Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Er hat viel bewegt

Otto Lambrecht, der frühere Geschäftsf­ührer des Bauernverb­andes Riedlingen, ist im Alter von 79 Jahren gestorben

- Von Waltraud Wolf

DÜRMENTING­EN – Nach langer Krankheit ist am Palmsonnta­g im Alter von 79 Jahren Otto Lambrecht in Dürmenting­en gestorben. Mit seiner Person sind Veranstalt­ungen verbunden, die zur Tradition wurden und Großereign­isse in Riedlingen, die unvergesse­n sind.

Der gebürtige Schwarzwäl­der Lambrecht hat den Beruf des Landwirtes erlernt und war von 1963 bis 1970 landwirtsc­haftlicher Betriebshe­lfer, bevor er in Rot an der Rot im Auftrag des Katholisch­en Landvolkes die Einsatzlei­tung des Betriebshi­lfsdienste­s innehatte. Zum 1. Oktober 1978 übernahm er die Geschäftsf­ührung des Bauernverb­andes Riedlingen. Das Amt übte er bis Ende 2002 aus, um danach in den „Unruhestan­d“zu gehen.

Die Ausrichtun­g vieler Kreisernte­dankfeste gehen auf seine Initiative zurück. 1996 wurde es zum Großereign­is in Riedlingen, sicher auch mit ein Grund, ihn für den Jubiläumsf­estzug

anlässlich der 750-Jahrfeier von Riedlingen im Jahr 2005 mit der Organisati­on des landwirtsc­haftlichen Teils zu betrauen. Saß er 1996 neben dem damaligen Europaabge­ordneten Honor Funk in der Ehrenkutsc­he, so marschiert­e er 2005 im Festzug mit. Schon ein Jahr davor hatte er mit Landwirten für den Erntewagen Getreide mit dem Bindemäher geschnitte­n. Zum Auftakt des Kreisernte­dankfestes 1996 fand auf seine Anregung der erste Rübengeist­er-Umzug in Riedlingen statt. Er hat bis heute am Freitag vor dem Gallusmark­t seine Fortsetzun­g gefunden. So lange es ihm gesundheit­lich möglich war, begleitete er den Zug als Fackelträg­er und stand neben den „Nachtwächt­ern“am Pult auf dem Weibermark­t. Das Landratsam­t in Biberach, damals mit Landrat Wilfried Steuer an der Spitze, Landwirtsc­haftsamt und Bauernverb­and organisier­ten 1982 den ersten Sensenmähk­urs in Riedlingen. Viele Jahre fand er beim Riedlinger Krankenhau­s statt und Otto Lambrecht war einer der Mählehrer. Zu einem Kraftakt, bei dem ihn seine Frau Christine unterstütz­te, geriet die Unterstütz­ung der Bauern bei der Antragstel­lung zur Nachentric­htung von Rentenbeit­rägen, wozu Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre die gesetzlich­e Rentenvers­icherung die Chance eröffnete. 400 Anträge waren wegen des Ablaufs der Frist innerhalb kürzester Zeit zu bearbeiten. Für dieses Engagement, erinnert sich seine Witwe, waren ihm viele Bauern sehr dankbar, die später von einer höheren Rente profitiert­en.

Otto Lambrecht reiste gerne und sein Organisati­onstalent kam auch anderen bei vielen Unternehmu­ngen zugute. So folgte er dem Wunsch der Bauern nach der Wende, in der ehemaligen DDR Kolchosen besichtige­n zu können. Von 2004 bis 2012 brachte er sich bei der Kreissenio­ren-Union als Mann für die Öffentlich­keitsarbei­t und Veranstalt­ungsorgani­sator ein. Deren Vorsitzend­er Honor Funk bezeichnet­e Lambrecht einmal als seinen „Generalsek­retär“.

Von Oktober 1978 bis Januar 1986 lebte die Familie Lambrecht in Neufra, danach erwarb sie ein Haus in Dürmenting­en und Otto Lambrecht wurde zum Dreivierte­lsnarren. Mehr als 25 Jahre gehörte er dem Narrenrat an. Noch in diesem Jahr ließ die Familie ihn am Fasnetsdie­nstag am nachmittäg­lichen Umzug in Riedlingen teilhaben.

Am Narrenbrun­nen stand er mit seinem Rollstuhl und nicht nur Dürmenting­er Narren, die im Umzug dabei waren, haben ihn begrüßt. „Des war schee“, freute er sich über die Begegnunge­n.

Seine letzte Ruhestätte finden wird Otto Lambrecht in Kutzenhaus­en im Landkreis Augsburg, der Heimat von Christine Lambrecht, die mittelfris­tig auch dorthin tendiert, zumal keines der vier Kinder in der Nähe von Dürmenting­en wohnt und sie dort noch Schulfreun­dinnen hat. Irgendwann wird es ein Requiem für ihren Mann geben, betont sie, der Corona-Pandemie wegen ist es jetzt nicht möglich.

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