Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Ball ist nicht systemrele­vant

- Von Felix Alex f.alex@schwaebisc­he.de

Kontaktspe­rren bleiben aus Angst vor einer Todeswelle noch Wochen bestehen, an ein normales Leben ist nicht zu denken, die Regierung hat ein Machtwort gesprochen. Höchste Zeit also, um sich den wirklich wichtigen Fragen zuzuwenden. Zum Beispiel: Wann rollt der Ball in der Bundesliga wieder? Klingt zynisch, ist aber Realität.

Während ein ganzes Land zu Hause sitzt, viele Angst um ihre Jobs oder die Lebensleis­tung haben, plant die Deutsche Fußball Liga (DFL) weiter munter für Mai ihre Spiele ohne Zuschauer. Es wirkt wie Realsatire, was der Profifußba­ll veranstalt­et, auch wenn diese Auffassung eine Krankheit über alle Sportarten hinweg zu sein scheint. Dass Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) Geisterspi­ele für „denkbar“hält, dürfte die Bundesligi­sten noch ermutigen. Anstatt über das „Ob“einer Saisonfort­setzung zu diskutiere­n oder die Gedankengä­nge erst anzustreng­en, sobald die Gesellscha­ft langsam erwacht, übt die Liga Druck auf die Politik aus. Gedankensp­iele mit einkaserni­erten Spielern, die bei jeder Partie auf das Coronaviru­s getestet werden, dürften unter den Umständen in der Welt nicht einmal bei den größten Freunden des schwarzen Humors als Satire durchgehen.

Dabei ist der Grund offensicht­lich. Es geht wie immer ums Geld, das in Form der TV-Millionen nur bei rollendem Ball fließt. Dass es um das Überleben der Clubs geht, ist dabei nicht einmal gelogen. Aktuell rächt sich die Von-der-Hand-in-denMund-Mentalität der vergangene­n Jahre. Immer höher und weiter. Dass die Fans gleichzeit­ig die Vertragsve­rlängerung eines Thomas Müller feiern, der weiterhin 15 Millionen Euro im Jahr verdient, ist dabei ebenso lächerlich wie der Fakt, dass sich die Bundesligi­sten als systemrele­vant gebärden. Die Fans vermissen ihren Fußball gerade jetzt, heißt es. Natürlich fehlt er, aber vor dem Fußball müssen erst mal einige andere Sachen starten. Am Ende werden die Herren wohl dennoch ihren Willen bekommen. Der Fußball wird dann ohne das für ihn elementars­te, die Fans, weitergehe­n, und der Sport damit selbst zur Satire werden.

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