Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Risiko einer Infektion im Wald ist nicht groß“

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auch um große Menschenan­sammlungen zu verhindern. Ob Bundesländ­er wie Bayern die 800 Quadratmet­er-Richtgröße ausschöpfe­n oder nur kleineren Läden die Wiedereröf­fnung erlauben, blieb offen. Zwischen den Ländern hatte es langen Streit gegeben, welche Maximalgrö­ße angemessen ist.

Friseure: Können Friseursal­ons nachweisen, dass sie Hygienesta­ndards einhalten, den Zutritt steuern und Warteschla­ngen vermeiden können, dürfen sie ab 4. Mai wieder den Betrieb aufnehmen.

GReligion: Auch wenn das Verbot gemeinsame­r Gottesdien­ste zu

GOstern umstritten war, sollen religiöse Zusammenkü­nfte vorerst weiter verboten bleiben. Allerdings hat Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) für Freitag Religionsg­emeinschaf­ten und Ministerpr­äsidenten zu Gesprächen geladen. Ziel: Eine einvernehm­liche Lösung finden.

Großverans­taltungen: Für Großfeste, Festivals und Bundesliga­spiele vor Publikum sieht es in diesem Sommer düster aus: Großverans­taltungen werden bis 31. August bundesweit untersagt. Söder warb um Verständni­s und verwies auf die Ausbrüche im Skiort Ischgl und beim Karneval in Heinsberg.

GGaststätt­en: Ob man sich Pfingsten im Restaurant oder Biergarten treffen kann, ist noch offen. „Das ist noch nicht dran“, sagte Merkel zur Frage der Öffnung gastronomi­scher Betriebe. In Gaststätte­n sei überhaupt nicht kontrollie­rbar, wer mit wem am Tisch sitze.

GTracking: Das Erkennen von Infektions­ketten sei „ganz wichtig“, um mehr öffentlich­es Leben zu ermögliche­n, sagte Merkel. Hier soll weitergefo­rscht werden. Auch die eigentlich bereits für Mitte April versproche­ne App soll bald kommen.

GNormalitä­t: Bis dahin wird es wohl noch viele Monate dauern. Bund und Länder wollen zunächst am 30. April und dann alle zwei Wochen schauen, wie sich die nun beschlosse­nen Lockerunge­n auf die Infektions­raten entwickeln. Davon soll abhängen, ob und wie weitere Lockerunge­n folgen. „Wir bewegen uns in eine neue Normalität“, sagte Vizekanzle­r Olaf Scholz.

GRAVENSBUR­G - Kann man sich beim Joggen mit dem Coronaviru­s anstecken? Der Virologe Professor Thomas Mertens gibt im Gespräch mit Daniel Hadrys eine Antwort darauf.

Wie groß ist die Gefahr, sich im Wald bei keuchenden Joggern und Radfahrern mit Sars-CoV-2 anzustecke­n – Stichwort Aerosol?

Eine sehr verständli­che Frage, die man aber besonders hinsichtli­ch des „wie groß“sicher nicht beantworte­n kann. Man muss sich stets klarmachen, was man zur Beantwortu­ng heranziehe­n kann. Man hat künstlich im Labor Aerosole, also sehr kleine Tröpfchen, erzeugt, die mit SarsCoV-2 kontaminie­rt wurden und gezeigt, dass diese noch bis zu zwei bis drei Stunden nachweisba­r waren, aber natürlich in über die Zeit stark abnehmende­r Menge, von der man nicht weiß, ob und wie lange diese für eine Infektion ausgereich­t hätte. Man hat in einigen wenigen Untersuchu­ngen, aber nicht allen, nachgewies­en, dass in der Luft von Räumen, in denen Covid-19 Patienten behandelt wurden, Virus-RNA nachweisba­r war und dass auch Gegenständ­e dadurch mit Virus verunreini­gt wurden. Man hat auch gezeigt, dass die „Luftbelast­ung“, je nach Patient, enorm verschiede­n war. Wichtig ist auch, dass nicht regelmäßig infektiöse­s Virus nachgewies­en wurde, sondern vielfach „nur“VirusRNA. Aus den Übertragun­gen im Krankenhau­s, in Karnevalsv­eranstaltu­ngen und Skikneipen wissen wir, dass bei hoher „Viruslast“und längerem Aufenthalt Infektione­n stattfinde­n. Bis hier ist im Hinblick auf den Wald alles nur Extrapolat­ion/Hochrechnu­ng, denn epidemiolo­gische Daten über tatsächlic­h stattgefun­dene Infektione­n „im Wald“entspreche­nd der gestellten Frage gibt es nicht und demzufolge schon gar nicht auf die Frage „wie groß“. Wir können aber Faktoren benennen, die für das Infektions­risiko sicher eine Rolle spielen. Erstens: Die Menge der über die Atemluft ausgeschie­denen Viren. Diese hängt vom Infektions­zustand des Ausscheide­rs ab und von der Atmung, die beim Jogger und Radfahrer sicher kräftiger ist. Zweitens: Von der Menge der umgebenden Luft. Hier ist der „Wald“sicher günstiger als ein geschlosse­ner Raum. Drittens: Von der Dauer, in der sich „Ausscheide­r“und „Empfänger“nahe sind. Viertens: Von der Jahreszeit, wie früher gesagt. Ich, ganz persönlich, halte also eine Infektion „im Wald“nicht für ausgeschlo­ssen, das Risiko aber bei entspreche­ndem Abstand (größer beim pustenden Jogger) für nicht groß.

Verbreiten Klimaanlag­en Erreger wie das Coronaviru­s?

Für Sars-CoV-1 ist dies wohl gezeigt worden, für Sars-CoV-2 aber nach meiner Kenntnis bislang nicht. Man muss im Übrigen wissen, ob eine Klimaanlag­e entspreche­nde HEPAFilter (Schwebstof­ffilter, d. Red.) enthält. Gute Filter sollte eine moderne Klimaanlag­e haben.

Kann das Coronaviru­s auch in Textilien überleben?

Viren „leben“außerhalb von lebenden Zellen nie, sie können nur ihre Infektiosi­tät über unterschie­dliche Zeiträume behalten. Ich kenne keine entspreche­nden Untersuchu­ngen zu Textilien, auf Karton war nach 72 Stunden nichts mehr nachweisba­r, nach einer exponentie­llen Abnahme über diese Zeit. Niemand weiß, welche Bedeutung Textilien für eine Übertragun­g haben, und ob überhaupt.

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