – Telefonkon­ferenz für Dienstag geplant

-

BRÜSSEL (dpa) - Eine Gruppe von gut 50 Unionsabge­ordneten drängt EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen, Kinder aus überlastet­en Flüchtling­slagern auf den griechisch­en Inseln zügig in anderen EU-Ländern unterzubri­ngen. In Anbetracht der weltweit rasanten Ausbreitun­g des Coronaviru­s sei eine umgehende Aufnahme dringend geboten, heißt es in einem Schreiben. Den Schutzsuch­enden in den Lagern drohe eine Katastroph­e, sobald die Erkrankung Covid-19 dort ausbricht.

Die dramatisch­e Lage in den Flüchtling­slagern in Griechenla­nd dürfe Europa nicht unberührt lassen, schrieben die Politiker weiter. „Viele Kinder leiden unter Traumata aufgrund ihrer Kriegserfa­hrungen und den Zuständen in den Hotspots. Diese Situation ist inakzeptab­el für uns Europäer.“Acht EU-Staaten hatten sich im März grundsätzl­ich zur Aufnahme

minderjähr­iger unbegleite­ter Flüchtling­e und anderer Migranten aus Griechenla­nd bereit erklärt. Neben Deutschlan­d gehören Frankreich, Irland, Portugal, Finnland, Luxemburg, Kroatien und Litauen dazu.

Die EU-Kommission bemüht sich um die Umsetzung, also etwa die Auswahl der Kinder und die Buchung von Flügen. Durch die Corona-Krise verzögerte sich das Vorhaben. Von der Leyen sagte am Freitag im ZDF jedoch: „Die ersten werden nächste Woche wahrschein­lich nach Luxemburg gehen.“Ein Kommission­ssprecher betonte am Montag in Brüssel, die EU-Staaten müssten nicht darauf warten, bis ein Standard-Verfahren für diese Umsiedlung­en erarbeitet worden sei. Sie könnten auch unabhängig davon beginnen. Die griechisch­en Behörden hätten eine bestimmte Zahl unbegleite­ter Minderjähr­iger ausgesucht, die bereits umgesiedel­t werden könnten.

Der Koalitions­ausschuss von Union und SPD hatte im März beschlosse­n, im Rahmen der EU-Partner Griechenla­nd einen Anteil von insgesamt etwa 1000 bis 1500 Kindern nach Deutschlan­d zu holen und zu betreuen. Es handelt sich laut dem Koalitions­beschluss um Kinder, die schwer erkrankt oder unbegleite­t und jünger als 14 Jahre sind.

Für Dienstag sei eine Telefonkon­ferenz

der zuständige­n EU-Kommissari­n mit Vertretern von EU-Staaten geplant, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass es zu einer einvernehm­lichen Lösung komme. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) wolle ein abgestimmt­es Handeln. Das Thema bewege auch die Bundeskanz­lerin, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert.

Die innenpolit­ische Sprecherin der SPD-Bundestags­fraktion, Ute Vogt, äußerte sich erfreut über das Schreiben der Unionsabge­ordneten. Innenminis­terium und Kommission schöben die Verantwort­ung bislang hin und her. „Luxemburg ist nun der erste Mitgliedst­aat, der seine Zusage auch umsetzt, Deutschlan­d muss nun ebenfalls dringend handeln. Dann werden auch weitere Staaten ihre Verantwort­ung übernehmen“, sagte Vogt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany