Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zusammenha­lt gestärkt

Frank Oster zieht vor seinem Rückzug aus dem RHG-Vorsitz eine positive Bilanz

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN – Zum 31. März wollte Frank Oster sein Amt als Vorsitzend­er des Riedlinger Handels- und Gewerbever­bands in andere Hände geben und war zuversicht­lich, die Nachfolge gesichert zu haben. Das Coronaviru­s warf den Zeitplan um und stellte ihn ebenso wie Handel und Gewerbe in Riedlingen vor nie gekannte Herausford­erungen. Sie stehen denn auch im Vordergrun­d von Osters Rückblick auf seine zwölfjähri­ge Tätigkeit, der für ihn sehr positiv ausfällt: „Es hat Spaß gemacht“.

Frank Oster lobt in der aktuellen Krise die Solidaritä­t unter den Geschäftsl­euten. Der schon bisher gute Zusammenha­lt sei gestärkt worden. Alles zu bündeln, was von den Betroffene­n angeboten wird und es online zu stellen, ist Ziel des RHG. Oster weiß sich hierbei von der Stadt und insbesonde­re von Wirtschaft­sförderin Eva-Maria Moser hervorrage­nd unterstütz­t, mit der er auch zuvor schon gut zusammenge­arbeitet habe. Weh getan, wie allen, hat ihm die Absage des Flohmarkts am 16. Mai. Um seine Organisati­on will sich Oster auch nach seinem Abschied als Vorsitzend­er weiter kümmern.

2007 hatte er zusammen mit seiner Frau Martina und seinem Schwager Fabian Stöhr das Fachgeschä­ft der Schwiegere­ltern für Augenoptik und Hörakustik übernommen. Gerade einmal eine Woche war er Mitglied in der Riedlinger Gemeinscha­ftswerbung, als er sich 2008 zum Kassierer wählen ließ. Weil die Spitzenpos­ition im Verein unbesetzt blieb, wurde eine zweite Sitzung anberaumt und Oster zum Vorsitzend­en gewählt. „Ich wollte mich engagieren“, bekennt er und freut sich, dass verwirklic­ht wurde, was er sich von Anfang an vorgenomme­n hatte: der Zusammensc­hluss von Riedlinger Gemeinscha­ftswerbung und Handels- und Gewerbever­ein. Vieler

Anläufe bedurfte es dazu, bis dies im Sommer 2018 gelang. Drei Jahre davor hatten die beiden Verbände zusammen mit der Stadt den Riedlinger City- und Marketingv­erein aus der Taufe gehoben und eine City-Managerin eingestell­t. Stadtmarke­ting zu betreiben, war das große Anliegen. Seine Auflösung aus finanziell­en Gründen im vergangene­n Februar schmerzt Oster. Der Verein sei unter dem Vorsitz von der sehr engagierte­n Kornelia Eisele ein wichtiges Instrument für die Entwicklun­g Riedlingen­s gewesen, bilanziert Oster und verschweig­t nicht seinen Frust über das Scheitern.

Oster lobt sein „tolles Team“, das ihn all die Jahre unterstütz­t hat, sieht aber durchaus noch Potenzial unter den 100 Mitglieder­n bei der Mitwirkung. Bis auf die Erledigung von schriftlic­hen Arbeiten in einer vor einigen Monaten eingericht­eten Geschäftss­telle wird die Arbeit ehrenamtli­ch geleistet. Bei den Gewerbetre­ibenden könnte er sich das Wiederaufl­eben von Veranstalt­ungen vorstellen, die es früher beim Handelsund Gewerbever­ein gab, wie das Unternehme­rfrühstück oder Firmenbesi­chtigungen.

In seinem Rückblick auf die vergangene­n zwölf Jahre erinnert er an die zehn Ausgaben des „Inforum“, einer eigenen Broschüre der RGW. Die

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Einführung der Mittsommer­nacht mit verlängert­en Einkaufsze­iten fiel in seine Amtszeit. War sie zunächst ein Riesenerfo­lg, so stellte sie sich schnell als sehr wetterabhä­ngig heraus. Als gefährdet nennt er mangels Interesses den begleitend­en Kunstund Kreativmar­kt. Hocherfreu­t blickt er auf ein Foto zurück, das die Handels- und Gewerbetre­ibenden gemeinsam zeigt. Aufgenomme­n wurde es angesichts des Baus der Kanalbrück­e unter dem Slogan „Wir sind für Sie da“. Baustellen seien immer wieder Herausford­erungen für den Handel in Riedlingen gewesen, betont Oster. Sie hätten stets werbetechn­ische Maßnahmen gefordert.

Aufregend nennt er die vor kurzem geführte Diskussion um die Öffnung der Fußgängerz­one in der Donaustraß­e für den Kraftfahrz­eug-Verkehr während des Baus der neuen Holzbrücke. Dankbar zeigt er sich, dass die Stadt weitere Stellplätz­e am Tuchplatz eingericht­et hat und man sich um solche auf der Brache an der Weilerstra­ße bemüht.

Sorge bereitet ihm die verlorene Kundenfreq­uenz nach dem Weggang des Drogeriema­rkts Müller aus der Altstadt. Die Laufkundsc­haft habe nachgelass­en, beklagt er auch Ladenschli­eßungen „um den Stock“. Für eine Umkehr falle auch ihm „keine Lösung ein“. Es seien rund ein Dutzend Geschäfte, die fehlten. Positiv wertet er in der Stadtsanie­rung Geschaffen­es. Gespannt ist er, was sich beim Stadthalle­n-Areal tun wird, ob Investoren nach der „langen Zeit“noch bereit seien, hier tätig zu werden und wie es angesichts der Coronakris­e überhaupt läuft. Bei einem Investoren­wettbewerb jedoch ist für ihn klar, dass der Handel in die vordere Reihe gehört. Als „toll“empfände er, wenn in dem alten Postgebäud­e ein Hotel entstünde mit Verwendung der alten Kanalbrück­e. Die Ausrichtun­g der Kleinen Landesgart­enschau empfindet er für Riedlingen als „perfekt“. Sie eröffne die Chance, die Stadt in Richtung Tourismus weiter zu entwickeln.

Vor den Herausford­erungen in der Coronakris­e rechnete Oster für sich zehn Stunden wöchentlic­h für sein ehrenamtli­ches Engagement aus, das er nur dank des Rückhaltes seiner Frau in der Firma leisten konnte. Die kreativen Dinge im Verein seien sowieso ihr Ding. Sich mehr Schlaf gönnen und mit Fahrradfah­ren und Joggen mehr sportlich unterwegs sein zu können und mehr Zeit für die Familie zu haben, das wünscht sich Frank Oster nach der Abgabe des Vorsitzes. Doch Corona lässt den Zeitpunkt noch offen.

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