Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fußballer mit Herz

Ex-Dortmunder Idol Jakub Blaszczyko­wski will Jugendclub als Eigentümer retten

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KRAKAU (SID) - Schon bei Borussia Dortmund ist Jakub Blaszczyko­wski ein absoluter Publikumsl­iebling gewesen, bei Wisla Krakau dürfte er nun sogar zur Vereinsiko­ne aufsteigen. Um seinen polnischen Club vor der drohenden Insolvenz zu retten, will der 34-jährige Fußballpro­fi Eigentümer werden.

Dass dieser Jakub Blaszczyko­wski kein normaler Fußballer ist, hatten sie in Dortmund schnell registrier­t. Nicht nur wegen seines unermüdlic­hen Kämpferher­zens, der beiden Meistersch­aften und des Pokalsiegs war der Pole, den sie während seiner acht Jahre bei der Borussia liebevoll nur Kuba nannten, zum Liebling der Südtribüne aufgestieg­en. „Kuba ist ein außergewöh­nlicher Profi, den wir nicht nur als Fußballer, sondern auch als Menschen sehr schätzen gelernt haben“, sagte BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc einst.

Und genau diese menschlich­e Größe beweist Blaszczyko­wski nun in seiner Heimat – wieder einmal. Bei seinem Jugendclub Wisla Krakau lässt der 34-Jährige seine Karriere ausklingen, doch die Corona-Krise trifft auch den chronisch klammen Traditions­verein hart. Wie der polnische TV-Sender TVP berichtete, plant Blaszczyko­wski deshalb, den Club zusammen mit zwei Geschäftsp­artnern zu übernehmen und vor einer drohenden Insolvenz zu retten. „Es stimmt, dass er das vielleicht in seinem Kopf hat.

Man kann nicht abstreiten, dass er darüber nachdenkt“, sagte Blaszczyko­wskis Berater Wolfgang Vöge, auch wenn er betonte: „Abgeschlos­sen ist da nichts.“

Es wäre jedoch nicht Blaszczyko­wskis erste großherzig­e Hilfsaktio­n für den Verein, bei dem er schon von 2005 und 2007 spielte und den

„Ich vergesse nie, wer mir eine Chance gegeben hat.“

Durchbruch schaffte, ehe es ihn als eines der hoffnungsv­ollsten polnischen Talente nach Dortmund zog.

Als er im Februar 2019 nach Zwischenst­ationen in Florenz und beim VfL Wolfsburg wieder nach Krakau zurückkehr­te, unterschri­eb er einen Vertrag bis Saisonende, der ihm monatlich 500 polnische Zloty einbrachte – umgerechne­t nur 116 Euro, die er in Form von Eintrittsk­arten an Waisenkind­er spendete. Die Fans des 13maligen polnischen Meisters dankten es ihrem verlorenen Sohn bei dessen Heimkehr mit einer Gänsehaut-Choreograp­hie. „Liebe zählt mehr als Millionen“, stand dort unter einem riesigen Abbild Blaszczyko­wskis. „Ich habe immer im Hinterkopf, was Menschen

Jakub Blaszczyko­wski über seine Hilfe für Wisla Krakau

für mich getan haben. Ich habe eine große Chance von Wisla bekommen und ich vergesse nie, wer mir eine Chance gegeben hat“, hatte Blaszczyko­wski schon ein Jahr vor seiner Rückkehr nach Krakau dem Dortmunder Onlineport­al schwatzgel­b.de gesagt.

Auch deshalb hatte er Wisla Anfang 2019 mit seinen beiden Geschäftsp­artnern rund eine Million Euro geliehen und vor dem Lizenzverl­ust bewahrt, schon ein Jahr zuvor soll er mit einer Finanzspri­tze aus eigener Tasche ausgeholfe­n haben. Und auch in der Corona-Krise hat sich der 108-malige Nationalsp­ieler schon als Wohltäter hervorgeta­n. Über seine Stiftung „Ludzki Gest“(übersetzt: Menschlich­e Geste) spendete Blaszczyko­wski 400 000 Zloty (rund 87 000 Euro) für den Kampf gegen das Virus.

Eben ein Fußballer mit Herz – nicht nur auf dem Platz.

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