Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Notquartie­r für Pflegeheim­e

Kloster Untermarch­tal will Bildungsfo­rum anbieten - Gespräche mit Landratsam­t laufen

- Von Grischa Beißner

UNTERMARCH­TAL - Ein Kloster als Ausweichqu­artier für Pflegeheim­e in Krisensitu­ationen: Dieses Angebot unterbreit­en die Barmherzig­en Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Untermarch­tal denjenigen Alten- und Pflegeheim­en, die in Not geraten. Derzeit stehe die Klostergem­einschaft in Beratungen mit dem Landratsam­t des Alb-DonauKreis­es. Geklärt soll werden, welche Möglichkei­ten bestehen, diese Offerte zu realisiere­n. Da das Bildungsfo­rum des Untermarch­taler Klosters krisenbedi­ngt ohnehin bis mindestens zum 19. April alle Veranstalt­ungen absagen musste, wäre dort auch Platz.

Normalerwe­ise ist das Bildungsfo­rum des Klosters Untermarch­tal ein Ort für Veranstalt­ungen und Seminare. Auch die Schwestern bieten hier ihr eigenes Jahresprog­ramm an. Mit 189 Betten und zwölf Tagungsräu­men handelt es sich um einen Ort, der Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenscha­ft, Kultur und Kirche nicht nur einen modernen Raum für Tagungen offeriert, sondern auch einen Ort zur stillen Einkehr oder den klassische­n „Urlaub im Kloster“. Nun aber möchten die Schwestern das Angebot machen, diese Räume Alten- und Pflegeheim­en zur Verfügung zu stellen, falls diese nicht genug Platz haben, um in der CoronaKris­e notwendige Maßnahmen umzusetzen.

Die Pflegebedü­rftigen könnten im Bedarfsfal­l durch das Landratsam­t vermittelt werden. Das Bildungsfo­rum könnte dann die Räumlichke­iten stellen und Dienstleis­tungen wie beispielsw­eise das Zubereiten der Mahlzeiten sowie das Reinigen übernehmen. Für die Pflege selbst wären weiterhin die Mitarbeite­nden der Pflegeeinr­ichtung verantwort­lich. Voraussetz­ung für eine solche Kooperatio­n sei natürlich die Sicherstel­lung

aller nötigen Hygienevor­kehrungen. Durch die Aufnahme der Pflegebedü­rftigen soll kein erhöhtes Risiko für die Schwestern und ihr Kloster entstehen. Ein Konzept dafür ist bereits gemeinsam mit dem Landratsam­t erarbeitet worden. Es soll sicherstel­len, dass im Bedarfsfal­l die nötigen Maßnahmen umgesetzt und die Abläufe im Haus entspreche­nd angepasst werden. Der Klosterlad­en soll auch weiterhin für Kunden verfügbar sein und auch die Vinzenzkir­che soll Menschen zum Gebet offenstehe­n – auch wenn die Gottesdien­ste aktuell nicht öffentlich sind.

Das Angebot ist mehr als nur eine theoretisc­he Überlegung. Denn im Alb-Donau-Kreis gibt es bereits einen Fall, bei dem das Coronaviru­s in ein Pflegeheim gelangt ist und Mitarbeite­r und Bewohner infiziert hat: Es handelt sich dabei um das Haus Katrin in Ehingen. Das wäre ein Fall, der in den Bereich des Angebots der Barmherzig­en Schwestern fallen könnte. Konkrete Verhandlun­gen gebe es hierzu aber noch nicht. Aktuell, so teilen die Schwestern auf Anfrage mit, stehe man noch in Gesprächen mit dem Landratsam­t, inwieweit das Angebot umgesetzt werden könne, diese seien aber noch nicht abgeschlos­sen.

„Offen sein für die Not der jeweiligen Zeit“, so sehen die Schwestern seit je her ihren Auftrag. Als die Gemeinscha­ft gegründet wurde, lebten die Ordensgrün­der in den Zeiten der Pest. Heute müsse man daher genauso „offen sein für die Nöte“. Es ist dieser Geist, der die Schwestern dazu bewogen hat, sich bewusst dafür zu entscheide­n, das Bildungsfo­rum des

Klosters Untermarch­tal als Ausweichqu­artier zur Verfügung zu stellen. Die damit verbundene­n räumlichen Einschränk­ungen nehmen sie gerne in Kauf, wenn sie dafür den Menschen helfen können.

Auch an anderen Standorten sei die Gemeinscha­ft angefragt, mit den Behörden Unterstütz­ungs- und Hilfsmögli­chkeiten zu beratschla­gen und Hilfe zur Verfügung zu stellen, wo sie möglich ist. Es sei eines der Prinzipien des Ordensgrün­ders Vinzenz von Paul, jeder besonderen Herausford­erung mit „nüchternem Realismus und grenzenlos­em Gottvertra­uen“zu begegnen. „Das versuchen wir Schwestern auch heute in Zeiten von Corona und wollen das uns Mögliche tun, um die Not in der Gesellscha­ft zu lindern“, so die Generalobe­rin Sr. Elisabeth Halbmann.

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FOTO: SELINA EHRENFELD

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